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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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an die Spitze seines kleinen Trupps setzte und den Raum verließ.
    Auf dem Hof des Sonderdezernats standen drei Personenkraftwagen, die jeweils zwei Mann bis nahe des Lime Kiln Docks bringen sollten. In das Aufbrummen der starken Motore mischte sich das zehnmalige Glockenschlagen der Turmuhr.

    *

    Was man bei den Männern des Scotland Yard sagen konnte, traf bei Rob Austick in keiner Weise zu. Seine Nervosität an diesem Tage war geradezu lachhaft. Wie ein gereizter Stier lief er schon seit ein paar Stunden zwischen Dickens Barraum und ihrem Zusammenkunftsort, dem Hinterzimmer, hin und her. Da er seine fast überschäumende Wut an keinem seiner Komplicen auslassen konnte — viele waren es ja nicht mehr, und die noch da waren, hatten es vorgezogen, erst kurz vor der verabredeten Zeit zu kommen — versuchte er seinen Groll zu ersäufen. Unmengen von Schnaps und Bier hatte der stämmige Austick in sich hineinlaufen lassen. Und immer wieder griff er aufs neue zum Glas. Dem gutgemeinten Rat des Budikers, nicht vor der Bootsfahrt schon so unvernünftig zu sein, quittierte er mit einem gebrüllten: „Halt's Maul — und gib mir von nun an nur noch Doppelte!"
    Achselzuckend blieb Dickens nichts anderes übrig, als Rob Austick die befohlene Menge Alkohol einzuschenken. Dreiviertel zehn ...
    Mit schwerer Zunge und dick unterlaufenen Augen hockte Rob Austick immer noch allein in Dickens Bar. Von seinen lieben Freunden hatte er bis zur Stunde noch keinen zu Gesicht bekommen Was dem Wirt nicht gelungen war, hatte eine blonde Venustochter mit dem schönen Vornamen „Muriel" fertiggebracht. Austick trank nun nicht mehr gierig ein Glas nach dem anderen, sondern nippte nur noch an einem Glas Bier herum. Dafür aber schien der Magen der vollbusigen Muriel keinen Boden zu besitzen. Hatte Rob Austick zuvor die Absicht gehabt, den Alkoholbestand der Bar radikal zu dezimieren, so stand ihm die käufliche Venustochter jetzt um nichts nach. Für einige Minuten vergaß der Riese seine Gereiztheit. Hinter ihren getuschten Wimpern glomm ihm ein loderndes Feuer entgegen und stichelte seine tierischen Instinkte noch mehr auf. Wäre nicht in diesem Augenblick Lee Raynolds an seine Seite getreten, so hätte Rob Austick diesen Abend in einer fremden Kammer verbracht. Nun mal in seinem Unternehmungsgeist gebremst, riß er sich zusammen und folgte dem vorauseilenden Lee Raynolds.
    „In zwei Stunden bin ich wieder hier. Halte dich für mich frei, Sweety", rief er über die Schulter der um ihren „Fisch" betrogenen Käuflichen zu — und stand dann neben Lee Raynolds auf der Straße.
    „Dan Marcher steht dort. Wir wollen die Sache nun schnellstens über die Bühne rollen lassen, Rob, darum sind wir nicht erst in die Bar hineingegangen."
    „Schon gut, gehen wir!" entschied Rob Austick.
    Schweigsam schritten sie durch das Hafenviertel. Der Nebel war nicht so dicht wie in den letzten Nächten. Sie kamen schnell vorwärts.
    „Die Nacht ist gut", begann Austick wie im Selbstgespräch, „wenn der Nebel unten am Wasser nicht viel dicker ist, bin ich in zwei Stunden wieder in Dickens Bude."
    „Oder zum Teufel", lästerte Lee Raynolds, der den Grund für Austicks Eile zu wissen glaubte. Rob Austick gab jedoch keine Antwort, sondern legte noch einen Schritt zu. Dan Marcher hatte Mühe, das von den beiden jungen Männern angeschlagene Tempo mitzuhalten. Schweratmend erreichte er als Schlußmann den Lime Kiln Dock. Forschend waren seine Blicke auf dem letzten Teil des Weges umhergewandert, doch keinen aufgestellten Polizeiposten konnte er erkennen. Das Lime Kiln Dock lag wie immer, dunkel, geheimnisvoll und gefährlich da. — Als er Trusty Godophins „Palast" betrat, lagen sich die beiden Streithähne wieder in den Haaren.
    „So, du brauchst mich heute Nacht nicht", meckerte der Totenschädel los, und seine Augen blitzten den vor ihm stehenden Austick an.
    „Warum habe ich dann auf euch gewartet — he? — Und wie sieht es hiermit aus? Wer ersetzt mir den Ausfall, den ich durch deine Eigenmächtigkeit erleide?"
    „Reg dich nicht künstlich auf. Deine dreihundert Piepen bekommst du auch so, und den Weg zum Ship Dock schaffe ich ohne eure Hilfe." Verächtlich ließ er seinen Blick durch die Runde gehen.
    „Warum sagst du nicht gleich, daß ich das Geld bekomme. Blättere es auf den Tisch, und dann kannst du von mir aus machen, was du willst."
    „Das könnte dir so gefallen, alte Schnapsnudel. Geld gibt es bei Dickens. Und zwar erst, wenn ich
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