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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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war es, die ihn seine Aussage machen ließ, um damit der Exekutive den Fingerzeig zu geben, die sie zur Ergreifung des Phantoms brauchte.
    Kommissar Morrry glaubte schon den eigentlichen Grund zu erkennen, als er seine nächste Frage stellte: „Warum tun Sie das alles?"
    Mit verzerrtem Gesicht schaute der Alte hoch. Sein Blick streifte nur kurz die jugendliche Gestalt des Kommissars und glitt durch das Fenster zu der im Sonnenlicht liegenden Tower-Bridge hin.
    „Diese Frage hatte ich schon lange von Ihnen erwartet. Fast befürchtete ich schon, Sie würden nicht nach dem Beweggrund meiner an sich gemeinen Handlung fragen. Jetzt bin ich froh, daß ich Ihnen antworten darf."
    Sein Gesicht hellte sich merklich auf, und seine Augen hefteten sich wie bittend auf den Kommissar. „Ich wurde zum Verräter, weil ich zwei Menschen helfen will. Zwei jungen Leuten, die es verdienen, daß man ihnen hilft. Sie sind Ihnen nicht unbekannt, Kommissar, und wenn ich Ihnen sage, daß die Polizei einen großen Fehler begehen wird, wenn sie das Pärchen wieder auseinanderreißt, so dürfen Sie es mir glauben."
    „Susan Bexter und Mat Heflin?"
    „Yes, Kommissar. Für diese beiden Menschen möchte ich mich bei Ihnen einsetzen. Darum habe ich Sie hergebeten und Ihnen alles erzählt, was ich wußte. Heflin ist nicht der, für den Sie ihn halten. Er ist weder ein Mörder, noch ein Gewaltverbrecher. Und nachdem Sie das Phantom erledigt haben, erbitte ich eine Gegenleistung: Nehmen Sie den Fall Mat Heflin einmal in die Hand und studieren Sie ihn, Sie werden feststellen, daß sich in den Ermittlungsergebnissen der Polizei einige Lücken befinden. Diese Lücken, Kommissar, hat man seinerzeit kurzerhand mit den schönen Worten ,umfassendes Geständnis des Täters', zugestopft. Er war aber nicht der eigentliche Täter, Kommissar. Es war ein anderer. Sie können und müssen mir glauben."
    „Und wer war der wirkliche Täter?"
    Einen Moment trat Stille ein. Der Mann an Morrys Seite tat einen tiefen Atemzug.
    „Sie werden ihn morgen Nacht zusammen mit mir verhaften können. Genügt Ihnen das?"
    „Vollkommen!"
    „Darf ich nun gehen, Kommissar, — oder wollen Sie noch etwas wissen?"
    „Wissen schon, aber beantworten werden Sie die Frage nicht wollen."
    „Nein! — Wo Mat Heflin sich im Augenblick aufhält, werde ich Ihnen heute noch nicht sagen. Erst wenn alles vorüber ist und ich weiß, daß mein Opfer nicht umsonst war, werde ich sprechen."
    Die Worte des Mannes klangen entschlossen. Nichts auf dieser Welt würde ihn veranlassen können, den Aufenthaltsort Mat Heflins preiszugeben. Kommissar Morry dachte auch nicht daran, das letzte, was er noch gern gewußt hätte, mit Drohung oder gar mit Gewalt aus diesem Manne herauszuholen. Die morgige Aktion war zu wichtig, daß er es sich nicht leisten konnte, den Mann durch eine unbedachte Forderung von seinem jetzigen Standpunkt abzubringen. Außerdem konnte er es verantworten, den Fall Mat Heflin jetzt als Zweitangriff zu betrachten. Er hatte ja schon die Akte genauestens in Augenschein genommen und ihm war es nicht entgangen, daß einiges darin sehr undurchsichtig und widersprechend war.
    Sein unbestechliches Rechtsempfinden hatte sich gegen diese Art von Täterschaftsermittlung, die von seinem Vertreter im Falle Mat Heflin angewandt worden war, gesträubt, und im Falle der Wiederergreifung Mat Heflins wären von ihm die seinerzeit versäumten und noch fehlenden Tatbestandsmerkmale genauestens überprüft worden. Er schreckte auch nicht davor zurück, mit einem etwaigen, von ihm ermittelten und entlastenden Beweismaterial, den Fall in ein Revisionsverfahren zu bringen. Nach dem augenblicklichen Stand der Dinge befürchtete Kommissar Morry, nein er befürchtete es nicht nur, sondern wußte es schon, daß ein Revisionsverfahren unumgänglich werden würde. Kein besonderes Ruhmesblatt für Polizei und Justiz. Doch es kam noch schlimmer! — Als er noch einmal die Einzelheiten, der am nächsten Tag stattfindenden Aktion mit seinem Gegenüber besprachen hatte, verabschiedete sich der Alte. Morry beglich ebenfalls seine Zeche und verließ den Ort der für ihn so aufschlußreich gewesenen Unterredung. Mosaikartig hatte sich jedes gehörte Wort in seinem Verdacht eingefügt. Daß es diesesmal nicht nur ein Verdacht bleiben würde, dafür sprachen gewisse Übereinstimmungen seiner Kombinationsfäden mit den bereits erkannten Tatsachen eine zu deutliche Sprache. Der Fall „Phantom" spitzte sich merklich zu
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