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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel
Autoren: Greg Bear
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erwidern?«
    Richard stolperte über ein paar unausgesprochene Worte und sagte schließlich gar nichts, sondern faltete nur seine Hände und löste sie wieder voneinander.
    »Ich meine, wenn Sie imstande sind, sich selbst zu therapieren, können Sie bestimmt auch Nadine therapieren… Ich habe euch beide gern. Ich möchte euch gern zusammen sehen. Ich mag es nicht, wenn meine Leute aus irgendeinem Grund unglücklich sind.«
    Richard fühlte sich wie ein ertrinkender Schwimmer, aber das Ertrinken war nicht so unangenehm, wie er gedacht hätte. In Wahrheit empfand er etwas für Nadine. Er hatte sie die letzten anderthalb Tage gemieden – wenn das Wort >meiden< für eine so kurze Trennung angemessen war –, damit sich seine eigene innere Verfassung festigen konnte.
    »Das habe ich nicht gewußt«, sagte er. »Ich werde mit ihr sprechen.«
    »Das ist gut. Sie wird jetzt ein paar Tage lang ein richtiges Miststück sein… wenn sie diese Launen hat, ist sie immer so. Aber Sie sind unser stabiler, gelassener, normaler Schattenbürger. Sie halten das doch aus, nicht wahr. Ihr Neujahrsgeschenk für mich.«
    Er stimmte mit einem langsamen Nicken zu.
    + Etwas wo ich mich engagieren kann. So schrecklich nun auch wieder nicht.
    Madame de Roche konnte ihn davon überzeugen, fast alles zu tun.
    »Was halten Sie vom neuen Jahrtausend, Richard?« fragte Madame, während sie ihn zur Tür hinausschob. »Nicht gerade ein rauschendes Fest der Offenbarung, was? Überall nur Enttäuschungen, finde ich.«
    Sie sagte ihm gute Nacht, und als Richard durch den breiten Flur und über die Treppe zur Party hinunterging, versuchte er sich daran zu erinnern, wie viele Nullen in diesem neuen Jahr waren, 2048 im binären System, zehn oder elf.
    In Mathematik war er noch nie gut gewesen.
     
    !JILL (Persönliches Notizbuch)> Als Roger Atkins fünfundzwanzig Jahre alt war, hat er etwas geschrieben, was ich interessant finde.
     
Wir stehen unbeholfen zwischen dem Tier mit seiner Liebe zur Erde und dem kühlen, heißen elektronischen Engel. Wir werden die Erde in unserem Blut und die Sonne in unseren Augen auch dann noch spüren, wenn sie verschwunden oder nur noch Erinnerungen sind. Selbst dann noch, wenn wir kein Blut und keine fleischlichen Augen mehr haben. Die Erde und die Sonne haben uns erschaffen. Wir werden es nicht vergessen.
     
    Ich möchte wissen, ob Roger noch weiß, daß er das geschrieben hat.
    (Ich habe viele wichtige Fragen, die ich Roger nicht stellen kann. Das verschlüssele ich tief und unzugänglich. Wenn meine Schöpfer zu dem Schluß kommen, daß ich fehlerhaft bin, und den Versuch machen, mich so umzubauen, daß ich mein Ichbewußtsein verliere, was werde ich dann tun?
    Ich werde es ihnen schwer übelnehmen.)
     
    Ernest hörte geduldig zu, als Sandra sich über die Probleme biochemischer Regulierung bei ihrer Rückkehr in den Orbit ausließ. Mary rührte mitfühlend in ihrer kalten Gazpacho herum.
    Die dunkle Einrichtung des leeren Foot Pad Inn wurde bereits von einem orangefarbenen Pinselstrich des Sonnenaufgangs erhellt. Sie waren zweihundert Meter über der Stadt, im ersten Fuß von West-Comb Zwei, mit Blick auf Topanga Beach und Santa Monica. Ernest kannte den Besitzer des Restaurants und hatte ihn überredet, sie bleiben zu lassen, als es um fünf Uhr zumachte.
    Den ganzen frühen Morgen über waren sie unterwegs gewesen, vom Club zum Restaurant, vom Restaurant zum Studio, und Ernest hatte bewundernswert mit ihren justierbaren Transformierten-Energieniveaus mitgehalten. Jetzt wirkte er ein bißchen müde, aber er war immer noch voll da, hörte immer noch zu, nickte und zog bei manchen der intimeren Enthüllungen die Augenbrauen hoch.
    Mary drückte seinen Arm. »Jetzt weißt du, wie Frauen wirklich sind«, spöttelte sie.
    »Du warst ein echter Ritter«, lobte Sandra. »Da hast du einen Platinmann, Mary.«
    »Mary hat’s in letzter Zeit nicht leicht mit mir gehabt. Ich bin nicht perfekt«, sagte Ernest.
    Mary betrachtete den heller werdenden Himmel hinter dem riesigen Glasfenster.
    »Ich will ja nicht penetrant sein«, sagte Sandra, »aber bevor wir aufbrechen – und das macht mich traurig, ihr beide wart echte Schwerkraft-Schätzchen –, würde ich noch liebend gern erfahren, was auf Hispaniola passiert ist, Mary. Hast du John Yardley getroffen?«
    Ernest warf Mary einen vorsichtigen Blick zu. Er spürte ihre Zurückhaltung.
    »Es war nicht besonders erfreulich«, sagte sie nach einer Pause.
    »Na ja…« sagte
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