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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
Autoren: Bodil Mårtensson
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Stefanis wurde in die Gerichtsmedizin nach Lund gefahren. Dort sollte sie obduziert werden. Es war recht und billig, dass er dort einen Platz bekam wie viele seiner Opfer vor ihm.
    Übrig waren die beiden überarbeiteten Kriminalbeamten – und ihre Müdigkeit forderte schließlich ihr Recht.
    Sie saßen nebeneinander auf Elin Starbecks durchgesessenem Zweiersofa aus den frühen sechziger Jahren und starrten blicklos auf die Wand gegenüber wie zwei müde Komiker nach Abstellen der Scheinwerfer und Kameras.
    Hier blieb nichts mehr für sie zu tun. Sie hatten der örtlichen Polizei gegenüber bereits ihre Aussagen gemacht, dafür gesorgt, dass Beweise gesichert und Zeugenaussagen protokolliert worden waren und dass man das Gelände abgesperrt hatte, weil die Reichsmordkommission erwartet wurde. Diese würde aber kaum vor den frühen Morgenstunden eintreffen, und bis dahin gab es ganz einfach nichts mehr zu tun.
    Um alles Weitere mussten sie sich mit Hilfe von Fax und Telefon kümmern – allmählich würden sicher noch eine ganze Reihe von Fragen auftauchen. Vielleicht würde sich sogar noch die Sicherheitspolizei einmischen, vielleicht auch nicht.
    Joakim Hill und Knut Sahlman blieb nichts anderes mehr zu tun, als mit dem Auto nach Süden zu fahren.
    »Ich kann fahren«, erbot sich Sahlman. »Das ist nur gerecht, du bist schließlich hergefahren.«
    »Wir sind beide zu müde dazu.«
    »Ja, eigentlich schon.«
    »Aber andererseits …«, meinte Hill zögernd.
    »Ja?«
    »Bei genauerem Nachdenken wäre es schön, wieder nach Hause zu kommen, findest du nicht auch?«
    »Hm.«
    »Wir haben es jetzt auch nicht mehr so eilig.«
    »Hm.«
    »Kannst du wirklich fahren, ist das okay?«, versicherte sich Hill.
    »Natürlich, das habe ich doch gesagt«, erinnerte ihn Sahlman, seufzte und stand mit Mühe aus dem durchgesessenen Sofa auf.
    Die Strapazen der Nacht würden wehtun. Es würde vermutlich Tage dauern, bis der Muskelkater und die blauen Flecken sich nicht mehr bei jeder Bewegung in Erinnerung brachten. Aber damit mussten sie sich abfinden.
    Ihr Wagen stand immer noch in der Kurve, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Sie hätten sich sicher von einem ihrer Kollegen aus Småland dorthin fahren lassen können, wenn sie darum gebeten hätten, aber der kurze Spaziergang tat ihnen gut. Sie atmeten den frischen Duft der Tannen ein und ließen das, was an dem Abend vorgefallen war, hinter sich.
    Schweigend und nachdenklich verließen sie zusammen die Stelle des Waldes, die im Verlauf der Nacht so viel Tragik gesehen hatte. In der Kurve blieben sie einen Augenblick stehen und sahen sich noch ein letztes Mal um.
    Das erste Licht der Morgendämmerung vertrieb bereits das Blauschwarz der Nacht. Und als sie auf die kleine Tankstelle zurückblickten, die in der Lichtung lag, wie sie das immer getan hatte, konnten sie nicht fassen, welches friedliche Bild, ländlich idyllisch und unschuldig, sich ihnen darbot.
    Und doch …
    Sie zuckten mit den Achseln, drehten sich um und gingen auf ihren Wagen zu.
    Geschickt fuhr Sahlman zurück auf die Straße und ein letztes Mal an der Tankstelle vorbei.
    Hier war jetzt Leben, eine wimmelnde Geschäftigkeit. Alles war in den flackernden Schein der Blaulichter getaucht und in das tiefrosa Licht der Morgendämmerung. Hinter der Absperrung drängten sich die Menschen, um sich berichten zu lassen, alle die, denen es bisher so schwer gefallen war, hierher zu finden.
    Langsam fuhren die beiden Polizeibeamten aus Schonen davon, sie waren froh, endlich wegzukommen.
    Hungrig hielt Sahlman an der Hamburgerbar, aber dort war alles dunkel.
    »Verdammt!«, rief er. »Jetzt hätte ich wirklich was essen können. Egal was.«
    Hill hörte, wie es in seiner Jackentasche raschelte, als er sich auf dem Beifahrersitz zurechtsetzte.
    »Hast du ›egal was‹ gesagt?«
    »Verdammt noch mal, ja!«
    »Hier«, sagte Hill und reichte ihm sein altes, vergessenes und zerdrücktes Butterbrot. »Ich kann nicht dafür garantieren, dass es noch genießbar ist, aber wenn du es haben willst, bitteschön!«
    Sahlman war alles Recht. Er riss die Zellophanhülle runter, verschlang das Brot mit drei Bissen und legte den ersten Gang ein.
    Langsam fuhren sie durch den Ort, bis die Straße breiter wurde und sie endlich wieder die richtige Abzweigung nach Jönköping fanden.
    Vom Beifahrersitz aus sah Hill Sahlman verstohlen an, während die Natur mit ihren Frühnebeln immer schneller an der Windschutzscheibe vorbeihuschte. Er sah seinen
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