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Komm zurueck nach Italien

Komm zurueck nach Italien

Titel: Komm zurueck nach Italien
Autoren: Michelle Reid
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dass sie diesmal ihr Temperament im Zaum halten konnte?
    Bei dieser Vorstellung musste sie lächeln , denn eine solche Hoffnung war einfach illusorisch.
    Die Ehe mit Vito war schon immer schwierig gewesen, denn er war wie sie emotional, willensstark und nicht bereit, sich ohne weiteres unterzuordnen.
    Vito und sie hatten sich auf einer Party kennen gelernt. Gemeinsam waren sie gegangen, obwohl jeder mit einem anderen Partner gekommen war. Es war Leidenschaft auf den ersten Blick gewesen: Noch in der gleichen Nacht hatten sie miteinander geschlafen, noch im gleichen Monat war Catherine schwanger geworden - und nach drei Jahren hatten sie sich als die ärgsten Feinde getrennt. Ihre Ehe war von Anfang bis Ende eine heiße und stürmische Affäre gewesen. Zum endgültigen Bruch war es nach einer leidenschaftlichen Umarmung gekommen, einem letzten und verzweifelten Versuch, ihre Beziehung zu retten.
    So unbeschreiblich innig und intensiv die Umarmung gewesen war, so katastrophal waren die Folgen gewesen. Kaum waren sie wieder zu Atem gekommen, hatten sie sich erneut gestritten.
    Wie so oft in der Zeit zuvor, hatte Vito wütend das Haus verlassen. Am nächsten Tag hatten viel zu früh die Wehen eingesetzt, und Catherine hatte ihren zweiten Sohn verloren, während Vito sich in die Arme seiner Geliebten geflüchtet hatte, um dort den Zuspruch zu finden, den er brauchte.
    Nie, nie würde sie ihm das verzeihen! Nie würde sie die Erniedrigung verwinden, bei seiner Geliebten anrufen und dieser sagen zu müssen, dass sie, die Ehefrau, den Beistand ihres Mannes brauche. Dennoch war Vito zu spät gekommen, um ihr in den schwersten Stunden ihres Lebens beizustehen. Als er endlich bei ihr war, lag sie längst im Krankenhaus, weil sie eine Fehlgeburt gehabt hatte. Als Vito, ganz der liebende Ehemann, sich über sie gebeugt und getröstet hatte, hatte sie das Parfüm jener Frau gerochen. Das war das Schlimmste gewesen.
    Sobald sie körperlich dazu wieder in der Lage war, hatte sie Italien verlassen und Santo einfach mitgenommen. Dass sie ihm seinen Sohn weggenommen hatte, würde ihr Vito bis an sein Lebensende vorwerfen.
    Beide bezichtigten sie sich der schrecklichsten Dinge, beide fühlten sie sich verraten, betrogen, ausgenutzt und im Stich ge lassen. Hätte Vitos Mutter sich nicht aus dem Streit herausgehalten und die Rolle der Vermittlerin übernommen, wer weiß, wozu es noch gekommen wäre.
    Dank Luisas Hilfe hatten sie jedoch jeden persönlichen Kontakt vermeiden können, und so war es ihnen gelungen, die vergangen drei Jahre einigermaßen friedlich zu überstehen. Doch das Telefongespräch hatte die trügerische Ruhe gestört, und Catherine wusste nicht, wie sie die drohenden Feindseligkeiten verhindern konnte.
    Als das Telefon plötzlich wieder klingelte, stockte ihr vor Schreck der Atem. Panisch blickte sie auf den Apparat. Ihr erster Gedanke war, den Anruf einfach zu ignorieren. Doch die Angst, das ständige Läuten könnte Santo wecken, ließ sie schließlich zum Hörer greifen.
    Luisa! Es war Luisa! Erleichtert ließ Catherine sich aufs Sofa sinken.
    „Vito hat mich gebeten, dich anzurufen, und ist dann ohne jede Erklärung aus dem Haus gestürmt. Was, in aller Welt, ist passiert, Catherine? Ist Santo etwas zugestoßen?”
    „Ja und nein”, antwortete Catherine und erklärte ihrer Schwiegermutter dann die Lage so ruhig und vernünftig, wie sie es Vito gegenüber hätte tun sollen. Dabei unterließ sie auch jegliche Anspielung auf sein Liebesleben.
    „Kein Wunder, dass Vito so hoffnungslos und verzweifelt ausgesehen hat wie schon lange nicht mehr.” Luisa seufzte. „Ich hatte schon gehofft, er hätte diese Phase endgültig überwunden.”
    „Hoffnungslos und verzweifelt?” Catherine wollte das nicht glauben, denn es passte überhaupt nicht zu dem Bild, das sie von Vito hatte.
    „Ja, weil er befürchtete, seinen Sohn zum zweiten Mal zu verlieren. Glaubst du denn, Santo sei ihm egal?”
    „Ich … Nein”, antwortete Catherine unsicher. Der Vorwurf, der aus Luisa Worten geklungen hatte, beschämte sie.
    „Vito hat sich alle Mühe gegeben, die kurzen Besuchszeiten zu nutzen, um eine stabile Beziehung zu Santo aufzubauen”, fuhr Luisa fort. „Er war völlig niedergeschlagen, weil dies scheinbar nicht gewürdigt wird.”
    Cathe rine schluckte. Während der vergangenen drei Jahre hatte sich Luisa stets neutral verhalten. Dies war das erste Mal, dass sie offen für ihren Sohn Partei ergriff. „Du bist also derselben
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