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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee
Autoren: Horst Eckert
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Er lobte den Sportdirektor und erging sich in Andeutungen über einen neuen Sponsor, der dem Regionalligisten aus der Klemme helfen würde. Konkretes blieb Kroll schuldig. Schaumschläger, dachte Reuter und knipste die Glotze aus.
    Kollege Koch sagte: »Ich habe heute noch ein Date. Wenn meine Frau dich fragt, dann hatten wir bis in den Abend in der Festung zu tun. Aktenarbeit oder so.«
    Reuter fielen Katjas Kondome ein.
    »Nein«, antwortete er.
    »Bitte?«
    »Ich lüg deine Frau nicht an. Du missbrauchst ihr Vertrauen. Marion hat es nicht verdient, dass du sie so verletzt.«
    »Spinnst du? Sie weiß doch nichts davon. Wie kann sie da verletzt sein?«
    »Ich mach bei so was nicht mit.«
    »Du bist mir ein schöner Kamerad!« Michael sah auf die Uhr. »Wo bleibt unser Einstein nur?«
     
    Um halb zwei klopfte es. Reuter sprang auf und öffnete die Tür. Robert Marthau trat ein und grinste. »Hey, Leute, was geht so?«
    Die Hautfarbe stammte aus dem Sonnenbank-Toaster. Das enge T-Shirt brachte die Türstehermuckis zur Geltung. Eine klobige Goldkette baumelte um den Hals – als bemühe sich Robby, jedem Klischee gerecht zu werden.
    Der Junge fuhr sich durch die Haare. Er hatte sich Strähnchen färben lassen. Fleckig wie ein Hyänenpelz.
    Zu Reuters Erstaunen war Robby nicht allein. Eine Frau schob sich hinter ihm ins Zimmer, groß und sehr dünn. Nicht viel über zwanzig, langes, dunkles Haar. Ein auffällig kurz gestutzter Pony betonte ein hübsches Gesicht. Ein knappes T-Shirt, boom-boom stand auf der Brust. Die Jeans saß besonders tief auf der Hüfte. Flacher Bauch, spitze Hüftknochen. Wenn der Bund noch tiefer rutschte, würde die Möse frei liegen. Reichlich Kajal um die Augen – betont gelangweilt sah sich Robbys Begleiterin in dem Raum um.
    »Wer ist das?«, fragte Reuter. »Und was soll die Verspätung?«
    Robby grinste noch immer, als hätte er irgendwelche Pillen geschluckt. Er machte Anstalten, sich auf das gemachte Bett zu lümmeln.
    Reuter drückte ihn in einen Sessel und wandte sich an das Mädchen mit dem kurzen Pony. »Du kannst hier nicht bleiben.«
    »Das ist Lena«, erklärte Robby.
    »Unten ist ein Café, Lena. Bestell dir ’ne Cola.«
    »Hab kein Geld dabei«, antwortete sie.
    Reuter bugsierte Lena hinaus auf den Flur und wühlte zwei Euro aus seiner Hosentasche. Sie starrte den Eierfleck auf seiner Jeans an. Dann nahm sie das Geld in Empfang und schob ab.
    Er kehrte ins Zimmer zurück und verriegelte die Tür. Robbys Grinsen war unsicher geworden, als fühle er sich ohne Lena nicht wohl.
    Reuter fuhr ihn an: »Was hast du deiner Freundin über uns erzählt?«
    »Sie ist nicht meine …«
    »Was dann?«
    »’ne Bekannte von Juli.«
    Juli – Reuter kannte den Namen. Marthau hatte sie einmal als seine Flamme erwähnt.
    »Wer sagt uns, dass sie dich nicht verpetzt?«
    »Ist ein feines Sahnestück, die Alte. Bessere Kreise und so. Arbeitet beim Radio.«
    »Eine Journalistin? Du tickst wohl nicht richtig! Soll die ganze Welt erfahren: Handlanger des Koksbarons arbeitet für die Polizei? Willst du das?«
    »Bin kein Handlanger.«
    »Ach ja, Assistent der Geschäftsleitung.«
    Reuter wählte die Nummer des Zimmerservice und bestellte Kaffee für drei.
    »Und Snickers«, ergänzte Marthau.
    Reuter gab den Wunsch weiter.
    Der Türsteher leckte sich die Lippen, sein Fuß wippte nervös. Er ließ den Blick schweifen. »Eigentlich ’ne geile Location. Ob es hier auch Suiten mit Whirlpool gibt?«
    »Red keinen Scheiß«, sagte Koch.
    » Gangbang, versteht ihr? Gebt doch zu, ihr würdet es auch gern mal mit einer wie Lena treiben.« Robby warf Koch eine Visitenkarte zu. »Kommt mal vorbei. Ich geb euch Rabatt.«
    Reuter fragte: »Bist du jetzt unter die Zuhälter gegangen?«
    »Quatsch. Party ist doch kein Strich.«
    Koch klappte den Laptop auf. Sie hatten noch zwanzig Minuten. Reuter stützte die Hände auf Marthaus Sessellehne.
    »Zur Sache, Robby. Was gibt’s Neues?«
    Der Junge starrte auf den Teppichboden. »Gilt das noch, was ihr mal über euer Zeugenschutzprogramm gesagt habt? Starthilfe in ’ner anderen Stadt und so, wenn’s für mich zu heiß wird?«
    »Wieso, wo brennt’s denn?«
    Es klopfte. Der Kellner brachte drei Kännchen Kaffee und einen Teller mit Schokoeiern – offenbar von Ostern übrig geblieben. Robby maulte, weil er seinen Lieblingsschokoriegel vermisste. Der Kellner entschuldigte sich – ausverkauft.
    Reuter bezahlte, steckte den Beleg ein und schloss die Tür hinter dem
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