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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas
Autoren: Lynne Graham
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sein Nicken hin kam die Limousine, die auf der anderen Straßenseite parkte, herüber. Der Chauffeur sprang heraus und öffnete die hintere Tür. Raul verfrachtete Polly auf den Rücksitz, doch bevor er neben ihr Platz nehmen konnte, beugte sie sich heraus, weil sie sich übergeben musste. Dann ließ sie sich auf den Sitz sinken und presste sich ein Taschentuch auf die Lippen. Sie fühlte sich völlig ausgelaugt.
    Niemand sagte etwas, und in einem Anflug von Humor dachte sie daran, dass Raul vermutlich noch nie miterlebt hatte, wie sich jemand übergab. Und obwohl sie sich ihrer Unfähigkeit, ihren Körper zu beherrschen, schämte, hätte sie keine Entschuldigung über die Lippen gebracht.
    „Kannst du dich aufsetzen?"
    Als sie eine Hand auf den Sitz stützte, zog er sie hoch. Dabei stieg ihr der herbe, leicht exotische Duft seines Aftershaves in die Nase.
    „Jetzt hast du mich also gefunden", erklärte sie, wobei sie es vermied, ihn anzusehen.
    „Es war nur eine Frage der Zeit. Zuerst bin ich zu dem Haus gefahren, in dem du wohnst. Janice Grey war nicht gerade entgegenkommend. Zum Glück wusste ich schon, wo du arbeitest", sagte Raul ausdruckslos.
    Polly spürte förmlich die Barriere zwischen ihnen und die spannungsgeladene Atmosphäre. Er hatte sie gefunden. Sie hatte alles getan, um unentdeckt zu bleiben -
    sie war nach London gezogen, ohne eine Telefonnummer oder eine Kontaktadresse zu hinterlassen, und hatte sogar ihre Freunde belogen. Aber alles war vergeblich gewesen.
    Erneut durchzuckte sie ein heftiger Schmerz, und sie kniff die Augen zusammen.
    „Was ist?" erkundigte Raul sich heftig.
    „Mir platzt der Schädel", erwiderte sie benommen und zwang sich, die Augen wieder zu öffnen.
    Er betrachtete gerade ihren runden Bauch - fasziniert und bestürzt zugleich.
    Und sie betrachtete ihn - sein schwarzes Haar, die dichten, geschwungenen Brauen, die schmale, arrogante Nase, die hohen Wangenknochen und den perfekt geformten, sinnlichen Mund. Er sah so fantastisch aus, dass er stets alle Blicke auf sich zog. Allerdings hätte kaum eine Frau es gewagt, ihn in die Enge zu treiben, denn gleichzeitig strahlte er Härte aus.
    Das Baby bewegte sich, und Polly zuckte zusammen.
    Daraufhin sah Raul sie fragend an.
    „Darf ich?" fragte er rau.
    Erst als sie bemerkte, wie er die Hand ausstreckte, wurde ihr bewusst, was er meinte. Er hatte seine Aufmerksamkeit auf ihren Bauch gerichtet, und der angespannte Zug um seinen Mund war verschwunden.
    „Darf ich fühlen, wie mein Kind sich bewegt?" fügte er hinzu.
    Polly warf ihm einen ablehnenden Blick zu und versuchte mit zittrigen Händen, ihren Mantel zuzuziehen. „Fass mich ja nicht an!"
    „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht ist es keine so gute Idee." Er rutschte zum Fenster und wirkte jetzt reserviert und eisern beherrscht.
    Dennoch erinnerte er sie an ein wildes Tier auf der Flucht. In Vermont hatte er sie nie so angesehen, aber sie hatte immer ganz genau gespürt, welche Leidenschaft in ihm steckte, und es hatte sie gleichermaßen fasziniert und beängstigt. Äußerlich ganz Weltmann, war er im Grunde seines Wesens alles andere als cool und berechenbar.
    „Bring mich nach Hause", sagte sie angespannt. „Wir können uns morgen treffen, um miteinander zu reden."
    Raul nahm den Hörer ab und sprach auf Spanisch mit seinem Chauffeur. Polly wandte sich ab.
    Sie erinnerte sich daran, wie er in Vermont mit Soledad Spanisch gesprochen hatte, und daran, wie nervös und dienstbeflissen diese ihm gegenüber gewirkt hatte. Sie war der Situation, in die er sie gebracht hatte, nicht gewachsen gewesen. Schließlich war sie in seinen Augen nur ein Dienstmädchen gewesen. Raul Zaforteza war kein Mann, der es gewohnt war, auf die Gefühle und Bedürfnisse unbedeutender Mitmenschen Rücksicht zu nehmen, und in Soledads Fall hatte er für diese Überheblichkeit einen höheren Preis bezahlt, als er je ahnen würde.
    Als die Limousine sich in Bewegung setzte, kehrte Polly in die Gegenwart zurück und beobachtete Raul, der gerade ein längeres Telefonat auf Spanisch führte.
    Verstohlen ließ sie den Blick über seine breiten Schultern, die schmale Taille und die muskulösen Beine schweifen.
    „Ich darf dich nicht anfassen, aber jeder deiner Blicke ist ein visueller Angriff", bemerkte er scharf, nachdem er das Gespräch beendet hatte. „Ich werde dich zum Frühstück verspeisen, Kleine!"
    Ihre Schläfen pochten, und Polly schloss die Augen. So viele Erinnerungen stürmten auf sie
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