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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3)
Autoren: Joe Abercrombie
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vereinbaren kann, mich in irgendeine Richtung beeinflussen zu lassen. Mir ist bewusst, dass man mir, wie allen Mitgliedern des Offenen Rates, ein heiliges Vertrauen ausgesprochen hat. Ich bin verpflichtet, für den Mann zu stimmen, der mir von allen hervorragenden Männern als der am besten geeignete Kandidat erscheint.« Er schloss den Satz mit einem höchst selbstzufriedenen Lächeln.
    Eine hübsche Rede. Ein Dorfdepp hätte sie ihm vielleicht sogar abgekauft. Wie oft habe ich solche oder ähnliche Worte in den letzten Wochen gehört? Erfahrungsgemäß sollte nun das Feilschen folgen. Die Diskussion darüber, wie viel ein derart heiliges Vertrauen wert ist. Wie viel Silber ein gutes Gewissen aufwiegt. Wie viel Gold eine Verpflichtung aufzulösen vermag. Aber ich bin heute nicht in Stimmung, lange zu verhandeln.
    Glokta zog seine Augenbrauen in die Höhe. »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer edlen Haltung, Lord Ingelstad. Wären nur alle so charakterfest wie Sie, dann lebten wir in einer besseren Welt. Eine wirklich edle Haltung ... vor allem, wenn man bedenkt, dass Sie so viel zu verlieren haben. Tatsächlich sogar alles, würde ich sagen.« Er verzog gequält das Gesicht, als er seinen Stock in die andere Hand nahm und sich mit schaukelnden Bewegungen auf die Kante des Stuhls vorarbeitete. »Aber ich sehe schon, dass Sie sich nicht umstimmen lassen, und von daher will ich mich verabschieden ...«
    »Was meinen Sie damit, Herr Superior?« Dem Edelmann stand nun die Besorgnis auf dem fülligen Gesicht geschrieben.
    »Nun, Lord Ingelstad, Ihre korrupten Geschäfte.«
    Die rosigen Wangen des Lords hatten ein Gutteil ihrer frischen Farbe verloren. »Da muss ein Irrtum vorliegen.«
    »O nein, das kann ich Ihnen versichern.« Glokta ließ einen Packen Dokumente aus der Innentasche seines Mantels gleiten. »Sie werden oft in den Geständnissen ranghoher Tuchhändler erwähnt, verstehen Sie?« Er hielt die knisternden Seiten hoch, so dass sie beide die Papiere sehen konnten. »Hier werden Sie – und das sind nicht meine Worte – als ›Komplize‹ genannt. Und hier als hauptsächlicher Nutznießer eines höchst unerquicklichen Schmuggelgeschäfts. Und hier wird Ihnen auffallen – und mir ist es wirklich unangenehm, Sie darauf hinzuweisen –, dass Ihr Name und das Wörtchen ›Verrat‹ in unmittelbarer Nähe zueinander auftauchen.«
    Ingelstad sank zurück auf seinen Stuhl und setzte sein Glas klappernd auf dem Tisch neben sich ab, wobei eine beachtliche Menge Flüssigkeit auf das polierte Holz schwappte.
Oh, das sollten wir aber aufwischen. Sonst bleibt ein ganz hässlicher Fleck, und manche Flecken lassen sich nie wieder abreiben.
    »Seine Eminenz«, fuhr Glokta fort, »der Sie zu seinen Freunden zählt, konnte Ihren Namen zum Nutzen aller Beteiligten aus dem Beginn dieser Untersuchung heraushalten. Er versteht durchaus, dass Sie versuchen, die unglückliche Wendung umzukehren, die das Schicksal Ihrer Familie genommen hat, und er bringt Ihnen wirklich Mitgefühl entgegen. Wenn Sie ihn jedoch in dieser Sache, bei dieser Wahl, enttäuschen würden, könnte dieses Mitgefühl schnell erschöpft sein. Verstehen Sie, was ich meine?«
Ich denke doch, ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt.
    »Ich verstehe«, krächzte Ingelstad.
    »Und löst sich das Gefühl der Verpflichtung nun ein wenig?«
    Der Edelmann schluckte, und die Farbe war ganz aus seinem Gesicht gewichen. »Ich möchte Seiner Eminenz natürlich in jeder Hinsicht zu Diensten sein, aber ... die Sache ist so ...«
Was denn jetzt noch? Ein verzweifeltes Angebot? Ein letzter Versuch der Bestechung? Vielleicht gar ein Appell an mein Gewissen?
»Ein Vertreter von Kronrichter Marovia kam gestern zu mir. Ein Mann namens Harlen Morrow. Er machte mir gegenüber durchaus ähnliche Ausführungen ... und durchaus ähnliche Drohungen.«
    Glokta runzelte die Stirn.
Hat er das tatsächlich? Marovia und sein kleiner Wurm, immer einen Schritt voraus, und wenn nicht, dann stets nur einen Schritt hinter uns.
    Ein schriller Ton schlich sich in Ingelstads Stimme. »Was soll ich denn tun? Ich kann Sie nicht beide unterstützen! Ich werde Adua verlassen, Herr Superior, und nie zurückkehren! Ich werde ... ich werde mich der Stimme enthalten ...«
    »Das werden Sie verdammt noch mal nicht tun!«, zischte Glokta. »Sie werden so abstimmen, wie ich es Ihnen sage! Marovia soll sich zur Hölle scheren!«
Noch mehr nachbohren? Es ist ja eklig, aber was sein muss, muss sein. Sind meine
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