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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Jochen Till
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das auch?«
    »Ach Quatsch! Es ist zwar offensichtlich, dass du nicht sehr viel von ihr hältst, was ich sehr schade finde, aber in meine Beziehungen hast du dich noch nie eingemischt. Das weiß ich und das habe ich ihr auch gesagt, aber es hat nichts genutzt. Wenn es nach ihr ginge, dürfte ich noch nicht mal mit euch nach Spanien fahren, aber da stößt sie bei mir auf taube Ohren. Spanien lass ich mir nicht entgehen.«
    »Na, das will ich aber auch hoffen! Ohne dich hab ich nicht unbedingt große Lust auf Spanien. Außerdem hast du schon bezahlt. Die hat sie doch echt nicht mehr alle. Was macht sie eigentlich jetzt da draußen?«
    »Keine Ahnung. Heut renn ich ihr nicht hinterher.«
    »Sehr vernünftig«, stimmte ich ihm zu, während ich aufstand, um dort hinzugehen, wo ich die Flüssigkeit loswerden konnte, die ich noch nicht ausgeschwitzt hatte. Als ich die Toiletten wieder verließ, hörte ich ein lautes, hysterisches Kreischen außerhalb der Kneipe. Die Gäste sahen sich grinsend an und tuschelten, während Flo, die Hände vor sein Gesicht haltend, wie ein Häufchen Elend am Tresen hing. Zu dem hysterischen Kreischen gesellten sich plötzlich noch dumpfe Schläge, als ob jemand einen Medizinball an die Außenmauer werfen würde. Ich ging nach draußen, um nachzusehen, und traute meinen Augen kaum und meinem Verstand schon gar nicht, als ich sah, was sich dort abspielte. Claudia saß, mit dem Rücken an die Hauswand gelehnt, auf dem Boden und schlug ihren Kopf fast taktgleich mit der von innen herausdringenden Musik gegen die Wand. Dabei schrie sie unverständliche Dinge in einer völlig neuen Sprache und trommelte mit den Handflächen auf ihre Schenkel. Ich versuchte sie anzusprechen, aber in diesem Moment hätte sie wahrscheinlich nicht einmal ein UFO mit 100 phosphoreszierenden Außerirdischen direkt vor sich bemerkt. Oder sah sie vielleicht als Einzige genau das und versuchte zu kommunizieren? Ich konnte nichts weiter tun, als den Kopf zu schütteln und wieder reinzugehen.
    »Claudia sitzt draußen und versucht das Haus mit ihrem Kopf einzureißen«, berichtete ich Flo, der sein Gesicht mittlerweile tief in seinen Armen vergraben hatte. Er blickte auf und winkte Hans zu sich heran.
    »Gibt es hier einen Hinterausgang?«
    Ich prustete meinen letzten Schluck Bier quer über die Theke; ich konnte nicht anders. Spätestens jetzt kam ich mir vor wie in einer dieser Daily Soaps. Gute Zeiten bei verbotener Liebe im Marienhof. Ich dachte immer, das Leben wäre nicht so billig, aber wer einmal den Satz »Gibt es hier einen Hinterausgang?« live gehört hat, kommt ins Grübeln.
    Es gab tatsächlich einen Hinterausgang und Hans erklärte sich sofort bereit Flo nach draußen zu schleusen.
    »Pass auf!«, sagte Flo, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte. »Ich hau durch die Hintertür ab, du gehst vorne raus und pickst mich um die Ecke auf. Können wir zu dir fahren und noch einen trinken?«
    »Okay, geht klar. Aber ich hab nichts zu trinken zu Haus.«
    »Egal. Fahren wir eben an der Tanke vorbei. Ich zahle auch.«
    »Das klingt annehmbar. Also, bis gleich, Richard Kimble.«
    Nach einem kurzen Haha war er auch schon verschwunden. Ich wartete fünf Minuten, zahlte noch meinen Geburtstagsdeckel und ging dann auch. Claudia saß immer noch dort auf dem Boden, hatte aber damit aufgehört, das Haus einzureißen. Ich versuchte mich an ihr vorbei zu meinem Auto zu schleichen.
    »Sonnenschein, du mieses Stück Scheiße!«, schrie sie mir in den Rücken. Ich blieb kurz stehen, eine passende Antwort auf den Lippen, ging dann aber weiter, ohne mich umzudrehen.
    »Hey, Arschloch!« Sie gab nicht auf. »Weißt du, was? Chris hat 'nen Neuen. Sie bläst ihm gerade einen.«
    Wie billig das war. Aber das konnte ich auch. Billig ist einfach.
    »Wenigstens weiß sie etwas Sinnvolles mit ihrem Kopf anzustellen.«
    »Ach, verpiss dich doch!«
    Ihr Pulver war verschossen. Sie fing wieder an mit dem Hinterkopf gegen die Hauswand zu hämmern.
    »Versuch's mal andersrum. Flo findet deine Nase eh zu groß.« Ich stieg in mein Auto.
    Ich weiß, das war böse. Und Flo würde darunter zu leiden haben. Nein, Schatz, deine Nase ist nicht zu groß. Wirklich nicht. Das habe ich nie gesagt. Bitte, glaub mir doch! Aber ich wollte ihre Erwartungen in mich nicht enttäuschen. David Sonnenschein, das Böse schlechthin. Und Fluchtwagenfahrer für Opfer durchgeknallter Freundinnen.
    NACH EINEM kurzen Aufenthalt an der Tankstelle landeten wir
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