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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas
Autoren: Lynne Graham
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geben, das Sorgerecht zu bekommen."
    Digby verzog das Gesicht. „Du könntest sie heiraten ..." Raul warf ihm einen strengen Blick zu. „Falls das ein Witz sein sollte, war er alles andere als komisch."
    Henry zog einen Stuhl für Polly hervor, als sie sich zum Abendessen an den Tisch setzte. Seine Mutter Janice Grey betrachtete sie stirnrunzelnd, denn Polly war jetzt im achten Monat schwanger und sah schlecht aus.
    „Wenn du Henry jetzt heiraten würdest, brauchtest du nicht mehr zu arbeiten", sagte Janice. „Er könnte dir dabei helfen, das mit dem Nachlass deiner Patentante zu klären."
    „Es wäre das Beste, was du tun könntest." Henry, der helles, bereits lichter werdendes Haar hatte und kräftig gebaut war, nickte wichtigtuerisch. „Du musst dafür sorgen, dass du nicht zu viel Erbschaftssteuer zahlst."
    „Ich möchte niemanden heiraten." Pollys Züge waren angespannt, und ihr Lächeln wirkte gequält.
    Einen Moment lang herrschte peinliches Schweigen, und Mutter und Sohn tauschten viel sagende Blicke.
    Schuldbewusst, da sie keinen Appetit hatte, betrachtete Polly ihren Teller. Im Nachhinein war ihr klar, dass es ein Fehler gewesen war, das Zimmer bei Janice zu beziehen. Das Reihenhaus war zwar gemütlich, aber woher hätte sie wissen sollen, dass die Haushälterin ihrer inzwischen verstorbenen Patentante ihr das Angebot nicht ohne Hintergedanken gemacht hatte?
    Janice und ihr Sohn kannten die Bedingungen in Nancy Leewards Testament. Sie wussten, dass sie, Polly, eine Million Pfund erben würde, wenn sie innerhalb eines Jahres einen Mann fand und mindestens sechs Monate verheiratet blieb. Und Janice wollte ihr einreden, dass es all ihre, Pollys, Probleme lösen würde, wenn sie Henry heiratete.
    Und so berechnend Janice auch sein mochte, wäre es ein fairer Handel gewesen.
    Schließlich würde sie, Polly, eine ledige Mutter sein und konnte ohne einen Ehemann ohnehin keinen Anspruch auf das Erbe erheben. Henry war allein stehend, ein richtiges Muttersöhnchen und hasste seinen Job. Mit nur einem Bruchteil der Million würde er sich als Steuerberater selbstständig machen können.
    „Babys können sehr anstrengend sein", erklärte Janice, nachdem Henry den Kaum verlassen hatte. „Und ich weiß aus Erfahrung, dass es nicht leicht ist, ein Kind allein großzuziehen."
    „Ich weiß." Polly lächelte verträumt, denn sie freute sich auf die Geburt.
    Janice seufzte. „Ich meine es doch nur gut mit dir, Polly. Du liebst Henry nicht, aber was hattest du davon, dass du dich verliebt hast?"
    Abrupt kehrte Polly auf den Boden der Tatsachen zurück. „Nichts."
    „Es ist doch offensichtlich, dass der Vater des Kindes dich hat sitzen lassen. Und Henry und ich würden dich niemals im Stich lassen."
    Als Polly daran dachte, was Henry für eine Lebensauffassung hatte, unterdrückte sie einen Seufzer.
    „Die Leute heiraten nicht immer aus Liebe, sondern aus allen möglichen anderen Gründen", beharrte Janice. „Sicherheit, Geborgenheit, ein schönes Zuhause."
    „Ich brauche aber mehr." Langsam und schwerfällig stand Polly auf. „Ich lege mich noch ein bisschen hin, bevor ich zur Arbeit fahre."
    Atemlos vom Treppensteigen, legte sie sich in ihrem hübsch möblierten Zimmer aufs Bett und schnitt ein Gesicht. Sie würde Henry niemals heiraten, nur um die Bedingungen von Nancy Leewards Testament zu erfüllen.
    Sie schämte sich der Tatsache, dass sie sich in einer so ausweglosen Situation befand, nur weil sie Geld gewollt hatte. Ihr verstorbener Vater, ein sehr religiöser Mann, hatte immer behauptet, Geld wäre die Wurzel allen Übels. Und in ihrem Fall hatte es sich leider bewahrheitet.
    Ihre Mutter hatte im Sterben gelegen. Doch sie, Polly, hatte es nicht wahrhaben wollen, denn sie war ohne sie groß geworden und hatte kaum Zeit gehabt, sie neu kennen zu lernen. Sie hatte einfach nicht glauben wollen, dass das Schicksal so grausam sein konnte.
    Wie hatte sie je annehmen können, dass sie in der Lage sein würde, ihr Baby Fremden zu geben? Wie hatte sie je annehmen können, dass sie niemals versuchen würde, zu ihrem Kind Kontakt aufzunehmen? Sie war unglaublich naiv und unreif gewesen. Daher war sie vor einer unhaltbaren Situation davongelaufen, obwohl ihr klar gewesen war, dass man sie verfolgen und irgendwann auch finden würde ...
    Als sie daran dachte, dass man sie für ihr Verhalten zur Rechenschaft ziehen würde, brach ihr der Angstschweiß aus. Sie hatte einen Vertrag unterzeichnet, in dem sie erklärt
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