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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Lawrence
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hervor.
    »Jorg! Wir müssen weg!« Onkel Robert legte mir die Hand auf die Schulter.
    Ich achtete nicht auf ihn und ließ mehr Schmerz durch Egan strömen. »Nenn mich Bruder.«
    »Bruder! BRUDER! Du bist mein Bruder!«, rief er. Dann schrie er und keuchte.
    »Hast du das gehört, Pater Gomst?«, fragte ich.
    Der alte Mann nickte.
    »Lass es uns offiziell machen«, sagte ich. »Nimm mich in deine Familie auf, Bruder.«
    Ich tat ihm erneut weh.
    »Jorg!« Makin deutete auf die Tausende, die uns entgegenstürmten, als hätte ich sie noch nicht bemerkt.
    »Ich … du bist adoptiert. Du bist mein Bruder«, ächzte Egan.
    »Ausgezeichnet.« Ich ließ ihn los, richtete mich auf und wischte Egans Blut an meinen Händen an Makins Umhang ab.
    »Wir müssen fliehen!« Makin machte einige schnelle Schritte in Richtung Spukburg, wie um mich zu ermutigen.
    »Sei nicht dumm«, erwiderte ich. »Das würden wir nie schaffen.«
    »Was ist dein Plan?«, fragte Makin.
    »Ich hatte gehofft, dass sie einfach aufgeben. Ich meine, man kann doch nicht behaupten, dass sie diesen Haufen Scheiße mögen.« Ich trat Egan gegen den Kopf, aber nicht zu hart, für den Fall, dass ich den Fuß noch zum Laufen brauchte. »Ich habe mehr als die Hälfte von ihnen getötet. Fürst und Fürstenbruder sind tot. Sollte das nicht Grund genug sein, dass sie heimkehren?« Die letzten Worte rief ich den Soldaten zu, die jetzt nahe genug waren, um einzelne Gesichter zu erkennen.
    »Das ist alles?«, fragte Onkel Robert. »Du hast nur gehofft?«
    Ich grinste und wandte mich ihm zu. »Ich habe die letzten zehn Jahre von Ahnungen, Wetten, Hoffnung und Glück gelebt.«
    Das Feuer tanzte hinter ihm, als sich Holz aus der Blide löste. Die Flammen wirkten ebenso seltsam wie die in der Burg, sie waren ein wenig zu hell. Scharlachrote Streifen huschten durch sie, und es entstand ein getüpfelter Eindruck …
    »Ich werde beobachten, wie du stirbst.« Sageous stand links von mir, trotz der Kälte nackt bis auf den Lendenschurz und überall Schriftzeichen auf der Haut.
    Er hatte mich überrascht, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Ich trat auf ihn zu.
    »Ich bin nicht hier. Wirst du es nie lernen, Jorg von Ankrath?« Ich konnte erkennen, dass er mich hasste. Allein das – der Umstand, dass ich etwas Gefühl in seine sanften Kuhaugen brachte – war ein kleiner Sieg.
    »Wirklich nicht?«, fragte ich.
    Er sah zu Egan, wie er in seiner buntglänzenden Rüstung auf dem Boden lag und verblutete. »Mit ihm hätte ich Großes schaffen können. Weißt du, wie lange es dauert, einen so mächtigen und doch so leicht zu manipulierenden Mann zu finden? Bei Orrin konnte ich nichts ausrichten. Er war noch schwerer zu beeinflussen als dein Vater.«
    »Du hast ihn dazu gebracht, Orrin zu töten?«, fragte ich.
    »Es war nicht schwer. Ein kleiner Anstoß an der richtigen Stelle genügte. Die schöne Katherine erwies sich als zu verlockend, und der arme Orrin war einfach im Weg. Männer wie Egan haben nur eine Antwort für Dinge, die ihnen im Weg sind.«
    »So viele kleine Anstöße, Traumhexer«, sagte ich.
    »Du erinnerst dich wahrscheinlich gar nicht an den Traum, der dich damals um einen Besuch von Norwood bitten ließ, oder?«
    »Was?« Bilder stiegen in mir auf. Der Jahrmarkt in Norwood. Die bunten Wimpel und Fahnen. Ich hatte unbedingt hin wollen und meine Mutter bedrängt, sie fast mit dem Dolch in die Kutsche gezwungen. »Du warst das?«
    »Ja.« Sageous zeigte mir ein gehässiges Lächeln. »Deine Sünden verlangten danach.« Er ahmte mich nach.
    »Ich war ein Kind …«
    Sageous sah auf Egan hinab. »Sie verlangen jetzt danach.«
    Ein kaltes Feuer durchwogte mich. »Ich sage dir, wonach meine Sünden verlangen, Heide. Sie verlangen nach mehr. Sie verlangen nach Gesellschaft.« Und ich näherte mich ihm.
    »Ich bin nicht hier, Jorg«, sagte Sageous.
    »Aber ich glaube, dass du hier bist.«
    Er versuchte, meinen Blick zu beeinflussen, im Traum fortzugehen. Und dann sah ich sie. Ihren Geist. Katherine, weiß
vor Zorn, und deshalb noch schöner. Ihr Geist an seiner Seite, an dem Ort wartend, zu dem er fliehen wollte, wie ein Trugbild über heißem Sand. Lautlos bewegten sich ihre Lippen und skandierten etwas. Ich sah sie auf dem Rücken eines Pferds, mit Rittern in der Nähe, die sie von ihrem Palast in Pfeil mitgebracht hatte. Irgendwo weiter hinten in jener Streitmacht ritt Katherine blind, die Augen verbunden von Visionen, während sie von eigenem Zauber
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