Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
mit Videobändern direkt hinter der Tür. Ein paar mundgeblasene Glasvasen, von Count Otto Boda persönlich signiert, thronten auf einem Chromtisch der italienischen High-Tech-Schule. Ein schrilles Sofa wurde von einer antiken Paisleydecke eingehüllt, und drei chinesische Porzellanenten flogen nirgendwohin.
    Omally legte die Füße auf den Le-Corbussier-Sessel, Pooley lehnte gegen den Memphis-Cocktailschrank und tunkte ein Frühstücksbisquit in seinen Kaffee.
    »Nun«, sagte Jim, als er des irren Grinsens seines Partners überdrüssig geworden war. »Eine erfolgreiche Nacht, stimmt’s?«
    Omallys Grinsen wurde womöglich noch breiter. »Die Pietät verbietet, daß ich mich in Einzelheiten ergehe«, sagte er und spielte mit seiner Demi-Tasse. »Nur soviel: Es war die reinste Magie.«
    »Ich bin ja so froh für dich.«
    Die beiden tranken schweigend, während vor Omallys geistigem Auge ausgewählte Höhepunkte der Nacht abliefen und Pooley vor offensichtlichem Neid beinahe platzte.
    Als Pooley es nicht mehr länger aushielt, sagte Jim: »Wir haben vier. Ganz sicher Fünfpfünder.«
    Omally hob die Augenbrauen und grinste sein gewinnendes Lächeln. »Gut. Neville nimmt sicher einen für die Samstagssandwiches und einen zweiten für die Gefriertruhe, daran zweifle ich keine Sekunde.«
    »Wally Woods nimmt sicher die beiden anderen.«
    Omally runzelte die Stirn — kurz nur, denn die Anstrengung lenkte ihn ab. Wally Woods, Brentfords erster Frischfischhändler, war ein kalter, schlüpfriger kleiner Kunde.
    »Nein«, widersprach John entschlossen. »Wir verkaufen sie in Ealing. Entweder an das King’s Head oder das Fly’s Home.«
    »Ganz wie du meinst.«
    Omally trank seinen Kaffee aus und füllte die Tasse aus einer schicken Kaffeemaschine nach.
    »Wie entwickeln sich unsere Gewinne?« erkundigte er sich in einem fast beiläufigen Tonfall.
    Nun war Jim an der Reihe, eine Augenbraue zu heben. Er wußte ganz genau, daß der irische Lockenkopf die klägliche Summe ihrer gegenwärtigen Einkünfte im Kopf hatte.
    »Wenn unser Geschäft ein legales wäre«, seufzte er, »dann würden wir keine Steuern zahlen, sondern im Gegenteil sogar Geld zurückbekommen.«
    Omally schüttelte den Kopf. »Manchmal glaube ich fast«, sagte er, »daß wir uns so sehr anstrengen, ehrlicher Arbeit aus dem Weg zu gehen, daß wir uns selbst in ein frühes Grab bringen.«
    »Du wirst doch wohl nicht vorschlagen wollen, daß wir …« Pooley flüsterte die gefürchteten Worte nur »… uns um eine ehrliche Arbeit bemühen?«
    Omally zuckte zusammen. »Nein, nein. Um Gottes willen. Wir sind freie Männer, oder nicht? Und ist die Freiheit vielleicht nicht das wertvollste Gut, das ein Mann besitzen kann?«
    »Nun …« erwiderte Jim. Unerwartet hatte er das Bild von Jennifer Naylors Porsche vor Augen. »Nun …«
    »Kein ›Nun‹!« widersprach John entschlossen. »Selbstverständlich ist es das! Wir genießen das Leben in vollen Zügen, und weißt du auch, warum wir das tun?«
    Pooley dachte, daß er es ganz genau wüßte, doch in ihm regte sich der Verdacht, daß er keine Gelegenheit erhalten würde, dies kundzutun.
    »Wir tun es, weil es uns gefällt«, bestätigte Omally Sekundenbruchteile später Jims Vermutung.
    »Ah«, sagte Pooley. »Weil es uns so gefällt. Deswegen also.«
    »Ganz genau deswegen.« John geriet allem Anschein nach in redselige Stimmung. »Und ich will dir noch etwas verraten.«
    »Das bezweifle ich nicht eine Sekunde.«
    »Um zehn Uhr, Freund Jim, wirst du zu Bobs Buchmacherladen gehen.«
    »Das tue ich jeden Morgen.«
    »Heute Morgen ist etwas anderes.«
    »Das sagst du immer.«
    »Heute wirst du eine Wette plazieren, die nach außen hin so haarsträubend scheint, daß der Mistkerl auf seinen goldenen Eiern vor Lachen vom Stuhl fällt.«
    »Das tut er immer«, sagte Jim.
    »Du wirst ihn fragen, zu welchen Konditionen er die Wette annimmt«, fuhr John unbeirrt fort, »und zwischen seinen selbstgefälligen Tränen hindurch wird er etwas in der Art von zehntausend zu eins oder so sagen, vielleicht sogar noch mehr, wenn er sich seiner Sache ganz besonders sicher ist.«
    Jim kratzte sich am Kopf. »Zehntausend zu eins?« fragte er.
    »Mindestens. Und dann wirst du zehn Pfund setzen und die Steuer gleich mit entrichten.«
    »Zehn Pfund?« Pooley preßte die Hände auf die Herzgegend. »Alles auf einmal? Zehn Pfund?«
    Omally nickte. »Ich werde persönlich ebenfalls einsteigen, und zwar mit einem Einer.«
    »Einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher