Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3)
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
frei. Nach einem weiteren Mal hängte er sie flackernd zurück auf den Pfahl. Eine winzig kleine Flamme, so schien es ihm, um all ihre Hoffnungen daran zu wärmen. Eine winzig kleine Flamme, die von weit draußen auf dem Wasser gesehen werden sollte, aber eine andere hatten sie nicht.
    Er wartete die ganze Zeit darauf, dass die Sache schiefgehen würde, dass in der Stadt plötzlich Lärm ausbrechen, dass fünf Dutzend Carls aus dem offenen Tor stürmen und ihnen den Hals umdrehen würden, so wie sie es verdienten. Wenn er daran dachte, dann musste er sofort unglaublich dringend pinkeln. Aber sie kamen nicht. Es war nichts zu hören außer dem Quietschen der leeren Glocke, die an ihrer Befestigung hin und her schwang, und außer den kalten Wellen, die sich an Stein und Holz brachen. Es war alles genau so, wie sie es geplant hatten.
    Das erste Boot glitt aus der Dunkelheit. Vorn im Bug saß Espe und grinste. Zwanzig Carls hatten sich hinter ihm im Boot zusammengedrängt und führten die Ruder ganz vorsichtig, die weißen Gesichter angespannt, die Zähne gefletscht in dem Bemühen, kein Geräusch zu machen. Dennoch zerrte jedes Knirschen und Klappern von Holz und Metall an Hundsmanns Nerven.
    Espe und seine Jungs hängten Strohsäcke über die Bordseite, als sie das Boot in Ufernähe brachten, und verhinderten so, dass das Holz an den Steinen schabte – genau so, wie sie es sich eine Woche zuvor ausgedacht hatten. Sie warfen Taue an Land, und Hundsmann und Grimm fingen sie auf, zogen das Boot an den Anleger und banden es fest. Hundsmann sah zu Dow hinüber, der ruhig und gelassen nahe dem Tor an der Mauer lehnte, und Dow schüttelte leicht den Kopf, um anzudeuten, dass sich in der Stadt nichts rührte. Dann kam Espe die Treppe hoch, still und geschmeidig, und setzte sich in der Dunkelheit auf den Boden.
    »Gute Arbeit, Häuptling«, sagte er und lächelte über das ganze Gesicht. »Sauber und ordentlich.«
    »Wir können uns später gegenseitig auf die Schultern klopfen. Helft den übrigen Booten beim Anlegen.«
    »Hast ja recht.« Es kamen nun weitere Boote, noch mehr Carls, noch mehr Strohsäcke. Alle möglichen Leute, die im Lauf der letzten Wochen zu ihnen gestoßen waren. Männer, denen Bethods neue Vorgehensweise nicht gefiel. Schon bald hatte sich eine recht große Menge unten am Wasser versammelt. So viele, dass der Hundsmann kaum glauben konnte, dass man sie nicht entdeckte.
    Sie taten sich zu Gruppen zusammen, ganz wie geplant, jede mit eigenem Häuptling und eigener Aufgabe. Ein paar der Jungs kannten sich in Uffrith aus, und sie hatten ihnen einen Plan der Stadt in den Sand gezeichnet, so wie Dreibaum es früher immer getan hatte. Hundsmann hatte sie alle dazu gebracht, ihn sich einzuprägen. Er musste grinsen, als er daran dachte, wie sehr der Schwarze Dow deswegen gestänkert hatte, aber jetzt zahlte sich seine Hartnäckigkeit aus. Er hockte sich neben dem Tor hin, und sie alle schritten vorbei, eine dunkle und schweigsame Gruppe nach der anderen.
    Tul war der Erste, gefolgt von einem Dutzend Carls. »Donnerkopf«, sagte Hundsmann, »du übernimmst das Haupttor.«
    »Joh«, nickte Tul.
    »Das ist die wichtigste Aufgabe, also versuche, sie möglichst still über die Bühne zu bringen.«
    »Still, kein Problem.«
    »Viel Glück, Tul.«
    »Brauch ich nicht.« Damit eilte der Riese gefolgt von seinen Mannen davon und verschwand in den dunklen Straßen.
    »Rotkapp, du übernimmst den Turm beim Brunnen und die Mauer daneben.«
    »Geht klar.«
    »Espe, du und deine Jungs, ihr haltet auf dem Marktplatz Wache.«
    »Wir werden wachen wie die Eulen, Häuptling.«
    Und so kamen sie vorüber, durchschritten das Tor und tauchten in die dunklen Straßen, und dabei waren sie nicht lauter als der Wind über dem Meer und die Wellen am Kai. Hundsmann gab jeder Gruppe ihre Aufgabe und klopfte ihnen auf ihrem Weg auf die Schulter. Der Schwarze Dow kam als Letzter, und hinter ihm ging eine Abordnung Männer mit harten Gesichtern.
    »Dow, du übernimmst das Haus des Ältesten. Stapelt Brennholz an den Mauern auf, so wie wir gesagt haben, aber zünde es nicht an, verstanden? Tötet niemanden, den ihr nicht töten müsst. Noch nicht.«
    »Noch nicht, geht in Ordnung.«
    »Und Dow.« Der Kämpe wandte sich noch einmal um. »Dass mir auch kein Weibsvolk belästigt wird.«
    »Wofür hältst du mich?«, fragte Dow, und seine Zähne schimmerten in der Dunkelheit. »Für ein Tier oder so was?«
    Und dann war es vollbracht. Nur er und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher