Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle
Autoren: Gil McNeil
Vom Netzwerk:
Ich glaube, sie ist in Trance verfallen. »Ich wusste nicht, dass sie so klein sind.«
    »Sie werden größer, Max. Jo, hilf ihr mal lieber.«
    Grace sieht langsam müde aus.
    »Sicher, und dann sollte ich dich schlafen lassen. Soll ich sie wieder in ihre Krippe legen?«
    »Bitte.«
    Ich lege sie in die Krippe, und sie ist ganz schnell eingeschlafen, als ich die Decke über sie lege und sie unter der Matratze festzurre, wie es ich bei den Jungs getan habe, als sie so winzig waren.
    »Danke fürs Kommen, Jo. Ich wollte, dass du sie siehst.«
    »Ich hätte es um nichts in der Welt verpassen mögen. Und versprich mir, Bescheid zu sagen, wenn du irgendetwas brauchst, egal was.«
    Sie lächelt. »Etwas rosa Wolle wäre schön, wenn ich nach Hause komme. Ich glaube, ich möchte ihr eine Decke stricken mit ihrem Namen darauf. Blassrosa, und schön weich.«
    »Natürlich. Altrosa und blassrosa?«
    »Perfekt.«
    Ich umarme Maxine, als ich gehe, und sie drückt mich auch, und wir sind beide den Tränen nahe, worüber wir lachen müssen, und dann schaffe ich es gerade noch rechtzeitig zurück zum Wagen, weil um die Ecke ein Parkplatzaufseher lauert und auf meiner Parkuhr nur noch zehn Minuten sind. Als ich zurückfahre durch die Stadt, kommt die Sonne heraus, so dass der Tower von London noch mehr als sonst aussieht wie ein Bühnenbild. Ich muss an die Jungs denken, als sie Babys waren. Ich erinnere mich noch daran, wie nervös Nick war, als er Jack das erste Mal hielt, und dann fange ich an, mich ein wenig zittrig zu fühlen. Ich habe schrecklichen Hunger, so dass ich vor einem McDonald’s halte und mir eine Tüte Pommes und einen Kaffee hole, und plötzlich strömen mir die Tränen übers Gesicht.
    Ich habe mich gerade wieder einigermaßen gefangen, als ich die blauen Schühchen in meiner Tasche sehe, und alles geht von vorn los. Himmel, das ist doch lächerlich. Aber sie war so winzig, und Grace war so glücklich; und es geht schon wieder los. Der Kreislauf des Lebens und all dieser Quatsch. Es ist das reine Wunder, jedes Mal.

     
    Samstagmorgen sind wir im Laden, und die Jungs wollen unbedingt zum Strand, obgleich es draußen eiskalt ist. Gran ist beim Friseur, und ich bin dabei, Wolle für Grace auszusuchen, die morgen nach Haus kommt. Ich habe etwas rosa Seidengarn für sie bestellt und extraweiche Babybaumwolle, und ich versuche, alles in einem Korb zu arrangieren, aber es gefällt mir einfach immer noch nicht recht, und dann verschüttet Jack Saft über sein Sweatshirt, macht deswegen einen Mörderaufstand und gibt Archie die Schuld.
    »Hör auf zu nörgeln, Jack.«
    »Das ist unfair. Er hat es absichtlich getan.«
    »Es ist nur ein ganz kleiner Saftfleck. Und Archie, bleib hier, setz dich auf den Stuhl und hör auf, mich zu nerven, sonst gehen wir nicht zum Strand. Du hast versprochen, vorsichtig mit deinem Saft zu sein, und du bist schließlich kein Baby mehr, ich sollte dir doch wohl zutrauen dürfen, fünf Minuten ruhig sitzen zu bleiben.«
    Er funkelt mich wütend an.
    »Fang nicht so an, Archie. Ich bin nicht in der Stimmung.«
    Ich nehme Jack mit nach oben, um sein Sweatshirt trocken zu reiben, und als wir nach unten kommen, sitzt Archie nicht auf seinem Stuhl. Wo er sitzen sollte, ist nur eine glänzende Sitzfläche. Und es herrscht totale Stille. Du lieber Gott.
    »Elsie, wo ist Archie?«
    »Ist er nicht mit nach oben gegangen?«
    »Nein.«
    Wir sehen uns an.
    »Bist du sicher?«
    Ich renne wieder hinauf.
    »Archie?«
    Oh Gott.
    Ich gehe wieder nach unten und wünsche mir inständig, dass er auf dem Stuhl sitzt; wenn ich die Augen schließe, kann ich ihn dort sitzen sehen. Aber er ist nicht da. Ich schiebe die Musterbücher hin und her, als könnte er sich unter einem schmalen Plastikordner versteckt haben.
    Oh mein Gott.
    Elsie legt Jack den Arm um die Schultern.
    »Ich schau mal kurz im Salon vorbei, ob er zu seiner Gran gegangen ist.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Du bleibst hier. Er ist wahrscheinlich zum Laden gegangen, um Süßigkeiten oder so zu holen, mach dir keine Gedanken.«
    Ich stehe am Tresen und halte Jack bei der Hand.
    »Ist er weggelaufen, Mum?«
    »Nein.«
    Oh Gott. Bitte. Er kann nicht weggelaufen sein. Er wird im Salon sein.
    Elsie kommt zurück mit Gran, die noch einen Nylonfrisierumhang umhat, und Tina und Angela Prentice mit Lockenwicklern im Haar und Martin, der im Zeitungsladen war, als sie dort nachgesehen hat, ob Archie wegen Süßigkeiten da war.
    Sie ist außer Atem.
    »Kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher