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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle
Autoren: Gil McNeil
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entlocken jedem seine intimsten Geheimnisse, während sie ihn für die Sendung schminken, und wehe er packt nicht haarklein alles aus, dann sorgen sie dafür, dass er aussieht wie eine Tunte. Wann immer man jemanden die Nachrichten verlesen sieht mit einem orangeroten Gesicht oder Lidschatten wie ein Pantomime, kann man sicher sein, dass er saftige Details zurückgehalten hat.
    »Also noch ein verdammtes Nymphchen, das hinter meinem Job her ist. Herrgott.«
    Es gab in jüngster Zeit Unmengen von Nymphchen, die vom Management ohne richtige Ausbildung ins kalte Wasser geworfen wurden und sich gewöhnlich mit ein, zwei Meldungen blamierten, bevor sie zum Regionalfernsehen abgeschoben wurden, um sich dort die nötigen Basiskenntnisse anzueignen.
    »Was ist nochmal mit der davor passiert? Mit der Dunkelhaarigen, die Brian Winters angeschleppt hat, die auch bei ernsthaften Reportagen ständig nur berichtete, was die Leute anhatten? Diejenige, die sagte ›Also, ich kann Ihnen sagen, die sind echt sauer, Ellen‹, als du eine Lifeschaltung zu Scotland Yard hattest und wissen wolltest, wie sie auf die wiederholte Unterstellung, es total verbockt zu haben, zu reagieren gedenken.«
    Wir lachen beide.
    »Ich mochte ihre Stimme.«
    »Brian Winters auch, bis seine Frau dahintergekommen ist. Sie haben ihren Vertrag nicht verlängert, und sie hat Wichser auf seine Motorhaube geschrieben, mit knallrotem Nagellack, Dior Rouge, glaube ich. Fantastisch. Die Sicherheitsleute müssen sie dabei beobachtet haben, behaupten aber, nichts gesehen zu haben.«
    »Brillant.«
    »Finde ich auch. Damit stieg sie stark in meiner Achtung, das kann ich dir flüstern. Aber kein Wunder, dass alle Welt über junge Frauen stöhnt, die sich im Vollrausch in Pubs ihrer Oberteile entledigen. Welchen Sinn macht es zum Teufel, ganz ladylike und kultiviert zu sein, wenn du es mit so verlogenen Mistkerlen zu tun hast? Oder irgendwelche sogenannten neuen Männer am Hals zu haben, denen es angeblich nichts ausmacht, wenn du mehr verdienst als sie, während sie heimlich vor Wut schäumen? Neue Männer, da lachen ja die Hühner. Du kennst doch Zaras Mann, Adam, der in der City arbeitet und sich für Gottes Geschenk an die Menschheit hält?«
    »Der mit der schrecklichen Frisur?«
    »Genau. Also, sie ist gerade befördert worden und hat im Zuge der Neuordnung einen Spitzenjob bei LTV bekommen, und weißt du, was? Ihm hat sie gesagt, dass sie zur Assistentin des Vorstands degradiert worden ist, und er war begeistert. Sie verdient ein Vermögen, aber statt dass sie Einkaufstüten ins Haus schmuggelt, weil sie zu viel von seinem Geld ausgegeben hat, schmuggelt sie sie ins Haus, weil sie zu viel von ihrem ausgegeben hat. Ist das zu fassen? Sie sagt, er würde glatt zusammenbrechen, wenn er es wüsste. Ehrlich, lieber zöge ich mir in Pubs das Oberteil aus, wenn es nicht in irgendwelchen verdammten Schmierblättern landen würde.«
    »Ja, aber zumindest dürfen wir heute mehr verdienen als die Kerle, auch wenn sie es hassen.«
    »Ja, technisch gesehen stimmt das, aber nicht, wenn du Wert darauf legst, dass sie noch mit dir reden. Meine Güte, ich hasse neue Männer. Es war besser, als sie noch ehrlich waren; du konntest Tippse sein oder Krankenschwester oder Kellnerin, und wenn du auf irgendeinem anderen Gebiet Karriere gemacht hast, warst du gleich eine Spinnerin, und sie haben Leine gezogen. Aber heutzutage schnorren dich die Kerle an, und gleichzeitig jammern sie, dass ihre Männlichkeit bedroht ist.«
    »Zurück zur guten alten Zeit? Wo du nur einen netten Jungen finden musst, ihn heiraten und zu Hause bleiben und das Silber putzen?«
    »Genau. Bis du schließlich durchdrehst und ihm eines Nachts deine Nagelfeile in den Hals rammst.«
    »Ich glaube nicht, dass das oft passiert ist, oder?«
    »Es ist meiner Tante Fiona passiert, sie hat Onkel Brian direkt unterm Ohr getroffen. Er hat ihr ständig vorgehalten, dass sie dumm ist, vorzugsweise bei Familienessen, so Zeug eben. Aber irgendwann hat sich der Wurm eben doch gekrümmt.«
    »War er schwer verletzt?«
    »Nein, war mit ein paar Stichen erledigt, aber ich glaube nicht, dass er danach noch gut geschlafen hat.«
    Wir gackern beide, als es klingelt.
    »Mist, ich wette, das ist Mrs. Parrish. Du weißt sicher noch, wie sie damals vor der Beerdigung ständig irgendwelche Sachen zum Essen vorbeigebracht hat? Also, jetzt ist es wieder so weit, nur dass es dieses Mal Tut-mir-leid-dass-Sie-umziehen-Snacks sind. Sie plaudert
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