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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman
Autoren: Katja Doubek
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ein Pfau blähte Jubilo die Brust und wagte kaum, sich in seinem Brokatrock zu bewegen. Mary und Mike waren ausstaffiert wie Königskinder und verfolgten die Zeremonie mit staunenden Augen. In der zweiten Reihe saßen Kabelo und seine Familie.
    Pater Pregat wartete, bis Anne und de Vevre ihm gegenüberstanden. Dann sprach er mit salbungsvoller Stimme:
    »Wir sind hier im Angesicht Gottes zusammengekommen, um diesen Mann und diese Frau durch den heiligen Stand der Ehe miteinander zu verbinden. Anne, willst du diesen Mann zu deinem dir angetrauten Gemahl nehmen, um mit ihm gemeinsam durch das Leben zu gehen, nachdem ihr durch Gott in den heiligen Stand der Ehe getreten seid? Willst du geloben, ihn zu lieben und zu ehren und ihm in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite zu stehen?« Anne sah de Vevre an und nickte.
    Pater Pregat fuhr fort: »Willst du geloben, ihm zu gehorchen und dich seinem Willen zu unterwerfen?« Bei diesen Worten kreuzte Anne die Finger ihrer rechten Hand. Niemals würde sie jemand gehorchen und sich schon gar nicht unterwerfen, aber das konnte sie hier und jetzt nicht laut sagen, also entkräftete sie sicherheitshalber das Gelöbnis durch die gekreuzten Finger, bevor sie es leistete und sagte mit klarer, fester Stimme: »Ja, ich will.« Pater Pregat wiederholte den Sermon und fragte nun Jean de Vevre nach seiner Bereitschaft, seine zukünftige Frau zu schützen, zu lieben und zu ehren. Der Bräutigam antwortete laut und deutlich mit »Ja!«
    Er griff in die Tasche seines Rockes, holte eine schwere Goldkette hervor und legte sie Anne um den Hals. Ein beeindrucktes Raunen ging durch die Reihen, als die Gäste den Rubin sahen, der Annes Dekolleté zierte.
    Als Braut und Bräutigam sich küssten, hielt es Molly nicht auf ihrem Stuhl. Mit einem Jubelschrei sprang sie auf und animierte die Gäste zu einem tosenden Applaus.

    Hand in Hand schritt das frischvermählte Paar zur Hochzeitstafel. Die Gesellschaft wartete vor der Tür und folgte erst, als de Vevre seine Frau über die Schwelle des Hauses getragen hatte.
    Die Gäste nahmen ihre Plätze ein, und Jean nutzte das allgemeine Durcheinander, um seiner Frau etwas ins Ohr zu flüstern: »Der Rubin an deinem Hals, er gehörte wie der Ring meiner Mutter, du hast ihn damals auf dem Schiff übersehen.«
    Anne sah ihn überrascht an. »Wo hattest du ihn versteckt? Wir haben doch alles durchsucht.«
    De Vevre lächelte verschmitzt. William Cormac verhinderte seine Antwort, als er sich vor das Brautpaar stellte und einen Toast ausbrachte: »Auf meine geliebte Tochter Anne und den besten Schwiegersohn, den ich mir hätte wünschen können! Hoch sollen sie leben!«
    Das Fest zog sich bis tief in die Nacht hin. Anne tanzte, bis ihre Füße glühten. William Cormac stieß so oft auf das Wohl seiner Tochter an, dass er irgendwann mit einem Schwips und beseeltem Blick auf einem Sessel einschlief. Jubilo und Kisu schworen sich ewige Liebe und beschlossen am nächsten Tag, die Erlaubnis für ihre Hochzeit einzuholen.
    In den frühen Morgenstunden umfasste Ben Hamilton zärtlich Kupfer-Cissys Taille und raunte: »Nur dass du es weißt, wenn du mich das nächste Mal fragst, ob ich dich heiraten will, sage ich Ja.« Cissy antwortete mit einem innigen Kuss.
    Bei Tagesanbruch zogen sich Anne und Jean in ihr Zimmer zurück. Vor der Tür lag ein Päckchen. Anne hob es auf und löste die Schnur, mit der das weiche Leder zusammengebunden war. Vorsichtig wickelte sie den Inhalt aus und schrie leise auf. In den Händen hielt sie zwei kunstvoll aus reinem Gold gearbeitete Schmuckstücke, wie sie die Indianer ihren Frauen zur Hochzeit schenken. Potomai hatte ähnliche Ringe an ihren Knöcheln getragen, Anne erinnerte sich genau.
    »Das ist von Bojo! Es kann nur von Bojo sein. Sieh nur!« Sie hielt de Vevre die beiden Manschetten entgegen.
    »Wer ist Bojo? Den Namen habe ich noch nie gehört. Und was ist das?« Jean stülpte sich eines der goldenen Teile über das Handgelenk. Anne kicherte.

    »Von Bojo erzähle ich dir morgen, und was das ist, zeige ich dir dann auch. Jetzt lass uns schlafen gehen.« Blitzschnell entledigte sie sich ihrer Kleider und schlüpfte, bis auf die schwere Kette mit dem prächtigen Rubinanhänger, splitternackt unter die Decke. Jean beeilte sich, ihr zu folgen.
    Seine Zärtlichkeiten hielten, was der erste Kuss versprochen hatte. Anne legte ihren Kopf an seine Schulter und dachte an Grandma Del und die sechs Knoten in der Nabelschnur.
    »Du wolltest
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