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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle
Autoren: Gil McNeil
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seiner Pistole in seine Kartoffel. Wenn ich ihn nicht daran hindere, sind im Handumdrehen überall Kartoffelkügelchen über den Flurteppich verstreut, und ich möchte das Haus so sauber wie möglich für die neuen Bewohner hinterlassen, weil insbesondere Mrs. Tewson mir wie eine Person vorkommt, die absolut nicht erbaut davon wäre, überall kleine Kartoffelstückchen auf ihrer neuen Treppe zu finden. Sie hat mich bereits gefragt, welches Reinigungsmittel ich für die Küchenfliesen benutze, was, da bin ich mir ziemlich sicher, ihre Vorstellung von einem dezenten Wink mit dem Zaunpfahl war.
    »Warte einen Moment, Jack. Zuerst zieht ihr euch mal an, und dann könnt ihr eure Pistolen mit in den Garten nehmen. Ob wohl das Eichhörnchen da ist?«
    Das funktioniert, weil sie beide nichts lieber täten, als das ungezogene Eichhörnchen zu vertreiben, das das Vogelfutter frisst, das wir täglich auslegen, seitdem Jack eine Überdosis von Bill Oddies Bird Watch genossen hat. Ich habe immer noch vor, einen Leserbrief zu schreiben und den Autor zu fragen, wie er es schafft, dass die Eichhörnchen seine aufgehängten Nussbeutel nicht plündern, aber ich fürchte, mein Brief landet nur in der Ablage »Spinner«.
    »Das Eichhörnchen wird sehr überrascht sein, wenn wir es mit unserer Pistole runterholen, nicht wahr, Mummy?«
    »Ja, Archie.«
    Ellen prustet. »Es könnte aber auch einfach die Kartoffelstückchen aufsammeln und sich zu Hause Pommes machen.«
    Archie kichert, aber Jack wirft ihr einen besorgten Blick zu.
    »Eichhörnchen essen keine Pommes, Tante Ellen, und sie haben keinen Herd.«
    »Oh. Richtig.«
    »Ja, sie essen Nüsse und Beeren. Meistens.«
    Er blickt mich an in Erwartung mütterlicher Anerkennung. Er liebt Bestätigungen, wenn er sich im Recht glaubt.
    »Das stimmt, Jack. Also, jetzt zieht euch fertig an, und Archie, hör bitte auf damit, Spatz.«
    Er stößt seine Pistole in einen schwarzen Plastikeimer randvoll mit Kleidungsstücken. Mir waren die Koffer ausgegangen, und es handelt sich hauptsächlich um Dinge, die ich zwar nie wieder anziehe, die aber sehr teuer waren. Hosenanzüge, die ich früher zur Arbeit getragen habe, und kurze Sommerkleider, die mir nicht mehr passen, von denen ich mir aber gern vorstelle, dass ich sie eines Tages noch mal trage, wenn ich aufwache und wie durch ein Wunder dreißig Pfund weniger wiege und einen prima Job habe, der keine Eichhörnchenjagden mit Kartoffelpistolen einschließt. Und das ist noch so eine Sache: Ich dachte, ein plötzlicher schmerzlicher Verlust heißt, dass man ganz blass und matt wird und jede Menge abnimmt, aber bei mir scheint eher das Gegenteil zuzutreffen. Wahrscheinlich, weil ich mich zu häufig mit der Keksdose getröstet habe; aber es war entweder das oder Wodka, und zumindest schaffst du es noch, die Kinder zur Schule zu bringen und abzuholen, wenn du eine Schachtel Jaffakekse nach der anderen futterst.
    »Ich will meinen Spidermananzug.«
    »Heute nicht, Archie.«
    Ich würde, wenn irgend möglich, gern vermeiden, mit ihm als Spiderman verkleidet umzuziehen, aber nach einer ziemlich heftigen Runde Stampfen und Brüllen einigen wir uns auf einen Kompromiss: Er zieht das Oberteil und die Hose an, lässt aber die Gesichtsmaske weg, in der er kaum Luft bekommt und wie ein kleiner Darth Vader klingt. Und er wird seine Gummistiefel in den Garten anziehen, auch wenn man Spiderman nie und nimmer in Gummistiefeln erwischen würde. Er mault und murrt immer noch, als die beiden mit Ellen in den Garten ziehen zu ›Eichhörnchenkrieg: die letzte Entscheidung‹, während ich krampfhaft überlege, was ich alles in die Taschen packen muss, die ich im Auto mitnehme.
    Unsere erste Nacht im neuen Haus ist meiner Meinung nach von entscheidender Bedeutung, und ich möchte alles richtig machen. Wir brauchen auf jeden Fall Archies Nachtlicht, sonst wird er nie einschlafen. Und Jacks Lieblingskopfkissen, das mit den Dinosauriern und seinem Namen darauf. Und warme Pyjamas, falls der Boiler so unzuverlässig ist, wie der Wartungsdienst prophezeit hat. Meine Güte, ich bin ziemlich nervös; bisher fanden beide die Vorstellung umzuziehen toll, aber ich glaube, das war nur der Fall, weil wir dann ganz in der Nähe von Gran sind, die sie beide vergöttern, und nicht nur, weil sie dazu neigt, ihnen Tütchen mit grellbunten Süßigkeiten zuzustecken, wenn sie glaubt, dass ich nicht hingucke. Ich glaube, sie wissen, dass ich entspannter bin, wenn wir da sind, was heißt,
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