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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
Autoren: Bodil Mårtensson
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Arzt. Aber, nein, ich glaube es eigentlich nicht.«
    Zum ersten Mal sah sich Hill in Elin Starbecks heruntergekommener Wohnung um. Sein Blick blieb an der Tür der winzigen Schlafnische hängen.
    »Wo hat sie ihr Bett?«, sagte er mehr zu sich selbst. »Da drin?«
    »Wieso?«, wollte Sahlman wissen und sah eine Sekunde lang hoch.
    »Wir sollen das entscheiden, meint der Mann von der Notrufzentrale«, erklärte Hill, »wir müssen entscheiden, ob sie bewegt werden kann oder nicht. Aber sie braucht Wärme. Sie muss warm bleiben und darf keine Angst haben, wenn sie überleben soll, und der Fußboden hier ist eiskalt.«
    Sahlman stand auf, stolperte über Bernards Fuß und trat verärgert danach.
    »Dann müssen wir sie eben wegtragen. Es gibt keine andere Lösung.«
    Hill hob die Decke auf und warf sie seinem Kollegen zu. Sie wickelten sie darin ein und packten dann unter Arme und Beine und hoben an.
    Sie war ihnen fast zu schwer.
    Unglaublich, wie schwer ein Mensch sein konnte. Es war nicht so sehr Übergewicht, denn Elin Starbeck war weder dicker noch dünner als die meisten anderen. Dass sie so schlaff war, lag an ihrer beginnenden Bewusstlosigkeit.
    Hill sah sich gezwungen, sie kurz auf seinen Knien abzustützen, um sie besser fassen zu können. Sahlman schwitzte, aber wenn sie alle ihre Kräfte aufboten, dann würden sie sie bald in ihrem eigenen Bett haben, in dem sie sich geborgen fühlen musste. Das würde ihnen etwas Zeit extra geben, vielleicht die Minuten, die den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen konnten.
    Die Bettwäsche war alles andere als sauber, da die allein lebende Elin Starbeck nie sonderlichen Wert auf frische Laken gelegt hatte.
    Aber sie meinten, eine Reaktion zu bemerken, als sie ihren Kopf auf das Kissen betteten. Sie rollte sich in ihrer Lieblingsschlafstellung zusammen, ein Bein angezogen, das andere ausgestreckt. An sich ein gutes Zeichen, gleichzeitig begann sie aber unkontrolliert zu zittern.
    »Decken! Wir müssen Decken finden, Tischtücher, Gardinen, egal was!«
    Sahlman riss die Tür des Kleiderschranks auf und nahm alles heraus, womit sie sich zudecken ließ. Alte Mäntel, schmutzige Overalls und Picknickplaids türmte er auf sie drauf. Egal wie das aussah, es würde sie zumindest warm halten!
    In diesem Augenblick türmte Adrian.

11
    Sie hörten nur ein Stuhlbein, das gegen einen Tisch schlug, ein schlurfendes Geräusch und schnelle, sich entfernende Schritte. Aber es bestand nicht der geringste Zweifel, dass es der junge Blonde war, der durch die bereits eingeschlagene Tür geflüchtet war.
    Das ist vermutlich der, der Adrian heißt, dachte Hill, denn der Ältere, der auf dem Boden kauerte und unzusammenhängend redete, war nach der Beschreibung, die ihnen der Terminator gezeigt hatte, Bernard.
    Und Stoján lag einfach da, ein fachgerecht erlegtes Raubtier, das nicht mehr jagen würde.
    »Verdammt!«, rief Hill und rannte sofort los.
    Aber Sahlman war schneller. Schneller oder vielleicht auch nur außer sich vor Wut.
    »Bleib bei ihr, ich erwische den Burschen schon!«, schrie er.
    Mit unerwartetem Tempo setzte er Adrian Remis hinterher. Vielleicht hatten die Strapazen des Vorabends dem Wolf in Knut Sahlman einen gewissen Vorsprung verschafft. Er flog mehr durch die Tür und die Treppe hinab, als dass er lief.
    Der Lette verschwand Richtung Wald. Weg vom Licht und zwischen die dunklen småländischen Tannen. Seine langen Beine bewegten sich rasend schnell, damit er nur ja in die Dunkelheit kam, um zu seinem Verfolger einen beruhigenden Abstand zu gewinnen. Zwischen den Zweigen würde er zu einem unsichtbaren Schatten werden, unsichtbar zwischen den anderen Schatten in dem nachtschwarzen, schützenden Wald.
    Der Zorn verlieh Sahlman regelrecht Flügel.
    Den Weg, der ihm noch vor einem Augenblick als Via dolorosa voll ewiger Pein erschienen war, legte er jetzt leichtfüßig zurück. Er berührte mit seinen Schuhen kaum den Boden, als er über den Kies des Hofes hinwegsauste. Seine Pistole hielt er immer noch fest in beiden Händen in Kopfhöhe, wie ein großes Schwert, ein gewaltiges, geschmiedetes Henkersschwert, das ihm den Weg zum Ziel bahnen sollte.
    Er keuchte.
    Aber da war er nicht der Einzige.
    Die schmerzhafte Einsicht, dass das Leben, wie er es bisher gekannt hatte, ein Ende gefunden hatte, lähmte auf merkwürdige Weise. Er war verwirrt und verfügte nicht mehr über seine normalen Kräfte. Verzweifelt keuchte er vorwärts auf der Suche nach einem passenden
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