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Komm zurueck nach Italien

Komm zurueck nach Italien

Titel: Komm zurueck nach Italien
Autoren: Michelle Reid
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Renaissancemöbel.
    „Catherine?”
    „Ja?”
    „Langsam verliere ich die Geduld! Würdest du mir bitte endlich erklären, inwiefern es Probleme mit Santo gibt?”
    Diesmal ließ sich Catherine nicht provozieren und blieb ruhig. „Er macht in der Schule Schwierigkeiten”, erklärte sie. „Und zwar seit seinem letzten Besuch in Italien.”
    „Mit anderen Worten, ich habe Schuld.”
    „Davon war nicht die Rede. Ich habe lediglich versucht, dir die Lage möglichst knapp und präzise zu schildern.”
    „Dann entschuldige bitte.”
    Lügner, dachte sie und atmete einmal tief durch. Sie wollte unbedingt verhindern, dass ihre Stimme auch nur im Geringsten vorwurfsvoll klang.
    „Er stört den Unterricht”, fuhr sie fort. „Er wird ausfallend und benimmt sich unverschämt.”
    Sie verschwieg, dass Santo sich auch ihr gegenüber so aufführte, denn das gehörte schließlich nicht zum Thema. „Nachdem er sich wieder einmal ungebührlich betragen hatte, drohte ihm sein Lehrer, er würde die Eltern in die Schule bestellen, um sie über den Vorfall zu infor mieren. Santo erwiderte, dass sein Vater in Italien wohne und daher gar nicht kommen könne. Außerdem sei sein Vater so reich und bedeutend, dass er sich um solch eine nebensächliche Person wie seinen Sohn sowieso nicht kümmern würde.”
    Catherine spürte, dass Vito einige Augenblicke den Atem anhielt. Er schien also den Ernst der Situation erkannt zu haben. „Wie kann er auf so etwas kommen, Vito? Bestimmt nicht von allein, dazu ist er noch viel zu jung. Er muss etwas nachgeplappert haben, das er von einem Erwachsenen gehört hat.”
    „Und du gehst ganz selbstverständlich davon aus, dass ich dieser Erwachsene bin!” Vito war empört.
    „Das weiß ich nicht, Santo hat es mir nicht gesagt.” Aber raten kann ich es, setzte sie im Stillen hinzu. „Tatsache jedenfalls ist, dass er sich weigert, morgen mit Luisa nach Neapel zu flie gen, weil er der festen Überzeugung ist, dass er dir dort nur zur Last fällt.”
    „Du rufst mich also an, um mir mitzuteilen, dass Luisa Santo nicht holen soll. Machst du es dir damit nicht etwas zu einfach, Catherine? Santo spricht schließlich nur das offen aus, was du insgeheim schon seit Jahren wünschst. Damit liefert er dir die Rechtfertigung, keinen weiteren Gedanken mehr an mich zu verschwenden.”
    „Dazu bedarf es keiner weiteren Rechtfertigung”, wies sie ihn höflich hin. „Ende des Monats wird unsere Scheidung rechtsgültig.”
    „Eine Scheidung, auf der du bestanden hast!” betonte er. „Hast du schon einmal überlegt, wie du allein mit diesem Entschluss Santos Verhältnis zu mir beeinflusst hast? Brauche ich vielleicht gar nicht weiter zu suchen, um denjenigen zu finden, der meinem Sohn Lügen über mich erzählt?”
    „Willst du etwa behaupten, dass ich ihm gesagt habe, dass er für dich eine nebensächliche Person sei? Überdenk doch einmal dein Verhalten, Vito! Wer ist es denn, der nach der Scheidung sofort wieder heiraten möchte? Wer ist es denn, dem es egal ist, ob Santo deswegen eine Stiefmutter bekommt, die so böse und hartherzig ist, als wäre sie geradewegs dem Märchenbuch entsprungen?”
    Letzteres hatte sie nicht sagen wollen! Catherine hätte sich für diese unbedachten Worte am liebsten die Zunge abgebissen. Das Schweigen, das auf diese Äußerung folgte, sprach Bände.
    „Von wem hast du das?” fragte er schließlich mit einer Stimme, die verriet, dass er sich nur mit Mühe beherrschte.
    Und deshalb, sagte sich Catherine, ist es am Besten, wenn wir nie wieder Kontakt miteinander haben. Wir sind uns zu ähnlich, jeder bringt den anderen im Handumdrehen dazu, sich zu vergessen.
    „Das stimmt doch, oder?” fragte sie, statt ihm zu antworten.
    „Das geht dich nichts an!”
    Catherine kniff die Augen zusammen. „Da täuschst du dich, Vito”, konterte sie gefährlich leise.
    „Wenn du Marietta heiraten und sie an Santos Erziehung beteiligen willst, werde ich unsere Scheidung zu verhindern wissen.”
    „Als ob das in deiner Hand liegen würde!” spottete er.
    „So? Dann wart’s nur ab!” Damit legte sie auf.
    Unruhig ging Catherine im Wohnzimmer auf und ab. Wie hatte sie nur zulassen können, dass das Gespräch so außer Kontrolle geraten war? Sie hatte Dinge gesagt, die sie gar nicht beabsichtigt hatte.
    Sie atmete tief durch und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Sollte sie Vito noch einmal anrufen und sich entschuldigen? Sollte sie einen zweiten Anlauf nehmen und darauf bauen,
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