Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
gestört zu werden, ist wohl sehr verständlich. Ungeachtet des mokanten Lächelns, mit dem Captain Smiths seine Worte quittierte, blieb jedoch Brookers bei seiner Behauptung und bat den Captain, zu einer späteren Stunde wiederzukommen. Erst als Kommissar Hauken in Brookers Zimmer erschien, einen Bericht auf den Schreibtisch legte und meinte: „Kommissar Morry empfängt ja heute keinen Besuch, Brookers. Wenn Sie gerufen werden, dann übergeben Sie ihm diesen Bericht", gab sich Captain Smiths zufrieden und verließ zusammen mit Kommissar Hauken das Zimmer. Wenig später erwies sich aber, daß Morry doch für jeden Sterblichen zu sprechen war. Er war eben dabei, Brookers eine für die Interpol bestimmte Anfrage zu diktieren, als das Telephon auf seinem Schreibtisch zu rasseln begann. Kommissar Morry griff persönlich zum Apparat. Eine ziemlich aufgeregte Männerstimme meldete sich von einer öffentlichen Sprechzelle. Den Namen des Mannes verstand Kommissar Morry nicht.
    „Kommissar Morry, ich muß Sie unbedingt sprechen", hörte er den Mann am anderen Ende sagen.
    „Wenn Sie mich sprechen wollen, dann kommen Sie doch hierher zum Hauptquartier. Ich wüßte nicht, daß dem etwas im Wege stünde", gab Morry zurück und war versucht, das Gespräch zu beenden.
    „Kommissar", meldete sich die Stimme wieder, und es hatte den Anschein, als hätte der Mann am anderen Ende der Leitung Morrys Absicht erkannt, „hören Sie bitte. Ich kann aus bestimmten Gründen nicht zum Hauptquartier kommen. Die Sache, die ich mit Ihnen besprechen möchte, muß streng vertraulich behandelt werden. Aus diesem Grunde muß unser Zusammentreffen auch außerhalb des Police-Headquarters stattfinden."
    „Hören Sie, Mann", wurde Morry, der aus den Worten des Mannes nicht klug werden konnte und nicht auf blauen Dunst hinaus in der Weltgeschichte herumgondeln wollte, leicht ärgerlich, „wenn Sie der Polizei etwas Wichtiges mitzuteilen haben, dann müssen Sie schon etwas konkretere Angaben machen."
    „Kommissar Morry, ich flehe Sie an. Stellen Sie jetzt keine weiteren Fragen, sondern erfüllen Sie mir meine Bitte. Kommen Sie heraus zur Tower Bridge, an der Ecke des St. Katharines Ways befindet sich ein kleines Cafe. Dort warte ich auf Sie!"
    „Wollen Sie mir nicht wenigstens Ihren Namen sagen? Am Anfang unseres Gespräches nannten Sie ihn bereits, aber so undeutlich, daß er hier nicht zu verstehen war", wurde Morry stutzig, indem er sich sagte, daß doch etwas Interessantes an der Sache dran sein könnte. Der Anrufer nannte seinen vollen Namen.
    „Aus Blackwall?" fragte Morry zur Bestätigung seines Bildes, das aus seiner Erinnerung auftauchte.
    „Yes Sir! Kommen Sie nun?"
    „In weniger als dreißig Minuten bin ich in dem von Ihnen angegebenen Cafe."
    „Thanks", meldete sich noch einmal die Stimme in der Leitung, dann knackte es, der Teilnehmer hatte eingehängt.
    „Sir, Sie wollen doch nicht etwa auf diesen ausgefallenen Schwindel hereinfallen?" meinte Brookers, der Bruchstücke des Gespräches mitgehört hatte und seinen Chef skeptisch ansah.
    „Ich will, mein Lieber! — Und ein Schwindel ist es auf keinen Fall. Wenn der alte Fuchs schon die Polizei zur Hilfe ruft, muß es gewaltig in den Reihen unserer Kunden von Limehouse rauchen."
    „Oder man will Sie absichtlich auf eine falsche Fährte hetzen, Sir."
    „Glaube ich nicht, Brookers. Vielmehr sagt mir mein Gefühl, daß wir nahe daran sind, in unserer Mordserie das I-Pünktchen einzusetzen", sagte Kommissar Morry vieldeutend, und um seine Lippen spielte seit Tagen wieder das altbekannte Lächeln.
    „Sir, ich verstehe Sie nicht, wir sind doch kaum einen Schritt weitergekommen. Immer wieder glaubten wir, einen Verdächtigen ermittelt zu haben. Aber jedesmal schied diese Person wieder aus. Der letzte, der als Täter in Frage käme, kann es nach Ihrer Meinung am allerwenigsten sein. Nun wollen Sie beinahe einen Schlußstrich unter den, wie ich bisher glaubte, undurchsichtigen und nicht anzufassenden Fall ziehen. Sir, das begreife ich nicht."
    „Lassen Sie es gut sein Brookers. Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Schädel. Wenn ich meiner Sache ganz sicher bin, sollen Sie es als erster erfahren, wer hier in London als Phantom herumspukt. Und in der Endphase sind Sie dann mit von der Partie."
    „Sir, wann denken Sie, ist es soweit?" wollte Brookers, der nun völlig durcheinander zu. sein schien, wissen.
    „Vielleicht heute, vielleicht morgen", gab Morry ausweichend zur Antwort.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher