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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman
Autoren: Katja Doubek
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einem Tisch für meine Kajüte. Mein Schiff liegt draußen im Hafen, und man sagte mir, dass ich bei Ihnen fündig werde. Mein Name ist de Vevre, Jean de Vevre.« Anne spürte, wie eine verräterische Röte vom Hals aufwärts in ihr Gesicht kroch, und versuchte ihre Fassung wiederzugewinnen.
    Der erste Blick hatte sie also nicht getäuscht. Vor ihr stand der Kapitän der Galeere, die sie einst gekapert und geplündert hatte. Am Ringfinger trug sie den Rubinring, den sie ihm damals abgenommen hatte. Sie atmete tief durch.

    »Wir haben heute eine Lieferung mit Möbeln bekommen. Vielleicht ist etwas Passendes für Sie dabei. Ich werde Mr. Jubilo anweisen, Ihnen die Tische zu zeigen.« De Vevre sah ihr offen ins Gesicht. Anne bemühte sich vergeblich, seinem Blick zu entnehmen, ob er sie wiedererkannte.
    »Ich habe schon gefunden, was ich gesucht habe.« De Vevre lächelte.
    »Wenn Sie die Güte haben, mir den Preis zu nennen, werden wir sicher handelseinig.« Anne blieb nichts anderes übrig, als de Vevre zu folgen. Er zeigte auf einen der chinesischen Lacktische. Anne nannte einen Preis, der so niedrig war, dass de Vevre auf weitere Verhandlungen verzichten musste.
    »Morgen lasse ich ihn abholen, wenn es Ihnen recht ist. Madame, es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.« De Vevre zahlte, verneigte sich und verließ das Handelshaus.
    Sein Besuch hatte Anne so aufgewühlt, dass sie wenig später ihren Zweispänner vorfahren ließ und weit vor der üblichen Zeit zurück auf die Plantage fuhr. Beim Abendessen brachte sie keinen Bissen hinunter, sprach kaum und zog sich früh in ihr Zimmer zurück. Sie nahm den Rubinring von ihrem Finger und legte ihn in eine Schublade. Solange de Vevre sich in der Stadt aufhielt, war es besser, das Schmuckstück nicht zu tragen.
    Die ganze Nacht spukte de Vevre durch ihre Träume. Mehrmals erwachte sie voller Furcht, der Mann könnte ihre wahre Identität kennen und sie der Obrigkeit verraten.
    Besorgt wartete sie am nächsten Tag auf die Matrosen, die den Tisch abholen sollten, und hoffte, dass de Vevre nicht noch einmal auftauchen würde. Am späten Nachmittag stand er vor der Tür.
    »Madame, Ihre Auswahl ist so verlockend, dass ich um die Erlaubnis bitte, mich noch ein wenig umzuschauen.« Annes Knie zitterten, doch blieb ihr nichts anderes übrig, als de Vevres Wunsch zu entsprechen. Diesmal erwarb er einige Ballen Seide.
    Eine Woche lang wiederholte de Vevre seine Besuche. Anne hatte sich beruhigt. Ganz offensichtlich wusste er nicht, wer sie war, und brachte sie nicht mit dem Überfall auf sein Schiff in Verbindung. Am Samstag überraschte er sie mit einem zarten Blumengebinde.

    »Sie waren so geduldig mit mir, dass ich mich gerne revanchieren würde.« Er reichte ihr den duftenden Strauß.
    »Ich würde Sie gerne morgen Mittag auf meinem Schiff zum Diner einladen. Bitte machen Sie mir die Freude und seien Sie mein Gast.« Anne hüstelte, um Zeit zu gewinnen. Zwei Seelen rangen in ihrer Brust. Es ist unverzeihlicher Leichtsinn, de Vevres Einladung anzunehmen, flüsterte ihr Verstand. Er ist so unwiderstehlich attraktiv und hat dich ganz offensichtlich nicht erkannt, raunte ihr Herz. Anne entschied, auf ihren Verstand zu hören, und schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Mr. de Vevre, Sie schmeicheln mir, aber morgen bin ich leider schon verabredet.« De Vevre schien aufrichtig enttäuscht.
    »Dann vielleicht Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag? Nennen Sie mir einen Tag, und ich werde mich ab jetzt darauf freuen.« Anne errötete.
    »Ich bin erst wieder am Sonntag in zwei Wochen frei«, antwortete sie, in der Hoffnung, dass de Vevre bis dahin Charleston verlassen haben würde.
    »Sonntag in zwei Wochen, Madame, wo darf ich Sie abholen lassen?« De Vevres Augen blitzten.
    »Danke, ich habe meinen eigenen Wagen.« Anne wollte die Plantage um nichts in der Welt preisgeben.
     
    William Cormac konnte seine Freude nicht verbergen, als seine Tochter ihm von ihrem Verehrer erzählte. Sie musste de Vevres Erscheinung, seine Manieren, sein Auftreten bis ins kleinste Detail beschreiben.
    »Aber das klingt doch wunderbar. Anne, meine Prinzessin, vielleicht ist das der Mann, auf den du immer gewartet hast. Ein eigenes Schiff, exquisit gekleidet, geschliffenes Benehmen. Zeig dich von deiner besten Seite, dann wird er die Kinder schon akzeptieren.« Anne ärgerte sich, dass sie schon wieder errötete.
    »Daddy, was redest du? Er hat mich zum Essen eingeladen und mir keinen Antrag
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