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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe
Autoren: Greg Bear
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solche Bemerkung ein höfliches »Oh, und wie geht es Ihrem Zweig der Familie?« hervorrufen müssen. Sie mißachtete das Gebot des guten Umgangs.
    »Planen Sie eine Wiederbelebung?« fragte sie schließlich.
    »Nein«, antwortete ich. Jedenfalls jetzt noch nicht. »Unsere Spekulationen erstrecken sich auf einen zukünftigen Wert.«
    »Wenn sie nicht wiederbelebt werden, haben sie keinen zukünftigen Wert.«
    Ich widersprach mit einem leichten Kopfschütteln. »Das ist allein unsere Sorge, niemandes sonst.«
    »Der Rat hat die Befürchtung ausgesprochen, daß Ihr Präzedenzfall zu einer Flut von Eisleichen-Ramschaktionen führen könnte. Der Mond kann unmöglich hunderttausend Tote aufnehmen. Das würde einen gewaltigen finanziellen Aderlaß bedeuten.«
    »Ich kann nicht sehen, daß hier ein Präzedenzfall geschaffen wird«, sagte ich und war gespannt, wie sie darauf reagieren würde.
    »Der MB Sandoval ist eine der größten Familiengruppen. Sie beeinflussen neue Familien und Seitenzweige. Wir haben bereits erfahren, daß zwei weitere Familien ähnliche Geschäftsabkommen planen, für den Fall, daß Sie einer großen Sache auf der Spur sind. Und sie alle haben mit dem MB Cailetet Verbindung aufgenommen. Soweit ich gehört habe, hat Rhosalind Sandoval-Pierce versucht, einen offiziellen Exklusiv-Vertrag mit Cailetet abzuschließen. Ist das alles mit Ihrem Einverständnis geschehen?«
    Das war es nicht; Rho hatte mir nicht verraten, daß sie so schnell vorgeprescht war, aber es überraschte mich nicht. Das war ein logischer Schritt in ihrem Plan. »Ich habe es nicht mit ihr abgesprochen. Sie hat bei diesem Projekt a priori das Einverständnis von Sandoval.«
    Das schien die Granger zu überraschen. »Eine MB-Generalvollmacht?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Ich sah keine Veranlassung, Familiengeheimnisse preiszugeben. Wenn sie es nicht schon wußte, sagte mir mein Instinkt, dann brauchte sie es auch nicht zu erfahren. »Geschäftsprivilegien, Ma’am.«
    Die Granger blickte zur Seite und überlegte eine unangenehm lange Zeit, dann wandte sie die Augen wieder mir zu. »Cailetet hat den Rat konsultiert. Ich habe eine Mißbilligungserklärung des Vorstands herausgegeben. Wir sind der Auffassung, es könnte sich nachteilig auf die Bewertung unserer Währung im Tripel auswirken. Zur Zeit bestehen auf der Erde starke moralische und religiöse Gefühle in bezug auf Eisleichen; die Wiederbelebung ist in sieben Staaten verboten worden. Wir haben den Verdacht, Sie haben sich das zunutze gemacht.«
    »Der Ansicht sind wir nicht«, entgegnete ich.
    »Wie dem auch sei, der Rat erwägt den Erlaß eines Unterlassungsurteils gegen jegliche Lagerung oder Verwendung von Eisleichen.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. Ich griff zum Schreibtisch und holte meine Managertafel heraus. »Auto-Berater«, verlangte ich laut. Ich tippte Befehle ein, die ich die Granger nicht hören lassen wollte, und bat um eine juristische Auskunft über diese Möglichkeit. Der Auto-Berater antwortete schnell. »Zur Zeit nicht legal«, und zitierte die entsprechenden Paragraphen.
    »Sie können kein Unterlassungsgesetz gegen einen beglaubigten autonomen MB erlassen«, sagte ich. Ich las die Paragraphen ab. »Vertrag über Gegenseitigkeit, Paragraph fünfunddreißig, Absatz zwei-eins-eins-eins beziehungsweise zwei-eins-null-zwei der allgemeinen Familien-Charta.«
    »Für den Fall, daß eine ausreichende Zahl von MBs von der Schädlichkeit ihrer Unternehmungen überzeugt werden kann und daß die finanziellen Folgen für irgendeinen der alteingesessenen konzessionierten MBs ruinös sein könnten, hat der Denker unseres Rates die Meinung vertreten, daß ein solches Unterlassungsgesetz sehr wohl gegen Sie erlassen werden kann.«
    Jetzt war es an mir, einen Moment lang nichts zu sagen und nachzudenken.
    »Dann scheint mir, wir kommen um eine Ratsdebatte nicht herum«, sagte ich schließlich.
    »Ich würde es bedauern, so viel Aufhebens zu verursachen«, sagte die Granger. »Vielleicht könnten wir zu einer Einigung außerhalb des Rates kommen.«
    »Unsere Syndikate könnten darüber verhandeln«, gestand ich zu. Mein Rückgrat wurde allmählich auf sture Weise steif. »Doch ich meine, es sollte eine öffentliche Debatte im Rat darüber stattfinden.«
    Sie lächelte. Wenn, wie von den Logologisten behauptet wurde, ihre Philosophie alle menschlichen Beschränkungen aufhob, dann ließ der Eindruck, den Janis Granger erweckte, darin keinen Vorteil erkennen. Sie hatte etwas von
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