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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas
Autoren: Lynne Graham
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völlig erschöpft.
    Sie läutete nach der Schwester, die daraufhin einige Routineuntersuchungen durchführte und ihr dabei half, sich ein wenig frisch zu machen. Ihre Fragen beantwortete sie nur ausweichend. Nach einem Blick auf die Werte verordnete sie ihr strikte Bettruhe und teilte ihr mit, dass Dr. Bevan gegen Mittag nach ihr sehen würde.
    Einige Stunden später erschien Rauls Chauffeur und brachte ihren Koffer, in den er offenbar ihren ganzen Besitz gepackt hatte. Dann erschien eine Schwesternhelferin, die ihr dabei half, eines von ihren Nachthemden anzuziehen.
    Am späten Vormittag saß Polly im Bett und wartete wütend und ungeduldig zugleich auf Raul. Nervös strich sie sich durch das seidige dunkelbraune Haar, das ihr über die Schultern fiel, den zerknitterten braunen Umschlag, den sie aus dem Koffer genommen hatte, in der Hand.
    Schließlich wurde die Tür, die nur angelehnt war, weit geöffnet, und Raul erschien auf der Schwelle.
    Pollys Herz setzte einen Schlag aus.
    Er trug einen sommerlich leichten, hellen Anzug, in dem er atemberaubend attraktiv aussah, und wirkte sehr gelassen und geradezu schockierend selbstsicher.
    Sofort verspürte Polly ein erregendes Prickeln, dessen sie sich schämte.
    Er musterte sie kühl. „Du siehst schon besser aus", bemerkte er ruhig.
    „Ich fühle mich auch besser", gestand sie. „Aber ich kann nicht hier bleiben ..."
    „Natürlich kannst du das. Wo würde man sich sonst so gut um dich kümmern?"
    „Ich habe hier etwas, das ich dir gern erklären würde", sagte sie angespannt.
    Raul ließ den Blick zu dem Umschlag schweifen. „Was ist das?"
    Sie lachte humorlos auf. „Keine Angst, das ist kein Beweis für die Lügen, die man mir aufgetischt hat... Dein Anwalt war viel zu clever, um irgendwelche Originaldokumente zu behalten, aber ich habe Kopien gemacht..."
    Er betrachtete sie stirnrunzelnd. „Dios mio, sag mir endlich, worauf du hinauswillst! Man hat dir damals keine Lügen aufgetischt."
    „Es war sehr raffiniert, mir den Eindruck zu vermitteln, dass man mir einen Einblick in streng vertrauliche Informationen gibt."
    „Was soll das heißen?"
    Polly warf den Umschlag ans Fußende. „Wie du mir ins Gesicht sehen und behaupten kannst, ich würde es nie erfahren."
    Raul nahm den Umschlag vom Bett.
    „Und tu ja nicht so, als hättest du nichts davon gewusst. Als man mich gebeten hat, den Vertrag zu unterschreiben, habe ich gesagt, ich würde es erst tun, wenn man mir einige Zusicherungen macht, was das Ehepaar betrifft, das mich als Leihmutter engagieren will."
    „Das ... Ehepaar?" wiederholte er stirnrunzelnd, während er die gefalteten Seiten aus dem Umschlag nahm.
    „Dein Anwalt hat gesagt, es sei nicht möglich, weil seine Klienten anonym bleiben wollen. Deswegen bin ich gegangen. Achtundvierzig Stunden später bekam ich einen Anruf. Ich habe mich mit einem jungen Mann, der sich als Angestellter der Kanzlei ausgegeben hat, in einem Cafe getroffen." Angewidert verzog sie das Gesicht. „Er hat gesagt, er könnte meine Besorgnis verstehen und würde seinen Job riskieren, wenn er mir Einblick in derart vertrauliche Dokumente gewährt..."
    „Was für vertrauliche Dokumente?" warf Raul grimmig ein.
    „Er hat mir ein Porträt dieses vermeintlichen Ehepaars von einer anerkannten Adoptionsvermittlung gegeben. Alle persönlichen Daten waren anonymisiert ..." Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Stimme bebte. „Und ich war sehr bewegt, denn sie hatten schon so lange versucht, ein Kind zu bekommen ..."
    „Madre mia ..." stieß Raul hervor, während er sie eindringlich ansah.
    „Ich habe die beiden wirklich gemocht und Mitgefühl mit ihnen verspürt. Ich dachte, sie würden wundervolle Eltern sein ..." Sie schluchzte auf und blickte ihn unter Tränen an. „Wie konntest du nur so tief sinken?"
    Trotz seiner Sonnenbräune war er blass geworden, und regungslos stand er da.
    Polly räusperte sich mühsam. „Ich habe den Angestellten gebeten, mir eine Stunde Zeit zu lassen, damit ich die Unterlagen durchlesen kann, und sie dann heimlich kopiert. An dem Nachmittag habe ich den Vertrag unterschrieben. Ich dachte, ich würde dieses Ehepaar glücklich machen. Ich war so naiv!"
    Einen Moment lang herrschte spannungsgeladenes Schweigen. Schließlich erwachte Raul aus seiner Starre und faltete die Blätter auseinander. Dann ging er zum Fenster und blieb mit dem Rücken zu ihr dort stehen. Sie spürte, wie angespannt er war.
    Müde sank sie in die Kissen zurück
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