Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
einer Beherrschtheit an sich, die den Verdacht nahelegte, daß sie nichts zu beherrschen hatte, weder abwegige Launen noch gefährliche Leidenschaft; sie war wie ein Automat. Sie ließ mich frösteln.
    »Wie Sie wünschen«, sagte sie. »Es handelt sich wirklich um keine großartige Sache, die viel Aufhebens wert wäre.«
    Warum dann das ganze Theater? »Ich stimme Ihnen zu«, sagte ich. »Ich denke, die MBs können sie unter sich lösen.«
    »Der Rat repräsentiert die MBs«, sagte die Granger.
    Ich gab durch ein Nicken meine höfliche Bestätigung kund. Ich wollte nichts sehnlicher, als daß sie endlich aus meinem Büro verschwand, aus der Eisgruben-Station.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben«, sagte sie und erhob sich. Ich begleitete sie zum Lift. Sie sagte keinen Abschiedsgruß, sondern lächelte nur ihr nichts enthüllendes Mannequin-Lächeln.
    Als ich wieder in meinem Büro war, gab ich ein Ersuchen um ein Treffen mit Thomas Sandoval-Rice in Port Yin durch. Dann rief ich bei Rho und William an.
    Rho nahm ab. »Mickey! Cailetet hat soeben unseren Vertragsvorschlag akzeptiert.«
    Das brachte mich für eine Sekunde aus der Fassung. »Tut mir leid«, sagte ich verwirrt. »Wie bitte?«
    »Was tut dir leid? Das ist doch eine gute Nachricht. Sie glauben, sie können es schaffen. Sie sagen, es ist eine Herausforderung. Sie sind bereit, einen Exklusiv-Vertrag zu unterzeichnen.«
    »Ich hatte gerade ein Gespräch mit Janis Granger.«
    »Wer ist das?«
    »Von Task-Felder. Die Assistentin der Ratspräsidentin«, sagte ich. »Ich glaube, sie versuchen, uns abzuschießen.«
    »Den MB Sandoval abzuschießen?« lachte Rho. Sie dachte, ich scherzte.
    »Nein. Dein Köpfe-Projekt abzuschießen.«
    »Das können sie nicht«, sagte sie, immer noch erheitert.
    »Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls muß ich mit dem Direktor sprechen.« Ich dachte darüber nach, was Rho mir gesagt hatte. Wenn Cailetet unseren Vertrag akzeptiert hatte, dann hatten sie entweder keine Angst vor einer Ratsdebatte, oder…
    Die Granger hatte mich angelogen.
    »Mickey, was soll das alles?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich werde es auskundschaften. Die neue Ratspräsidentin ist eine Task-Felder. Du solltest dich über solche Dinge informieren, Rho.«
    »Wen schert das schon? Wir haben keine Beschwerden von anderen MBs bekommen. Wir bleiben in unseren Grenzen. Task-Felder. Die kannst du vergessen, das ist nicht einmal ein mondweit beglaubigter MB. Sind das nicht diese Logologisten?«
    »Sie haben den Vorsitz im Rat«, sagte ich.
    »Ach, du Schande«, sagte Rho. »Die sind unberechenbar. Seit wann haben sie den Vorsitz?«
    »Seit zwei Monaten.«
    »Wie haben sie ihn bekommen?«
    »Durch sorgfältige Beachtung gesellschaftlicher Umgangsformen«, sagte ich und klopfte mir mit einem Finger in die Handfläche.
    Rho dachte nach. »Hast du euer Gespräch aufgezeichnet?«
    »Natürlich.« Ich tippte eine automatische MB-Priorität für Rho ein und schickte die Aufzeichnung an ihre Tafeladresse.
    »Ich melde mich wieder bei dir, Mickey. Oder besser, komm du runter in die Eisgrube. William braucht außer mir noch jemanden zum Reden, glaube ich. Er hat mal wieder Kummer mit dem QL, und er ist immer noch ein bißchen durcheinander wegen unserer Köpfe.«

MEIN SCHWAGER WAR IN EINER grüblerischen Stimmung. »Auf der Erde«, sagte er, »in Indien und Ägypten, Jahrhunderte vor der Erfindung von Kühlschränken, hatte man Eis, kühle Getränke, Klimaanlagen. Und zwar nur, weil man trockene Luft und klare Nachthimmel hatte.«
    Ich setzte mich im ersten Raum des Labors ihm gegenüber an den Metalltisch. Draußen arbeiteten Williams Robotniks emsig und laut an dem Bau der Ummantelung für Rhos Köpfe, nach der Konstruktion des MB Nernst. William saß in einem vergammelten Metallrohrstuhl und hatte mir den gepolsterten Gästesessel überlassen.
    »Meinst du, sie benutzten Speicherbatterien oder Solarenergie oder so etwas?« sagte ich und ging auf seine im Entstehen begriffene Anekdote ein.
    Er lächelte vergnügt und versenkte sich entspannt in die Geschichte. »Nichts so Naheliegendes«, sagte er. »Sklaven hätten flache, breite, poröse irdene Tabletts benutzen, sie ein paar Zentimeter hoch mit Wasser füllen und auf einen besonders trockenen Abend mit klarer Luft warten können.«
    »Kalte Luft?« mutmaßte ich.
    »Das war nicht so wichtig. In Ägypten war es selten kalt. Nur trockene Luft und eine klare Nacht. Voilà. Eis!«
    Ich sah ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher