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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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die Scheibe. Schlafe
     ein wenig. Schließe gähnend den Laden auf.
    Langer Tag. Wenn wenigstens Paolo vorbeikäme, mit seinen wunderbaren Geschichten aus fernen Ländern. Fern meiner Buchhandlung.
    Ich möchte mit Clelia nach Tibet fahren. Mit ihr die klare und saubere Luft atmen. Dieselben Sonnenuntergänge sehen. Dieselben
     Berge besteigen. Mit ihr alt werden. In der Kälte. Vielleicht halten wir dann länger. Ich will mit ihr Mantras aufsagen und
     dann mit ihr schlafen. Clelia. Mein Everest. Mein K2. Mein Annapurna. Mein Himalaya. Meine Kohlmeise. Sie ähnelt gar nicht
     mal nur Audrey Hepburn, ist eher eine Mischung. Ihr Gesicht ist eine Kombination aus Hepburn und Rachel Wise, aber darunter
     hat sie den zierlichen und eleganten Körper der Hepburn.
    Zum ersten Mal will ich zu jemandem gehören.
    Es ist sieben Uhr. Ich schließe ab. Ich habe 348 Euro eingenommen, denen 280 Euro Ausgaben gegenüberstehen. Scheißtag.
    Hoffentlich esse ich mit ihr zu Abend.
    Ich warte auf neun Uhr …

V or zwei Stunden bin ich nach Hause gekommen. Ich habe geduscht. Habe mir ordentlich die Ohren gewaschen. Rücken und Fingernägel
     geschrubbt. Mich rasiert.
    Es ist halb zehn. Warum ruft sie nicht an?
    Ich trinke etwas Wein. Ich sehe etwas fern. Versuche die Zeit totzuschlagen.
    Im Fernsehen kommt nichts. Zum Glück stoße ich beim Zappen auf das Video zu
Lyla
von CocoRosie.
    Es ist fast zehn. Unten klingelt es.
    Ich bin sofort hellwach, euphorisch und optimistisch.
    »Ja?«
    »Weißt du eigentlich, was für ein Mistkerl du bist?«
    Adele. Nein, nicht Adele. Nicht jetzt.
    »Hör mal, Adele, gerade passt es mir überhaupt nicht. Was willst du?«
    »Hochkommen.«
    »Ich sagte doch, es passt mir nicht.«
    »Dann komm runter!«
    »Adele, bitte!«
    »Spar dir dein scheiß Bitte!«
    »Hör zu, Adele, ich habe echt schlechte Laune und bin todmüde …«
    »Du hast schlechte Laune? Was soll ich da erst sagen?«
    Ich versuche, deutlich zu sein. So deutlich wie möglich.
    »Adele, ich habe dir schon über zwanzig Mal gesagt: Ich bin nicht in dich verliebt!«
    Stille. Nicht einmal das Geräusch eines vorbeifahrenden Wagens. Grabesstille.
    Ich höre nur Adele, die die Nase hochzieht.
    »Du bist echt ein elender Mistkerl …« Ihre Stimme ist kaum zu hören.
    Ich fühle mich mies. Ich will etwas sagen, aber mir fällt nichts ein. Nichts, das die Situation besser machen könnte. Mir
     fallen nur Dinge ein, die sie noch schlimmer machen würden. Ich bin so ein Volltrottel.
    »Adele …«
    Warum habe ich nicht den Mund gehalten?
    Als einzige Antwort höre ich ein kurzes Scheppern. Vielleicht von einem Schlag. Aus der Sprechanlage erklingt nun ein Pfeifen.
     Ein quälendes und ohrenbetäubendes Fiepen, in einer für die Gattung Mensch unerträglichen Frequenz. So was Fledermausartiges.
     Adele muss die Gegensprechanlage gecrasht haben …
    Ich lege auf und bleibe stehen. Still wie ein Mistkerl, oder wie Adele es ausdrückt: ein elender Mistkerl.
    Es tut mir leid, aber Adele ist echt abgedreht. Immer muss es so enden. Dann verschwindet sie für ein paar Wochen von der
     Bildfläche. Wenn sie wieder auftaucht, sage ich ihr klipp und klar, dass sich nichts geändert hat, aber sie behauptet, das
     sei ihr egal. Sie wolle nichts von mir. Ich versuche, mich von ihr fernzuhalten. Ihr keine Angriffsfläche zu bieten oder falsche
     Hoffnungen zu machen, aber Adele ist eine echte Artistin. Eine Seiltänzerin, die sich ganz leise wieder einschleicht. Und
     so beginnt alles von vorn.
    Ich nehme mein Glas und leere es in einem Zug. Es ist zehn Uhr.
    Ich nehme mein Handy und rufe Clelia an.
    »Ciao!«, erwidert sie fröhlich und fährt im gleichen Tonfall fort: »Wie geht’s?«
    »Gut, danke. Und dir?«
    Meine Stimme flötet, weil sie sich an die von Clelia anzupassen versucht, aber glücklich bin ich nicht.
    »Müde, müde … Warum hast du nicht angerufen?«
    »Wolltest du nicht mich anrufen?«, frage ich verdattert.
    »Nein …« Sie klingt überrascht.
    »Wie, nein?« Auch ich bin überrascht.
    »Na gut, kein Problem.«
    Das fängt ja gut an. Morgen muss ich im
Musikrecht
nachschlagen, wer weiß, was sich da unter amourösen Missverständnissen findet.
    »Wo bist du?«
    »Zu Hause. Ich habe gerade gegessen«, antwortet sie. »Du?«
    »Ich auch, aber ohne das Essen.«
    »Ich würde ja sagen, komm rüber, aber Kochen ist nicht meine Stärke und ich muss früh ins Bett. Morgen steht mir noch so ein
     Stresstag bevor. Ich bin todmüde, und gestern … ist
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