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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht
Autoren: Iris Johansen
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könnte, wie sie sich seinetwegen ärgerte. Er verlangte unterwürfigen Gehorsam und es gefiel ihm ganz und gar nicht, wenn sie ihm den verweigerte.
    Er saß am längeren Hebel, aber sie hatte ihm schon des Öfteren unmissverständlich zu verstehen gegeben, was sie von ihm hielt.
    Scheiß auf ihn. Wohl oder übel würde sie in Washington antanzen müssen, aber sie würde ihn vorher nicht anrufen und sich wenigstens drei Tage Erholung auf der Ranch gönnen.
    Sie drückte auf den Knopf, um die zweite Nachricht zu hören.
    »Hier ist Eve, Sarah. Wir haben es endlich. Die Bestätigung ist eingetroffen. Wir warten auf dich. Bitte komm sofort.« Sie legte auf.
    Das war’s dann mit unserem Landaufenthalt, dachte Sarah resigniert. Auf keinen Fall würde sie Eve warten lassen. Eve hatte schon zu lange gewartet. »Sieht aus, als müssten wir morgen schon wieder in die Luft, Monty. Wir werden Eve in Atlanta besuchen.«

2
    »Ich bin hier«, sagte Logan, als Eve sich meldete. »Ich bin im Ritz Carlton in Buckhead.«
    »Danke, dass du gekommen bist, Logan. Ich war mir nicht sicher.«
    »Ich habe dir immer gesagt, dass du auf mich zählen kannst.«
    Er zögerte, ehe er die Frage stellte: »Was ist mit Quinn?«
    »Alles wunderbar. Er ist sehr gut zu mir.«
    »Na, das ist ja keine große Leistung. Wer könnte dich schlecht behandeln? Wir sehen uns morgen früh.«
    »Du könntest schon heute Abend zur Hütte kommen.«
    »Nein. Ich bin hier, um dich zu unterstützen, nicht um Quinn auf die Nerven zu gehen. Pass auf dich auf.« Er legte auf.
    Ihre Stimme war ruhig gewesen, und was sie über Joe Quinn gesagt hatte, klang aufrichtig. Auf diesem Sektor schien also alles in Ordnung zu sein. War er enttäuscht? Es überraschte ihn, ein leises Bedauern zu verspüren, aber keinen Schmerz. Nun ja, die Zeit heilte alle Wunden und er hatte nie wirklich das Gefühl gehabt, dass Eve zu ihm gehörte; nicht einmal, als sie zusammenlebten. Ihre Beziehung war zerbrechlich gewesen und so war es Quinn nicht schwer gefallen, sich …
    Das Telefon klingelte.
    »Margaret?«
    »Hallo, Logan. Lange nichts von dir gehört.«
    Logans Hand krallte sich um den Hörer. »Hallo, Rudzak.«
    »Du bist nicht überrascht, von mir zu hören.«
    »Weshalb sollte ich überrascht sein? Es war doch nur eine Frage der Zeit.«
    »Du hast keine Ahnung, was Zeit ist. Hatte ich auch nicht, ehe ich in dieser Hölle leben musste, in die du mich geworfen hast.
    Jede Minute wie ein Jahrzehnt. Wusstest du, dass mein Haar im Gefängnis weiß geworden ist? Ich bin jünger als du, aber ich sehe zwanzig Jahre älter aus.«
    »Woher weißt du, wie ich aussehe?«
    »Oh, ich behalte dich im Auge. Einmal habe ich dich auf der Straße gesehen und in den letzten zwei Jahren mehrmals im Fernsehen. Du hast es zu was gebracht. Du bist ein mächtiger Mann.«
    »Wo ist Bassett?«
    »Ich will nicht über Bassett reden, ich will über dich reden …
    und über mich. Auf diesen Augenblick habe ich lange gewartet und ich kann dir sagen, ich genieße ihn in vollen Zügen.«
    »Ich nicht. Erzähl mir von Bassett oder ich lege auf.«
    »Nein, das wirst du nicht tun. Du wirst am Apparat bleiben, solange ich Lust habe, zu reden, weil du Angst hast, was mit Bassett passieren könnte, wenn du mich ärgerst. Du hast dich nicht verändert. Dieser weiche Kern ist noch immer da. Gott sei Dank, das macht es mir leichter.«
    »Ist Bassett noch am Leben?«
    »Im Augenblick noch. Glaubst du mir?«
    »Nein. Ich will seine Stimme hören.«
    »Jetzt nicht. Bassett ist so unwichtig. Weißt du, was ich nach der Entlassung aus dem Gefängnis als Erstes getan habe? Ich habe Chen Lis Grab besucht.«
    »Hier geht es nicht um Chen Li. Es geht um Bassett.«
    »Es geht um Chen Li. Es geht immer um Chen Li. Du hast zugelassen, dass sie in diesem ekelhaft einfachen Grab verscharrt wurde, eine unter Tausenden auf diesem Friedhof.
    Wie konntest du das tun?«
    »Sie wurde mit stiller Würde begraben. So wie sie gelebt hat.«
    »So wie du sie gezwungen hast zu leben. Sie war eine Königin und du hast sie in den Pöbel hinuntergezogen.«
    »Hör auf, von ihr zu reden.«
    »Warum? Was kannst du mir noch antun, das du mir nicht schon angetan hast? Hast du Schuldgefühle? Zu Recht. Du bist schuldig.«
    »Und du bist verrückt.«
    »Ich war nicht verrückt, als ich in dieses Gefängnis gesteckt wurde. Wenn ich jetzt verrückt bin, ist das dein Verdienst. Du wusstest, dass ich das Richtige getan hatte, und trotzdem hast du mich in diesem
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