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Komm zurueck nach Italien

Komm zurueck nach Italien

Titel: Komm zurueck nach Italien
Autoren: Michelle Reid
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Meinung wie Vito und beschuldigst mich, Santo aufzuwiegeln und gegen seinen Vater einzunehmen?”
    „Nein, natürlich nicht”, widersprach Luisa. „Natürlich liegt mir Vitos Glück besonders am Herzen, dass du aber Santo ebenso liebst wie er und dein Kind nie für egoistische Zwecke missbrauchen würdest, weiß ich doch ganz genau. Ich mag dich, Catherine.”
    Catherine musste lächeln. „Das glaube ich dir ja auch, Luisa, aber wenn es hart auf hart kommt, wirst du Vitos und nicht meine Partei ergreifen.”
    Dazu schwieg Luisa, was auch eine Antwort war. „Also, Catherine”, fuhr sie dann fort, „wie hast du dir das weitere Vorgehen gedacht? Brauchst du noch etwas Zeit, um Santo wieder zur Vernunft zu bringen? Soll ich meinen Besuch verschieben?”
    „Nein, nur das nicht!” Catherine war von ihrer eigenen Reaktion überrascht, aber sie hatte während der Telefongespräche mit Vito und Luisa ihre Meinung geändert. „Du musst unbe dingt so kommen, wie es besprochen war, Luisa, Santo wäre sonst maßlos enttäuscht. Ich wollte dich nur warnen und auf Santos Gemütslage vorbereiten. Es könnte nämlich gut sein, dass er sich weigert, mit dir nach Neapel zu fliegen.” Sie zögerte. „Du verstehst doch, dass ich ihn dazu nicht zwingen würde, oder?”
    „Natürlich verstehe ich das, Catherine, ich bin auch eine Mutter”, beruhigte Luisa sie. „Ich werde also wie geplant nach London kommen, und wir können nur hoffen, dass Santo seine Entscheidung ändert, nachdem er die Nacht darüber geschlafen hat.”
    Schön war’s, dachte Catherine, als sie den Hörer auflegte. Luisa schätzte die Situation falsch ein: Santos Probleme ließen sich nicht darauf zurückführen, dass er aus einem plötzlichen Gefühl heraus seinem Vater nicht mehr traute, sondern hatten einen handfesten Grund.
    Sie lächelte bitter. Marietta. Marietta, die gute Freundin der Familie und kompetente Direktorin im Aufsichtsrat der Giordani Investment Bank. Marietta, Vitos langjährige Geliebte, und Marietta, die falsche Schlange.
    Marietta war schlank, dunkelhaarig und entsprach dem Idealbild einer Italienerin. Sie hatte Anmut, Stil und unwiderstehlichen Charme. Sie war schön und klug, was sie zu ihrem besten Vorteil zu nutzen wusste. Dabei war sie so listig, dass ihr nie mand auf die Schliche kam.
    In Catherines Augen hatte Marietta in ihrem Schlachtplan, sich Vito zu angeln, ihren ersten schweren taktischen Fehler be gangen: Sie hatte ausgerechnet Santo ihr wahres Gesicht gezeigt.
    Marietta mochte es gelungen sein, sie und Vito auseinander zu bringen, weil sie, Catherine, wie ein Feigling die Flucht ergriffen hatte. Bei Santo würde ihr das nicht gelingen.
    Dafür werde ich schon sorgen, sagte sich Catherine, als sie endlich ins Bett ging.

2. KAPITEL
    Nachdem Catherine sich die ganze Nacht ruhelos in ihrem Bett von einer Seite auf die andere gedreht hatte, stand sie um fünf Uhr schließlich auf. Auf dem Weg ins Bad hörte sie eine Autotür schlagen. Da aber einige Nachbarn schon sehr früh zur Arbeit mussten, dachte sie nicht weiter darüber nach.
    Ein kurzer Blick in Santos Zimmer zeigte ihr, dass der Junge noch schlief. Nur sein dunkles Haar lugte unter der Decke hervor. Santo hatte anscheinend keine Schwierigkeiten damit, trotz aller Aufregung tief und fest zu schlafen.
    Als Catherine in die Küche wollte, um sich erst einmal einen Kaffee zu machen, sah sie durch die Milchglasscheibe der Eingangstür einen dunklen Schatten. Sie runzelte die Stirn, denn für den Briefträger war es noch viel zu früh. Als sie beobachtete, wie die Person die Hand hob, um zu klingeln, eilte sie sofort zur Tür, um sie zu öffnen. Erst als die Tür weit aufging, merkte sie, dass sie am Abend zuvor vergessen hatte, die Sicherheitskette einzuhaken. So stand ihr völlig unverhofft der Mensch gegenüber, mit dem sie am wenigsten gerechnet hatte.
    Ihr stockte der Atem, und ihr Magen zog sich nervös zusammen, als sie nach drei Jahren Vito das erste Mal wieder sah. Wortlos sah sie ihn an. Seine Augen blickten kalt, und die Lippen hatte er zusammengepresst. Er trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd und sah genauso aus, wie sie sich ihn am vergangenen Abend vorgestellt hatte. Nur die Fliege fehlte, dafür stand der oberste Hemdknopf offen.
    War Vito gestern direkt nach dem Telefongespräch aus dem Haus gestürmt und, ohne sich umzuziehen, sofort nach London gekommen? Wenn er sie damit hatte beeindrucken und ihr beweisen wollen, wie sehr Santos Schicksal
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