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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
Autoren: Charles C. Mann
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unhandlich und unlesbar werden. Auch kann ich nicht in Gänze erläutern, wie es zu diesem neuen wissenschaftlichen Konzept kam, wenn ich auch einige Meilensteine auf dem Weg dahin beschreibe. Stattdessen konzentriere ich mich in
Kolumbus’ Erbe
auf Bereiche, die mir besonders wichtig erscheinen, die besonders gut dokumentiert oder – hier macht sich meine journalistische Ausrichtung bemerkbar – besonders interessant sind. Leser, die sich gründlicher informieren möchten, seien auf die Quellen in den Anmerkungen und der Bibliographie verwiesen.
    Nach dem Einführungskapitel ist das Buch in vier Abschnitte unterteilt. Im ersten und zweiten werden gewissermaßen die beiden Hälften des kolumbischen Austauschs beschrieben: die separaten, aber verknüpften Austauschprozesse über den Atlantik und den Pazifik. Der Atlantik-Abschnitt beginnt mit dem exemplarischen Fall von Jamestown, dem Beginn der permanenten britischen Besiedelung des amerikanischen Kontinents. Aus rein wirtschaftlichen Gründen in Angriff genommen, wurde sein Schicksal weitgehend von ökologischen Kräften bestimmt, vor allem durch Einfuhr von Tabak. Ursprünglich aus dem unteren Amazonasgebiet stammend, wurde diese exotische Pflanzenart – anregend, suchterzeugend, leicht verrucht – zum Gegenstand des ersten wirklich globalen Konsum-Hypes. Seide und Porzellan, in Europa und Asien schon lange heiß begehrt, eroberten nun auch Amerika und wurden die nächsten Verkaufsschlager. Das Kapitel schafft die Voraussetzung für das folgende, die Erörterung der eingeführten Arten, die mehr als alle anderen die Gesellschaften von Baltimore bis Buenos Aires prägten: die mikroskopisch kleinen Lebewesen, die Malaria und Gelbfieber verursachen. Nachdem ich ihre Auswirkungen auf Phänomene wie die Sklaverei in Virginia oder die Armut im geteilten Guayana untersucht habe, schließe ich mit der Bedeutung der Malaria für die Entstehung der USA .
    Im zweiten Abschnitt steht der Pazifik im Fokus, wo das Zeitalter der Globalisierung mit der Verschiffung riesiger Silberladungen von Hispanoamerika nach China anbrach. Der Abschnitt beginnt mit einer Chronik von Städten: Potosí im heutigen Bolivien, Manila auf den Philippinen, Yueyang in Südostchina. Einst in aller Munde und heute weitgehend im Abseits, waren diese Städte quicklebendige, wichtige Bindeglieder eines wirtschaftlichen Austauschs, der die Welt zusammenwachsen ließ. Dieser Austausch brachte Süßkartoffeln und Mais nach China, mit zufälligen, aber verheerenden Folgen für die chinesischen Ökosysteme. Wie in einer klassischen Rückkopplungsschleife prägten diese ökologischen Folgen die ökonomischen und politischen Verhältnisse. Tatsächlich spielten Süßkartoffeln und Mais eine wichtige Rolle beim Aufstieg und Fall der letzten chinesischen Dynastie. Eine bescheidenere, aber letztlich ähnlich ambivalente Rolle spielten sie für die kommunistischen Herrscher, die schließlich folgten.
    Der dritte Abschnitt zeigt, welchen Anteil der kolumbische Austausch an zwei Revolutionen hatte: der landwirtschaftlichen Revolution, die Ende des 17 . Jahrhunderts begann, und der industriellen Revolution, die Anfang und Mitte des 19 . Jahrhunderts einsetzte. Dabei konzentriere ich mich auf zwei eingeführte Arten: die Kartoffel, die aus den Anden nach Europa gebracht wurde, und den Gummibaum, heimlich aus Brasilien nach Süd- und Südostasien verpflanzt. Beide Revolutionen – die landwirtschaftliche und die industrielle – förderten den Aufstieg des Westens, seine plötzliche Entwicklung zur kontrollierenden Macht. Und beide hätten ohne den kolumbischen Austausch einen ganz anderen Verlauf genommen.
    Im vierten Abschnitt greife ich ein Thema aus dem ersten Abschnitt wieder auf. Hier wende ich mich dem Austauschprozess zu, der menschlich betrachtet am folgenreichsten war: dem Sklavenhandel. Bis etwa 1700 waren neunzig Prozent aller Menschen, die den Atlantik überquerten, afrikanische Gefangene; ein Teil des restlichen Prozentsatzes waren, wie ich noch erklären werde, amerikanische Ureinwohner. Infolge dieser umfangreichen Bevölkerungsverschiebungen wurden viele Regionen Amerikas demographisch weitgehend von Afrikanern, Indianern und Afroindianern besiedelt. Ihre Wechselbeziehungen, die den Europäern lange verborgen blieben, sind ein wichtiger Teil unseres menschlichen Erbes, das erst jetzt ans Licht kommt.
    Diese Begegnung von Rot und Schwarz, wie man sagen könnte, fand vor dem Hintergrund anderer
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