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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3)
Autoren: Joe Abercrombie
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der in einem Scharmützel oben in den Bergen umgekommen war. Hundsmann hatte ihn nicht sehr gemocht, und er wusste nicht, wieso ihm dieser Name plötzlich einfiel, aber einer war so gut wie der andere, dachte er. Bedeutsam tätschelte er seinen Schenkel. »Mich hat bei Dunbrec einer ins Bein gestochen, und es will nicht richtig heilen. Kann nicht mehr marschieren. Die Zeiten, in denen ich eine Stellung halten konnte, sind wohl vorbei. Deswegen hat mich mein Häuptling hierhergeschickt, damit ich mit euch am Meer Ausschau halte.« Er blickte über das Wasser, das im Mondlicht schwappte und funkelte, als ob es lebendig sei. »Kann aber auch nicht sagen, dass es mir leidtut. Um ehrlich zu sein, ich habe mein Maß an Kämpfen gesehen.« Das zumindest war keine Lüge.
    »Weiß schon, wie du dich fühlst«, sagte der Einarmige und machte mit seinem Armstumpf eine Bewegung in Hundsmanns Richtung. »Wie steht’s denn da oben?«
    »Ganz gut. Die Union hockt immer noch vor den eigenen Mauern und versucht um jeden Preis reinzukommen, und wir sitzen auf der anderen Seite des Flusses und warten auf sie. So geht das schon seit Wochen.«
    »Ich hab gehört, dass ein paar Jungs zur Union übergelaufen sind. Der alte Dreibaum, hieß es, war da oben und wurde in dieser Schlacht getötet.«
    »Das war ein großer Mann, Rudd Dreibaum«, sagte der Alte, »ein großer Mann.«
    »Joh«, nickte Hundsmann. »Das war er wohl.«
    »Hab gehört, dass der Hundsmann seinen Platz eingenommen hat«, berichtete nun der Einarmige.
    »Ehrlich?«
    »So sagt man. Ein echt fieser Drecksack. Und ein Riesenkerl. Sie nennen ihn den Hundsmann, weil er mal einer Frau die Nippel abgebissen hat.«
    Hundsmann blinzelte. »Ist ja ’n Ding. Tja, also, mir ist der nie begegnet.«
    »Ich hab gehört, der Blutige Neuner war auch da oben«, flüsterte der Junge, und seine Augen weiteten sich, als habe er gerade einen Geist gesehen.
    Die anderen beiden schnaubten verächtlich. »Der Blutige Neuner ist tot, Junge, und diesem bösartigen Arschloch weint niemand eine Träne nach.« Der Einarmige erschauerte. »Verdammt noch eins, es sind aber auch komische Ammenmärchen im Umlauf!«
    »Ich sag nur, was ich gehört hab, das ist alles.«
    Der Alte nahm noch einen Schluck Grog und machte ein schmatzendes Geräusch. »Spielt doch keine Rolle, wer wo ist. Der Union wird wahrscheinlich langweilig, wenn sie das Fort erst mal zurückerobert hat. Und wenn diesen Kerlen dann langweilig ist, fahren sie übers Wasser zurück nach Hause, und alles ist wieder wie früher. Keiner von denen wird hierher nach Uffrith kommen, das steht mal fest.«
    »Nein«, sagte der Einarmige zufrieden. »Hierher kommen sie nicht.«
    »Wieso halten wir dann hier nach ihnen Ausschau?«, quengelte der Junge.
    Der Alte rollte mit den Augen, als habe er diese Frage schon zehnmal gehört und jedes Mal dieselbe Antwort gegeben. »Weil das die Aufgabe ist, die man uns anvertraut hat, Junge.«
    »Und wenn man eine Aufgabe übernommen hat, dann erfüllt man sie am besten so gut wie möglich.« Hundsmann erinnerte sich, dass Logen ihm einmal dasselbe gesagt hatte, und Dreibaum auch. Beide waren nun nicht mehr da, wieder zu Schlamm geworden, aber die Worte waren immer noch genauso wahr wie früher. »Selbst wenn es eine langweilige Aufgabe, eine gefährliche oder eine dunkle ist. Selbst wenn man es lieber nicht täte.« Verdammt, er musste pissen. Das war einfach immer so in solchen Augenblicken.
    »Das ist wohl wahr«, sagte der Alte und lächelte in seinen Becher hinein. »Bestimme Sachen müssen eben erledigt werden.«
    »Das stimmt. Es ist wirklich eine Schande. Ihr scheint ziemlich nette Kerle zu sein.« Und damit griff der Hundsmann hinter sich, als ob er sich mal schnell am Hintern kratzen wollte.
    »Schande?« Der Junge sah ihn verblüfft an. »Was meinst du mit Schan ...«
    Dann erschien Dow hinter ihm und schnitt ihm die Kehle durch.
    Fast im gleichen Augenblick legte sich Grimms dreckige Hand auf den Mund des Einarmigen, und die blutige Spitze einer Klinge glitt vorn aus dem Spalt seines Mantels. Hundsmann sprang vor und stach den Alten dreimal schnell zwischen die Rippen. Er keuchte, stolperte, die Augen geweitet, den Becher noch in der Hand, und grogversetzter Speichel troff aus seinem Mund. Dann stürzte er zu Boden.
    Der Junge kroch ein kleines Stück davon. Er hatte eine Hand an den Hals gepresst, um das Blut am Herausströmen zu hindern, die andere griff nach dem Pfahl, an dem die Warnglocke
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