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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval
Autoren: Thomas Ziegler
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seinem ganz privaten Matratzentresor, eine Viertelmillion Mark, mühsam durch langjähriges Dealen verdient und vom Mund abgespart. Es war sein Notgroschen fürs Alter, aber Petrus hatte keineswegs vor, dem Duo Infernale eine Viertelmillion für einen Kokskoffer zu zahlen, der ihnen im Grunde gar nicht gehörte.
    Das Geld würde nur dazu dienen, die beiden Schlampen in Sicherheit zu wiegen, damit sie die drei Kilo Kokain herausrückten. Bezahlen würde er mit anderer Münze – mit seiner funkelnagelneuen .38er Smith & Wesson, die im Hosenbund steckte. Oder mit dem Klappmesser in der Gesäßtasche. Oder mit dem Totschläger in der rechten Socke.
    Petrus grinste und stellte einem zufällig des Weges kommenden Batman ein Bein. Der Batman segelte durch die Luft und prallte mit dem Kopf gegen einen Blumenkübel.
    Tätä-tätä-tätä! schepperte es vom Rosenmontagszug.
    »Tätä-tätä-tätä!« machte Petrus.
    Beschwingt setzte er seinen Weg fort und dachte voller Mordlust an Bernie Barnovic und an das, was er mit ihm machen würde, wenn der Deal gelaufen war.
    Lange konnte es nicht mehr dauern. Der Dom war nicht mehr weit …
     
    Zur gleichen Zeit näherten sich aus einer anderen Richtung zwei weitere Jecken dem Treffpunkt unter dem Dom, denen man alles mögliche nachsagen konnte – nur keinen karnevalistischen Frohsinn.
    Weder der bis an die Zähne bewaffnete Rambo alias Jorge Gabriel Lorcaz noch der diabolisch grinsende Teufel alias Charly Hoballa hatten vor, ein paar nette Stunden beim Rosenmontagszug zu verbringen. Sie interessierten sich nicht für Kamellen und Strüßjer, sondern für Koks und Mord.
    Jorge Gabriel Lorcaz war gern bereit, ein Blutbad anzurichten, wenn er nur den Kokskoffer wieder in seine schmutzigen Hände bekam. Außerdem plante er noch andere Teufeleien, um die ihn selbst El Diablo beneiden würde, hätte er davon gewußt.
    Denn in Jorge Gabriel Lorcaz’ satanischem Plan, ausgeheckt nach einer phantastischen Nacht mit der phantastischen Christiane Hylf, einer Nacht voller Lust und Quälerei, ging es nicht allein um Kokain. Es ging auch um den kleinen schwarzen Aktenkoffer, den El Diablo mit beiden Händen an sich preßte, als hinge sein Leben davon ab.
    Was tatsächlich der Fall war.
    Der Koffer war bis zum Rand mit gebündelten Banknoten gefüllt, insgesamt eine Viertelmillion Mark, mühsam durch langjähriges Dealen verdient und vom Munde abgespart. Es war Charly Hoballas ganzes Vermögen und sollte die beiden diebischen zorras davon überzeugen, den Kokskoffer herauszurücken.
    Jorge Gabriel Lorcaz grinste breit übers verwegene Gesicht.
    Wenn er erst die zorras und den enano mit der Antenne auf dem Kopf erledigt und den Kokskoffer in seine schmutzigen Hände bekommen hatte, würde er auch El Diablo erledigen und ihm den Geldkoffer abnehmen. Zwei Koffer waren besser als einer – vor allem für einen Mann in seiner Lage, dem das Kartell von Medellín und die Polizei von Köln auf den Fersen waren.
    Charly Hoballa ahnte nichts von Lorcaz’ Vorhaben, denn er hatte genug mit seinen eigenen Plänen zu tun.
    Er dachte nicht im Traum daran, dem Kolumbianer eine Viertelmillion harte Deutschmark für die drei Kilo Kokain zu zahlen, die sie dem Duo Infernale erst noch abnehmen mußten. Denn Charly brauchte sowohl das Geld als auch das Kokain, um seine Flucht aus der Stadt und eine neue kriminelle Karriere im Ausland zu finanzieren.
    Diabolisch, wie er war, hatte er in der Nacht, während Lorcaz die phantastische Christiane Hylf geliebt und gequält hatte, alle Skrupel abgeworfen und ein extra langes Küchenmesser extra scharf geschliffen. Das Messer steckte derzeit unter seinem Teufelskostüm, aber es war arschklar, daß es binnen kürzester Zeit in Jorge Gabriel Lorcaz’ nacktem Rücken stecken und die Kofferfrage ein für allemal klären würde.
    Die beiden Kriminellen grinsten sich an.
    »Mi maleta!« grunzte Lorcaz.
    »Klar, amigo, arschklar!« nickte Charly Hoballa.
    Entschlossen beschleunigten sie ihre Schritte und steuerten den Dom an, unter dem die Jecken sangen und lachten und einen Spaß nach dem anderen machten …
     
    Während sich das Duo Infernale und Tommy Zet anschickten, mit ihrer hundert Mann starken Polonaise den Kordon der kostümierten Drogenfahnder zu durchbrechen, während Jorge Gabriel Lorcaz, Charly Hoballa und der unverwüstliche Petrus aus verschiedenen Richtungen zum Dom marschierten, ließen in einer Seitenstraße zwanzig Kamikaze-Rocker die Motoren ihrer schweren
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