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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Wasser im Mund zusammen. Sie starrten hungrig auf den Teller, bis nur noch das weiße Porzellan zu sehen war.
    Thom Harban legte den Löffel weg und streckte behaglich die Beine unter den Tisch.
    „Wie geht’s euch?“ fragte er zerstreut. „Was machen die Geschäfte?“
    Die fünf Spitzel saßen da wie Holzklötze. Sie taten, als hätten sie das Sprechen verlernt. Nur Chris Longman brachte endlich den Mund auf.
    „Du willst uns wohl aushorchen, wie? Verdammter Judas“, knirschte er zwischen den Zähnen.
    „Frag ihn mal nach Bruce Hattock!“ mischte sich Steff Milligan mit grollender Stimme ein. „Bestimmt war er es, der Bruce aufs Kreuz legte. Er hat ihn an die Cops verzinkt.“
    „Ist das wahr?“ fragte Chris Longman zischend.
    Thom Harban hob lässig die Schultern.
    „Denkt, was ihr wollt“, sagte er ungerührt. „Ich mache es eben genauso wie ihr. Man darf heutzutage keine falsche Scham kennen. Sonst kommt man unter die Räder.“
    „Warum arbeitest du dann nicht mit uns zusammen?“ fragte Buster Lorre.
    „Ihr wollt mich doch nicht haben.“
    „No, das wäre das letzte“, fauchte Chris Longman. „Scher dich weg! Ich zähle bis drei . . .“ Thom Harban lachte und bestellte sich einen Kognak. Erst als er das Glas in aller Ruhe leergetrunken hatte, erhob er sich wieder. Er setzte seinen Hut auf und zog den eleganten Mantel an, dann trat er noch einmal an den Tisch.
    „Überlegt es euch“, meinte er achselzuckend. „Vielleicht könnten wir wirklich Zusammenarbeiten. Ich hätte gute Tips für euch. Sie sind bares Geld wert.“
    Als er keine Antwort bekam, wandte er sich langsam zum Gehen.
    „Hau ab, verdammter Judas“, knurrte Chris Longman hinter ihm her. Das war der einzige Abschiedsgruß. Thom Harban nahm es jedoch von der leichten Seite. Als er die Treppe nach oben stieg, hatte er die beleidigenden Worte schon wieder vergessen. Er dachte bereits an ganz andere Dinge. Und es waren ziemlich gefährliche Pläne, die sein Hirn da eben ersann. Vor der grauen Hinterfront des Mulatten Klubs machte Thom Harban wieder halt. Er trat durch die Hintertür in den engen Flur. Kurz nachher schritt er über die Schwelle der großen Gaststube. Er wählte einen leeren Tisch in der Nähe des Büfetts. Er bestellte einen Gin und rauchte eine Zigarette dazu. Dann blickte er sich neugierig um. Das bunte Treiben gefiel ihm. Das Geschnatter der braunen und gelben Mischlinge machte ihm Spaß. Lächelnd blickte er in die verschlagenen Katzengesichter. Plötzlich ein verstohlener Schritt neben ihm. Ein undurchdringliches Malaiengesicht. Eine lispelnde Stimme.
    „Sie wollten vor zwei Wochen weißes Pulver haben, Herr. Ich konnte es inzwischen beschaffen. Das Päckchen kostet zweihundert Pfund. Haben Sie das Geld bei sich?“
    Thom Harban kam nicht zu einer Antwort. Gerade als er zum Sprechen ansetzen wollte, kam von der Theke her ein schriller, gellender Pfiff.
    Der Malaie zuckte zusammen. Er straffte den gekrümmten Rücken. Sein Blick wurde unsicher. „Ich komme gleich wieder, Herr“, sagte er flüsternd. „Warten Sie einen Moment! Man hat mich gerufen.“
    Es vergingen vier Minuten, bis der Gelbe wieder am Tisch erschien. Seine Augen waren starr wie Glas, die Lippen fest zusammengepreßt.
    „Tut mir leid, Herr“, lispelte er. „Ich darf Ihnen nichts verkaufen.“
    „Warum nicht?“
    „Chef sagte, Sie wären Verräter. Tut mir leid, Herr. Besser, wenn Sie verschwinden.“
    Merkwürdig, diesmal beherzigte Thom Harban den Rat. Er brach noch in der gleichen Sekunde auf. Hastig trat er durch die Hintertür auf den Sodom Wall hinaus. Die enge Uferstraße tat sich wieder vor ihm auf. Aber auch diesmal kam Thom Harban nicht besonders weit. Bereits vor der Hinterfront der Austern Bar stockten seine Schritte wieder. Er ging um das graue Gebäude herum, näherte sich dem Haupteingang und betrachtete schmunzelnd die ausgestellten Bilder der bezaubernden Tanzmädchen. Ohne lange zu überlegen, löste er an der Kasse ein Ticket. Es war die letzte Karte, die er bekam. Der Laden war wieder einmal ausverkauft. Als Thom Harban in den großen Barraum kam, sah er die kleine Bühne in gleißendes Licht getaucht. Elf Girls wirbelten auf den Brettern herum. Von weitem glichen sie sich wie ein Ei dem ändern. Thom Harban nahm an einem Tisch Platz, der eine gute Aussicht auf die Bühne bot. Links und rechts von ihm saßen zwei dicke Herren, die schnaufend und keuchend auf die verführerischen Girls starrten.
    „Phantastisch“,
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