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Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben

Titel: Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben
Autoren: Frank Wedekind
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das Todesurteil unvollstreckt, wenn du hier in einer staatsrechtlichen Urkunde zu meinen Gunsten und zugunsten meiner Erben für dich und deine Anverwandten auf die Königswürde Verzicht leistest und mich als deinen Herrn, als rechtmäßigen Nachfolger und als Herrscher von Umbrien anerkennst.
    DER KÖNIG
lacht laut auf.
Hahaha, man verlange von einem Karpfen, der in der Pfanne liegt, er möge darauf verzichten, Fisch zu sein. Daß dieses Gewürm unser Leben in seiner Macht hat, beweist freilich, daß die Fürsten nicht unter die Götter gehören, weil sie wie Menschen sterblich sind. Töten kann auch der Blitzstrahl; aber wer als König geboren ist, stirbt nicht als Mensch! Es lege einer dieser Handwerker Hand an uns, wenn ihm nicht vorher das Blut in den Adern erstarrt! Dann mag er sehen, wie ein König stirbt!
    KÖNIG PIETRO. Ihr seid Euch selbst mehr Feind, als es Eure Todfeinde sein könnten. Wollt Ihr denn nicht Verzicht leisten, so lassen wir in dankbarem Andenken an die segensreiche Herrschaft des Königs Giovanni, dessen leibliches Kind Ihr seid, Milde walten und verbannen Euch von heute ab auf ewig unter Verhängung der Todesstrafe aus den Grenzen des Umbrischen Staates.
    DER KÖNIG. Verbannen, hahaha! Wer in der Welt will den König verbannen! Aus einem Lande, dessen Beherrschung ihm vom Himmel verliehen ist, soll ihn die Todesangst fernhalten! Nur ein Handwerker kann sich das Leben so teuer und die Königskrone so wohlfeil ausmalen! – Hahaha, diese bedauernswürdigen Toren scheinen sich einzubilden, wenn man einem Schlächtermeister eine Krone aufsetzt, dann werde ein König daraus. Schau einer hin, wie der Dickwanst bleich und zitternd dort oben klebt, gleich einem an die Wand geschleuderten Käse! – Hahaha, wie sie uns anstarren, die blöden Dickköpfe mit ihren feuchten Hundeaugen, als wäre ihnen der Sonnenball vor die Füße gefallen!
    PRINZESSIN ALMA
stürzt herein. Fünfzehn Jahre alt, mit wirrem Haar, in reicher aber zerfetzter Kleidung, an der Tür die Wachen durchbrechend.
Laßt mich hindurch! Laßt mich zu meinem Vater! Wo ist mein Vater?
Vor dem König zusammensinkend und seine Knie umfassend.
Vater! Hab ich Euch wieder! Mein innigstgeliebter Vater!
    DER KÖNIG
zieht sie empor.
So halte ich dich unversehrt wieder in meinen Armen, du mein teuerstes Kleinod! Warum mußt du mit deinem herzzerfleischenden Jammer eben in diesem Augenblicke vor mich hintreten, wo ich die blutlechzende Meute schon beinahe wieder unter die Füße gestampft hatte!
    ALMA. Dann laßt mich mit Euch sterben! Den Tod mit Euch zu teilen, ist mir höchste Seligkeit gegen alles, was ich in diesen beiden Tagen in den Straßen von Perugia erlebt habe. Stoßt mich nicht von Euch! Man ließ mich nicht zu Euch ins Gefängnis, aber nun seid Ihr wieder mein! Bedenkt, mein Vater, daß ich keinen anderen Menschen auf dieser weiten Welt habe als Euch!
    DER KÖNIG. Mein Kind, mein liebes Kind, warum zwingst du mich, vor meinen Mördern zu bekennen, wie schwach ich bin! Geh, ich habe mein Geschick selbst über mich heraufbeschworen; laß es mich allein tragen! Von meinen ärgsten Feinden, das werden dir diese Männer bestätigen, hast du jetzt mehr Gnade und Glück zu hoffen, als wenn du dich an deinen vom Schicksal zerschmetterten Vater klammerst.
    ALMA
in höchster Leidenschaftlichkeit.
Nein, sagt das nicht! Ich beschwöre Euch, sprecht das nicht noch einmal aus! –
Schmeichelnd.
Bedenkt doch nur, es ist ja noch gar nicht entschieden, daß sie uns hinmorden. Und wenn wir lieber sterben, als daß wir uns voneinander trennen, wer auf dieser Welt kann uns dann etwas anhaben!
    KÖNIG PIETRO
der sich während dieser Szene mit dem Staatsrat leise verständigt hat, zum König gewandt.
Die Stadt Perugia wird Eurer Tochter bis zu ihrer Mannbarkeit die sorgsamste Erziehung angedeihen lassen und wird sie alsdann mit einem fürstlichen Heiratsgut ausstatten, wenn Eure Tochter das Versprechen ablegt, meinem Sohne Filipo Folchi, der mein Nachfolger auf diesem Throne sein wird, die Hand zum ehelichen Bunde zu reichen.
    DER KÖNIG. Hast du's gehört, mein Kind? Der Thron deines Vaters steht dir offen!
    ALMA. O mein Gott, wie könnt Ihr Eures armen Kindes so spotten!
    KÖNIG PIETRO
zum König.
Was dich betrifft, so werden dich noch in dieser Stunde Bewaffnete unter meines Sohnes Führung bis an die Grenze des Landes bringen. Laß dich's nicht gelüsten, noch je einen Fuß breit unseres Staates zu betreten
Langsam und mit Nachdruck.
wenn dein Haupt
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