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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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Einkommensteuer. Kommentar Bürgerliches Gesetzbuch. Agrargesetzgebung. Enteignungsgesetz.
Simenons
Mann, der den Zügen nachsah. Der Mietprozess. Mieteigentum und Sicherheit. Rechtsmedizin bei Versicherungen.
    Eigentlich will ich nur
I Fall in Love Too Easily
in der Version von Chet Baker hören.
    Am Spätnachmittag schaut Paolo bei mir vorbei, ein alter Freund, Sinologe und Tibet-Experte. Aus reiner Sympathie bestellt
     er manchmal komische Bücher bei mir, die er woanders leichter bekäme. Es macht ihm Spaß, mich zu treffen und sich ein bisschen
     zu unterhalten. Er bittet mich, ihm
Magier und Heilige in Tibet
von Alexandra David-Néel zu besorgen. Das wird nicht einfach werden.
    Es ist sieben Uhr. Wir gehen einen Aperitif trinken.
    Paolo will wieder nach Tibet zurück. Er erzählt mir von wunderbar exotischen Dingen. Klöstern. Mönchen. Mandalas. Lamas. Lhasas.
     Buddhas. Naldjorpas. Tees.
    Ich war noch nie in Tibet, aber wenn ich ihn so reden höre, bekomme ich direkt Lust, mal hinzufahren. Er schenkt mir Gebetsfahnen,
     die ich auf der Terrasse aufhängen soll. So bunte Dinger, mit aufgedruckten Gebeten und Mantras, die über dem Himalaya wehen.
    »Aber ich habe gar keine Terrasse.«
    »Bewahre sie auf, man kann nie wissen.«
    Er wirkt glückselig. Wie ein Naldjorpa, jene Asketen mit den magischen Kräften.
    Mein Handy klingelt.
    »Was ist los? Kommen Sie nicht?« Clelia klingt überrascht.
    Shit! Es ist Viertel vor acht!
    »Entschuldigung. Ich hatte ein Problem im Laden und …«
    Was für ein Trottel ich bin! Was für ein Trampeltier!
    »Schon gut, macht nichts. Dann eben ein anderes Mal.«
    Ich hab’s total verpennt! Shit!
    »Nein, bitte. Ich bin in zehn Minuten da.«
    Shit!

W ie ein Irrer rase ich los und singe
You Are My Lucky Star
vor mich hin, als wäre ich Gene Kelly persönlich. Bis nach Trastevere ist es nicht weit. Wie üblich versuchen meine Mitmenschen
     in ihren Autos mich rauszukicken. Ich stehe unter Dauerbeschuss.
    Ich weiche ihnen aus, umrunde, entschlüpfe, fädele wieder ein, Hupen, Slalom, Ausweichmanöver, Vollbremsung. Ein Bus schert
     vor mir aus. Ein Auto in zweiter Reihe öffnet den Wagenschlag und will mich zu Fall bringen. Ein Taxi biegt ab, ohne zu blinken.
     Ein Golf schneidet mich in der Kurve. Ein BMW schießt aus einer Parklücke hervor. Ein Touribus verliert Öl.
    Ich biege in die Via dei Fienaroli ein, von der verkehrten Seite zwar, aber heil und fidel. Keine Trauerreden. Ein wahres
     Wunder.
    Ich parke vor der Buchhandlung am Kino.
    Schließe eilig den Roller an.
    Drehe mich um und sehe SIE.
    Meine ganz persönliche sie. Sie steht mit dem Rücken zu mir, aber ich bin sicher, dass sie es ist!
    An der Mauer lehnt ihr Instrumentenkoffer.
    Liebergottderdubistimhimmel!
    Sie nimmt das Handy aus der Manteltasche und drückt eine Taste.
    Ich verharre reglos. Stocksteif. Totenstarre.
    Sie steht fünf Meter von mir entfernt.
    Wen interessiert schon Signora Clelia.
    Während sie sich langsam zu mir umdreht, klingelt mein Handy.
    Sie sieht mich an.
    Mein Handy klingelt. Ich sehe sie benommen an.
    Mein Handy klingelt noch immer. Sie sieht mich immer noch an.
    Ich nehme das Handy und melde mich, ohne aufs Display zu schauen.
    »Hallo?«
    »Hier ist Clelia …«, sagt SIE lachend.
    Ich höre ihre Stimme durch das Telefon, vor allem aber live vor mir.
    Clelia lacht amüsiert, mit ihren fröhlichen Zähnen.
    »Entschuldige die Verspätung …« Mehr kann ich nicht sagen, und das sage ich ins Handy, doch dabei schaue ich ihr in die Augen.
    Wie Lazarus, aus dem Scheintod erwacht. Die Totenstarre löst sich.
    »Macht nichts.« Großmütig ist sie auch noch, diese Frau.
    Ich komme näher und ergreife die Hand, die sie mir reicht. Ich würde mich auch verbeugen vor solcher Pracht, oder ihr à la
     Gomez Addams ewig die Hände küssen. Stattdessen beschränke ich mich darauf, sie zu schütteln, diese starke und zarte Hand.
     Einladend. Trocken. Lang und für diese ersten fünf Sekunden mein.
    »Hallo, Clelia. Entschuldige nochmals. Wollen wir etwas trinken?«
    Sie lächelt, beugt sich vor zu meinem Roller.
    »Hübsche Windschutzscheibe …«
    Gott möge sie segnen, meine Windschutzscheibe. Meine Windschutzscheibe soll augenblicklich heiliggesprochen werden!
    Und möge der Schutzheilige der Möbelpacker immer über Luciano wachen.
    Clelia nimmt ihren Instrumentenkoffer, und wir gehen hinein.

D as Wunder des Lebens.
    Ich schlafe mit der einzigen Frau der Erde.
    Ich schlafe mit der Erde.
    Wir
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