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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3)
Autoren: Joe Abercrombie
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Grimm standen noch dort, zusammen mit einigen anderen, und sahen übers Wasser. »Hm«, sagte Grimm und nickte langsam mit dem Kopf. Von ihm war das tatsächlich das höchste Lob.
    Hundsmann deutete zum Pfahl hinauf. »Hol uns diese Glocke mal runter, ja?«, sagte er. »Vielleicht haben wir ja doch noch Verwendung dafür.«
     
    Bei den Toten, sie war verdammt laut. Hundsmann musste halb die Augen schließen, und sein ganzer Arm bebte, als er mit dem Griff seines Messers auf die Glocke einschlug. Zwischen all diesen Gebäuden fühlte er sich nicht besonders wohl, eingezwängt zwischen Mauern und Zäunen. Er hatte wenig Zeit seines Lebens in Städten verbracht, und an diese Zeiten erinnerte er sich nicht allzu gern. Entweder hatte er etwas verbrannt oder nach einer Belagerung irgendwelches Unheil angerichtet, oder er hatte in Bethods Kerkern vor sich hin gedarbt und darauf gewartet, umgebracht zu werden.
    Er blinzelte dem Durcheinander von Schieferdächern entgegen, sah Mauern aus alten grauen Steinen, schwarzem Holz, dreckig grauem Putz, die im dünnen Regen speckig glänzten. Es erschien ihm ein seltsames Leben, in so einer Schachtel zu schlafen und jeden Tag an genau demselben Ort aufzuwachen. Schon allein die Vorstellung machte ihn unruhig, als ob ihn die Glocke nicht schon völlig durchgerüttelt hätte. Er räusperte sich und setzte die Glocke neben seinen Füßen auf dem Kopfsteinpflaster ab. Dann blieb er abwartend stehen und legte die Hand dabei an den Schwertgriff, in der Hoffnung, dass diese Geste vermittelte, dass er es wirklich ernst meinte.
    Aufgeregte Schritte waren aus einer der Gassen zu hören, und ein kleines Mädchen lief auf den Platz. Ihr klappte der Unterkiefer herunter, als sie die Männer dort stehen sah, ein Dutzend bärtige, bewaffnete Kerle, mit Tul Duru in ihrer Mitte. Höchstwahrscheinlich hatte sie noch nie einen so großen Mann gesehen. Mit einem Ruck fuhr sie herum und wollte in die andere Richtung rennen, wobei sie fast auf dem nassen Pflaster ausrutschte. Dann sah sie Dow, der auf einem Holzstapel direkt hinter ihr saß und sich lässig gegen die Mauer lehnte, das gezogene Schwert auf den Knien, und sie erstarrte.
    »Ist schon gut, Kleine«, knurrte Dow. »Du kannst bleiben, wo du bist.«
    Nun kamen weitere Menschen auf sie zu, sie eilten von allen Seiten auf den Platz und bekamen alle denselben Schreck, als sie den Hundsmann mit seinen Leuten erblickten. Es waren vor allem Frauen und Jungen, ein paar alte Männer waren auch dabei. Die Glocke hatte sie aus dem Bett geholt, und sie waren noch ganz verschlafen, mit roten Augen und verquollenen Gesichtern, in hastig übergestreiften Kleidungsstücken und mit allem bewaffnet, was ihnen in die Hände gefallen war. Ein Junge mit einem Schlachterbeil. Ein alter Mann, der über ein Schwert gebeugt stand, das noch älter zu sein schien als er selbst. Ein Mädchen in vorderster Reihe trug eine Mistgabel. Sie hatte dunkles Haar und einen Ausdruck in ihrem Gesicht, der den Hundsmann an Schari erinnerte. Hart und nachdenklich, so wie sie ihn immer angesehen hatte, bevor sie beieinander lagen. Hundsmann sah finster auf ihre nackten Füße und hoffte, dass er sie nicht würde umbringen müssen.
    Wenn man sie einschüchtern und auf diese Weise überwältigen konnte, würde es am leichtesten und schnellsten gehen. Daher versuchte Hundsmann, wie jemand zu reden, den man fürchten musste, und nicht wie einer, der sich gleich in die Hosen machte. Wie Logen geredet hätte. Nun gut, das wäre vielleicht ein bisschen furchteinflößender als nötig. Besser wie Dreibaum. Hart, aber gerecht; jemand, der für alle das Beste wollte.
    »Ist der Älteste hier?«, knurrte er.
    »Das bin ich«, krächzte der Alte mit dem Schwert, dessen Gesicht vor Schreck ganz starr wirkte, entsetzt, dass zwanzig bewaffnete Fremde mitten auf seinem Marktplatz standen. »Brass heiße ich. Wer, zur Hölle, seid ihr?«
    »Ich bin der Hundsmann, und das hier ist Harding Grimm; der große Kerl dort drüben ist Tul Duru Donnerkopf.« Ein paar machten große Augen und murmelten sich etwas zu. Offenbar hatten sie diese Namen schon einmal gehört. »Wir sind mit fünfhundert Carls hierhergekommen und haben letzte Nacht eure Stadt erobert.« Erschrecktes Luftholen und einzelne Schreie folgten auf diese Nachricht. Es waren wohl eher nur zweihundert, aber es wäre unklug gewesen, den Leuten das zu sagen. Sonst wären sie vielleicht auf den Gedanken gekommen, ihr Heil im Kampf zu suchen, und
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