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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee
Autoren: Horst Eckert
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Kellner.
    Robby zupfte an der Folie eines der Eier und murmelte: »Die Kolumbianer haben Böhrs Eltern als Geiseln genommen. Die sind schon siebzig oder so.«
    »Was sagst du?«
    »Indirekt ist es meine Schuld. Wegen dem Stoff, den ihr beschlagnahmt habt. Kennt ihr Alfonso aus Amsterdam?«
    Reuter nickte. Kolumbianer organisierten den Kokaintransport aus der Karibik nach Schiphol und Frankfurt. Alfonsos Bande stand den rechtsgerichteten Paramilitärs der AUC in Kolumbien nahe. Die Region um Düsseldorf hatten sie bislang Zwischenhändlern wie Böhr überlassen.
    »Was fordert Alfonso?«
    »Böhr soll ihm den Stoff bezahlen, den ihr abgefangen habt.«
    Bingo, dachte Reuter. Wenn die Kolumbianer Geld von Böhr forderten, war dies ein Beleg dafür, dass die dreißig Kilo tatsächlich für den umtriebigen Geschäftsmann bestimmt gewesen waren. Dem Staatsanwalt konnte die Neuigkeit nicht egal sein. Zumindest eine Aufstockung der Ermittlungsgruppe musste drin sein, fand Reuter.
    Er beschloss, die Schrauben anzuziehen. »Wo werden die Eltern gefangen gehalten? Wie soll die Geldübergabe vonstatten gehen? Wir sind hier nicht beim Kaffeeklatsch. Fakten, Robby! Sonst müssen wir annehmen, dass du uns verarschen willst. Und das würde dir schlecht bekommen!«
    »Ey, was ist das für ein Ton?«
    »Wir können den Spieß nämlich auch umdrehen und Böhr einen Tipp geben, woher wir über den Kurier Bescheid wussten.«
    Robby sprang auf. »Spinnst du?«
    Kollege Koch drückte den Türsteher in den Sitz zurück. »Also?«
    »Ich … ich hab gehört, dass der Boss nach Zürich fliegen will.«
    Koch setzte sich wieder hinter den Laptop.
    Reuter fragte: »Will er Bares besorgen oder bringt er das Lösegeld dorthin?«
    »Ey, woher soll ich das alles wissen?«
    Koch unterbrach das Tippen. »Beruhig dich, Einstein.«
    Robby wurde laut. »Du sollst dich nicht über mich lustig machen!«
    Reuter sagte: »Wir haben nur noch fünf Minuten. Denk an unseren Deal.«
    »Kann sein, dass der Boss hinschmeißt und alles verkauft, um seine alten Leute freizukriegen.«
    »Verkauft? An wen? Alfonso?«
    »Glaubt ihr, der Boss erzählt mir das?«
    Koch spottete: »Ich dachte, du bist Assistent der Geschäftsleitung.«
    Reuter fragte: »Woher weißt du von der angeblichen Entführung?«
    »Wieso angeblich?«
    »Woher, Robby?«
    »Von Sascha.«
    Sascha Maisel, ebenfalls Aussiedlerspross und Robbys Türsteherkumpel. Also nur ein Gerücht aus zweiter Hand. Reuter schüttelte den Kopf. Koch verdrehte die Augen.
    »Da sollen also Kolumbianer bei Böhr aufgetaucht sein, die ihn erpressen«, fasste Reuter zusammen. »Wir brauchen ihre Namen, Personenbeschreibungen, Autokennzeichen. Mensch, Robby, du weißt doch, wie das läuft!«
    Der Informant glotzte ihn an.
    Der tragbare Drucker surrte und spuckte das Protokoll aus. Koch hielt es dem Türsteher hin.
    Robby unterschrieb, ohne seine Aussage zu lesen. Reuter blätterte das Honorar auf den Tisch. Einhundert, wie immer. Dann zog er die Farbkopie aus seiner Jackentasche und hielt sie dem Informanten hin.
    Die Nacht von Max Beckmann.
    »Wieso kommst du mir schon wieder mit dem Scheiß?«, maulte Robby. Unruhig wanderte sein Blick zwischen den beiden OK-Ermittlern hin und her.
    Etwas stimmt da nicht, dachte Reuter.
    »Hat Böhr das Bild?«
    »Das hätte ich doch erzählt.«
    »Wirklich?«
    »Ey, Leute, ich bin euer bester Mann!«
    »Wie kommt’s dann, dass ich den Eindruck hab, dass du nicht ehrlich zu uns bist?«
     
    Koch hatte erneut das Fenster geöffnet und sich eine Zigarette angesteckt. Reuter war zu müde, um zu protestieren.
    Er sagte: »Der Kerl weiß etwas über das Bild. Ich bin mir sicher.«
    »Vergiss das Gemälde. Das ist seit zwei Jahren verschwunden. Wer weiß, wo es jetzt hängt.« Koch schnippte die Kippe nach draußen. »Da unten gehen sie. Einstein und seine Gangbang -Queen.«
    Reuter lugte ebenfalls hinaus. Der Muskelprotz im knappen T-Shirt. Das Mädchen mit dem kurzen Pony. Die jungen Leute stiegen in den knallroten Pick-up, den Robby seit Neuestem fuhr. Ein wuchtiges Gefährt auf Basis eines Dodge-Geländewagens, hochbeinig, extrabreit bereift, martialisch wirkender Kühlergrill – das reinste Imponiergeschoss.
    Michael sagte: »Schuss in den Ofen, oder?«
    »Ja. Nichts als heiße Luft.«
    Reuter sammelte die bunten Alufetzen ein, die Robby hinterlassen hatte, und stellte das Tablett vor die Tür. Sie nahmen den Aufzug.
    »Haben wir etwas über Böhrs Eltern?«, fragte Reuter.
    »Irgendwo
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