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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht
Autoren: Iris Johansen
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erinnern. Wie ich sehe, ist in Ihrer Lebensgemeinschaft der Hund fürs Emotionale zuständig. Aber ich bin nicht hier, um in alten Wunden zu stochern. Ist es wirklich so schwer zu glauben, dass ich nur das Beste will für Eve?«
    »Es spielt keine Rolle, ob ich Ihnen glaube oder nicht.«
    Ihr Schritt wurde schneller. »Wie ich schon sagte, mir ist’s egal. Von mir aus können Sie …«
    »Sarah!«
    Sie drehte sich um und sah Jane MacGuire den Hügel hinab hinter ihnen herlaufen, ihr rotes Haar schimmerte in der Sonne des späten Nachmittags. Das Gesicht der Zehnjährigen war blass und angespannt, als sie neben Sarah stehen blieb. »Hey, kann ich mit euch zurückgehen?«
    »Na klar. Aber ich dachte, du würdest auf Eve warten wollen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie braucht mich nicht. Sie hat Joe.«
    Sie starrte stur geradeaus. »Sie wollen mich nicht dahaben im Moment.«
    Sarah verstand, was die Kleine bedrückte. »Du gehörst zur Familie. Eve will dich immer dahaben.«
    »Jetzt nicht. Hier gehöre ich nicht hin. Jetzt ist Zeit für Bonnie.« Sie sah Logan an. »Du weißt das doch auch. Deshalb hast du Sarah mit fortgenommen vom Friedhof.«
    Logan nickte. »Endlich weiß jemand meine Empfindsamkeit zu schätzen. Aber Sarah hat Recht. Du gehörst zur Familie.«
    Jane verzog den Mund. »Du willst mich nur trösten. Ich brauche dein Mitleid nicht. Ich weiß, Joe und Eve lieben mich, aber ich bin nicht Bonnie. Ich werde niemals Bonnie für sie sein.
    Also erzähl mir nicht, dass sie mich dabeihaben wollen, wenn sie Abschied von ihr nehmen. Versteht ihr nicht, wie schwer es für sie sein muss, mich gerade jetzt dabeizuhaben? Sie wollen nur an Bonnie denken, aber gleichzeitig wollen sie dafür sorgen, dass ich mich behaglich und geliebt fühle, weil sie mir nicht wehtun wollen.«
    »Sprich mit ihnen«, sagte Sarah sanft.
    »Nein.« Jane wandte den Blick ab und wiederholte:
    »Jetzt ist Bonnies Zeit.« Sie wechselte das Thema. »Kann ich vorauslaufen und einen Spaziergang mit Monty machen?«
    »Gute Idee.«
    Sarah runzelte besorgt die Stirn, während sie Jane nachsah, die auf dem Weg zur Hütte hinunter vorausrannte.
    »Wird Monty mit ihr gehen?«, fragte Logan.
    Sie nickte. »Er betet sie an, sie sind Freunde geworden in Phoenix.«
    »Sie haben Jane ebenfalls ins Herz geschlossen. Mit dem Kind wird man nicht leicht vertraut.«
    »Sie sieht vielleicht aus wie ein Kind, aber sie ist reifer als die meisten Erwachsenen. Das passiert, wenn man bei Pflegeeltern und auf der Straße aufwächst.« Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Sie hat Recht, nicht wahr? Ihre Anwesenheit ist eine Belastung für Eve und Joe.«
    »Wahrscheinlich. Jane scheint eine gute Menschenkenntnis zu haben.« Er studierte ihr Gesicht. »Was denken Sie?«
    »Geht Sie nichts an.« Sie hatten die Veranda der Hütte erreicht. »Gehen Sie jetzt?«
    »Noch nicht. Ich werde nach dem Mittagessen zum Flugplatz fahren. Ihr Flug geht um drei, stimmt’s?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Eve hat es mir am Telefon erzählt. Sie sagte, sie hat Sie vom Flugplatz abgeholt. Kann ich Sie vielleicht mitnehmen?«
    »Joe fährt mich.«
    »Aber sollte er nicht besser bei Eve bleiben? Was riskieren Sie schon, wenn Sie mit mir fahren? Die Fahrt dauert höchstens eine Stunde.«
    Sie riskierte zwar wirklich nichts, aber sie wollte dem Mann keine Gefälligkeit schuldig sein.
    Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Das ist keine Gefälligkeit meinerseits, Sarah. In Anbetracht Ihrer Meinung von mir sollten Sie das besser wissen.«
    Dass Logan Eve einen Gefallen tat, konnte Sarah sich vorstellen, aber ihr? Warum sollte er? Sie fragte sich, warum er versucht hatte, den Abgrund, der zwischen ihnen gähnte, zu überbrücken. Schuldgefühle über das, was er getan hatte, konnten es jedenfalls nicht sein. Logan blickte niemals zurück, wenn er eine Entscheidung getroffen hatte.
    »Eve braucht Joe jetzt«, sagte Logan. »Das wissen wir beide.«
    »Und, tut es weh, Logan?«
    »Würden Sie mich bemitleiden, wenn es so wäre?«
    »Natürlich nicht.«
    »Hätte mich auch gewundert. Fahren Sie also mit zum Flughafen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Na, meinetwegen. Ich muss so gegen eins losfahren.«
    Er nickte. »Ich werde bereit sein. Aber sollten wir nicht früher fahren, um Monty für den Frachtraum einzuchecken?«
    »Monty fliegt immer mit mir in der Kabine.«
    »Ich dachte, in der Kabine wären nur kleine Tiere und Blindenhunde zugelassen.«
    »Er hat eine Sondergenehmigung der
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