Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle
Autoren: Gil McNeil
Vom Netzwerk:
mich.
    George, der Chef der Umzugstruppe, kommt in die Küche und beäugt misstrauisch meine Teetasse. Verdammt.
    »Haben Sie den Kessel doch noch gefunden, Schätzchen?«
    »Nein. Ich habe einen Kochtopf gefunden, aber keine weiteren Tassen. Ich kann diese abwaschen, und wir benutzen sie abwechselnd, wenn Sie wollen.«
    Ich sehe jetzt vor meinem inneren Auge Umzugsmänner beim Anstehen für ihre Tasse Tee. Herrgott. Wie es aussieht, bin ich beim eigentlichen Umzug genauso nutzlos wie beim Einpacken. Seit Wochen herrscht hier das totale Chaos mit endlosen Suchereien nach Dingen, die in Plastikkörben verschwunden sind, während ich gleichzeitig versuche, quietschfidel zu bleiben, um die Jungs nicht zu sehr durcheinanderzubringen. Vielleicht sollte ich mal schnell ins kleine Café die Straße hinunter flitzen, um ein paar Becher Tee zu kaufen, weil George mir doch sehr verletzte Blicke zuwirft, und die Jungs haben sich den Umstand meiner Getränkekrise zunutze gemacht und wieder mit dem Schubsen angefangen. Es wird immer besser.
    »Ich gehe nach oben und mache die Jungs fertig, und dann überlege ich mir etwas, okay?«
    George nickt. »Gute Idee, Schätzchen. Es ist nun mal so, dass wir unseren Tee brauchen, er hält uns aufrecht.«
    Ich gehe zur Treppe, als es an der Haustür klingelt. Wenn das jetzt einer dieser Wir-waren-gerade-in-Ihrer-Gegend-und-wollten-wissen-wie-viele-neue-Fenster-Sie-absolut-kostenfrei- eingesetzt-haben-möchten?-Verkäufer ist, kann ich ihm eins mit Sicherheit sagen, nämlich dass er an der falschen Tür geklingelt hat.
    Es ist Ellen. Die Kavallerie ist eingetroffen. Hurra.
    »Hallo, Darling. Alles Gute zum Umzug. Hast du alles im Griff?« Sie umarmt mich.
    »Mehr oder weniger. Das ist George. George, das ist meine beste Freundin, Ellen Malone.«
    Du liebe Güte. Das ist meine beste Freundin. Ich klinge wie eine Zehnjährige. Als Nächstes tragen wir noch identische Haarbänder.
    George steht da mit leicht offenem Mund. Nicht nur, dass Ellen heute Morgen ganz besonders umwerfend aussieht in ihren engen schwarzen Jeans und einem sehr knappen rosa T-Shirt und Goldsandaletten, die höchstwahrscheinlich von Prada oder einem ähnlich exklusiven Hersteller sind, sondern sie ist gleichzeitig auch die Chefmoderatorin von Großbritanniens beliebtester Nachrichtensendung, so dass sie praktisch täglich zur besten Sendezeit in deinem Wohnzimmer ist.
    George wird mit einem strahlenden Lächeln bedacht. »Hi, George, schön, Sie kennenzulernen.«
    Er murmelt etwas und bleibt wie angewurzelt stehen, was so häufig passiert, dass Ellen es kaum noch registriert, so wie sie auch nicht mehr wahrnimmt, wenn Leute ihr bei Waitrose hinterherlaufen und in ihren Einkaufswagen spähen oder sich auf der Straße hinter ihr verstecken und lächeln und winken, falls irgendwo eine versteckte Kamera ist.
    »Setz den Kessel auf, Darling. Ich brauche dringend einen Kaffee.«
    »Tut mir leid, er ist verschwunden.«
    »Abrakadabra, so verschwunden wie bei Paul Daniels? Wie schlau.«
    »Nein, du Trottel, verschwunden wie ›verpackt in einem Umzugskarton‹, nur dass ich nicht weiß, in welchem, und meine Liste ist auch verschwunden. Und es gibt nur diese eine Tasse.«
    Ellen bedenkt mich mit ihrem »Bist du so blöde, oder tust du nur so?«-Blick, der normalerweise für Politiker reserviert ist, die endlos schwafeln, statt die von ihr gestellten Fragen zu beantworten. George steht immer noch da und staunt Bauklötze. Er scheint völlig von der Rolle zu sein, dass ich eine der beliebtesten Nachrichtenmoderatorinnen Großbritanniens zum Trottel erklärt habe.
    »Also, da müssen wir uns schleunigst was überlegen, nicht wahr? Ob Sie wohl ein Engel sind, George, und uns allen einen Kaffee besorgen in dem Café gleich die Straße hinunter? Weil ich wirklich echt verzweifelt bin.«
    Sie schenkt ihm ein weiteres Megawattlächeln und reicht ihm eine Zwanzigpfundnote, und er gibt halberstickte Laute von sich. Herrgott, gleich wird er sie bitten, ihm den Geldschein zu signieren.
    »Möchten Sie … ich meine, nehmen Sie …?«
    Er ist jetzt tiefrot geworden und ballt die Fäuste beim Sprechen.
    »Nehmen Sie Zucker? Ich könnte auch schnell zu Sainsbury’s fahren, wenn Sie möchten, ich kenne eine Abkürzung, es ginge ruck, zuck, und dort ist ein Starbucks, würde keine Umstände machen, gar keine. Und sie haben mehr Auswahl, meine Frau mag diese geschäumten Dinger; so was könnte ich Ihnen besorgen, wenn Sie wollen.«
    Jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher