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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
Autoren: Bodil Mårtensson
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Kollegen mit größerer Hochachtung an als jemals zuvor.
    Wie man sich doch irren kann, dachte Joakim Hill und schämte sich. Man meint so viel über einen anderen Menschen zu wissen und wird in Extremsituationen dann doch eines anderen belehrt.
    Aber er sagte nichts. Er schlief bereits, als sie die Auffahrt auf die E 4 Richtung Süden erreichten.

12
    Etwas später an diesem Samstagmorgen trat Hill wie ein unwillkommener Gast über die Schwelle des Polizeipräsidiums in Helsingborg. Hohläugig und unrasiert stand er vollkommen unerwartet vor Joansson.
    »Also dann«, seufzte er theatralisch und knallte seine Sporttasche demonstrativ auf Joanssons Tisch.
    »Wa … was?«
    Verwirrt schaute Joansson von dem gerade kopierten Informationsblatt auf, auf dem die asozialen Vorfälle im Polizeibezirk Helsingborg in der vergangenen Nacht aufgelistet waren.
    Hill schaute Joansson übermütig an.
    »Ich hatte doch jetzt eine Trainingszeit?«, fragte er gespielt unschuldig.
    »Ja, aber … aber du kannst doch noch gar nicht zurück sein?«
    Betont langsam sah sich Hill im Entree des schonischen Polizeipräsidiums um, wie um sicherzugehen, dass er auch wirklich dort war.
    »Doch, es hat ganz den Anschein.«
    »Aber … aber, es ist doch erst zehn vor acht!«
    »Genau. Und ich hatte um acht eine Trainingszeit. Oder?«
    Joansson war bleich geworden.
    Dumm starrte er Hill an, als wolle er ihn durch bloße Willenskraft wieder verschwinden lassen. Um nichts in der Welt hätte Hill es jetzt bleiben lassen, seine leicht gewonnene Oberhand auszukosten. Nonchalant hängte er sich seine Tasche über die Schulter.
    »Das Training ist Pflicht und Stolz eines jeden Polizeibeamten. Das sagst du doch immer, Joansson?«
    »Doch, aber …«
    »Aber was?«
    »Bist du nicht in Småland?«
    »Da waren wir, Sahlman und ich. Hast du von dieser üblen Geschichte noch nicht gehört?«
    »Doch, doch natürlich! Gratuliere, aber wie könnt ihr dann schonl …? Ich meine, habt ihr nicht in Ramseryd übernachtet?«
    Hill fuhr sich durch sein Haar, in dem noch der Nachtschweiß klebte, und fühlte sich wie Clint Eastwood in der schlimmsten Wüstenhitze in Zwei glorreiche Halunken. Dann gab er Joansson eine trockene Antwort.
    »Nein, dabei wäre mir nicht wohl gewesen.«
    »Wie? Wobei wäre dir nicht wohl gewesen?«
    »Dabei, in einem Hotel zu übernachten.«
    »Wieso das?«
    »Das wäre doch reine Verschwendung gewesen, oder?«, meinte er immer noch gespielt unschuldig und stellte seine Sporttasche wieder auf den Fußboden. »Verschwendung der ohnehin bereits knappen Mittel der Polizei.«
    Ausnahmsweise wusste Joansson nicht, was er entgegnen sollte. Es hatte den Anschein, als hätte er seinen Uniformschlips zu fest angezogen. Er lockerte ihn verlegen und bekam langsam wieder seine normale Gesichtsfarbe.
    »Ist jetzt frei? Kann ich runtergehen?«, wollte Hill bescheiden wissen und genoss die Situation.
    »Frei? Ja … natürlich.«
    Hatte Joansson sich etwa verschluckt?
    »Natürlich, jetzt bist du an der Reihe«, bestätigte er angestrengt und räusperte sich wieder.
    »Dankeschön. Weißt du, du solltest vielleicht einen Schluck Wasser trinken«, schlug Hill vor. »Dir scheint was im Hals stecken geblieben zu sein.«
    Joansson setzte ein blödes Lächeln auf, nickte und versuchte so unbekümmert wie möglich zu wirken.
    Mit raschen Schritten ging Hill die Treppe zum Trainingsraum hinunter – er fühlte sich plötzlich wieder jung.
    Vor seinem inneren Auge sah er, wie sich Joansson dort oben hinter seinem Tisch zusammenkrümmte, als hätte er plötzlich Magenkrämpfe bekommen, sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte und in Verwünschungen über ihn ausbrach.
    Aber das kümmerte ihn nicht die Bohne.
    Seit ihm Joansson großspurig diese unchristliche Trainingszeit aufgezwungen hatte, hatte er dieses unbeirrbare Gefühl gehabt. Joansson war ein notorischer Spieler und hatte sicher bereits eine halbe Stunde, nachdem er ihn für diese Zeit eingetragen hatte, alle denkbaren Interessenten gefragt. Sicher hatten sie darum gewettet, ob Hill diese frühe Zeit wahrnehmen würde oder nicht.
    Etwas an seinem Auftreten, als sie sich am Vorabend auf den Weg gemacht hatten, hatte Hill nachdenklich werden lassen. Er hatte das Gefühl gehabt, dass der Mann, der da so selbstzufrieden hinter seinem Tisch gesessen hatte, einen Jackpot witterte.
    Mit geschlossenen Augen hatte er auf der Rückfahrt nach Helsingborg darüber nachgedacht. Und jetzt, nachdem er diese heftige
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