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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Lawrence
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betrachtet, als ich seinen Seh-Ring darangehalten hatte.
    »Sageous?«, hatte er gefragt, während der Ring summte.
    »Sageous? Der verdammte Traumdieb hat mir dies angetan? Der Wahnsinn stammt von ihm?«
    »Er hat viel Schlimmeres getan, Jorg. Er hat dich in die Dornen gesetzt.« An dieser Stelle hatte Fexler gezögert, als hinge
er Erinnerungen nach. »Was dich dort festhielt, ist eine andere Sache.«
    Bei seinen Worten hatte jede Dornennarbe gebrannt. »Warum?« , hatte ich gefragt. »Warum hat er das getan?«
    »Die verborgenen Hände, die die Figuren deines Reiches bewegen, haben Prophezeiungen, die sie gern untereinander teilen. Sie sprechen gern über den Fürsten von Pfeil und seine goldene Zukunft. Und dann haben sie noch Weissagungen, über die sie nicht so offen reden. Die verborgenen Hände glauben, dass zwei Ankraths vereint ihre ganze Macht und das Spiel beenden können.«
    »Zwei?« Ich hatte gelacht. »Dann droht ihnen keine Gefahr!«
    »Dein Überleben allen Widrigkeiten zum Trotz gab dir einen besonderen Wert«, hatte Fexler gesagt.
    Und mir war plötzlich kalt geworden, als ich begriff, wie die Spieler versucht hatten, zu verhindern, dass sich auf ihrem Spielbrett zwei Ankraths zusammentaten. Vermutlich hatten sie gesehen, wie Olidans Söhne zusammen starben. Und als ich dem Tod entging und für ihr Spiel so nützlich wurde wie mein lieber Vater … Ließen sie mich am Leben, weil sie glaubten, ich würde meine Sache nie der seinen hinzufügen? Oder war diese Möglichkeit vor langer Zeit berücksichtigt worden, mit dem Ergebnis, dass der Keil zwischen Vater und Sohn zumindest nicht ganz auf unser eigenes Tun zurückging?
    »Ich werde den Heiden finden und ihn töten«, hatte ich Fexler versprochen.
    »Sageous ist nur ein Wilder, der durch Aberglauben nach Wahrheit sucht, um an Träumen herumzupfuschen.« Fexler schüttelte den Kopf.
    »Aber er ist schwer zu fassen«, hatte ich gesagt.
    »Und ich wünschte, dass er endlich verschwand«, hatte Fexler halb singend geantwortet.
    »Was?«
    »Ein alter Reim. Uralt sogar. Sageous erinnert mich daran. Auf der Treppe oben ich sah, einen Mann, der war gar nicht da. Heute er wieder nicht dort oben stand, und ich wünschte, dass er endlich verschwand. Das ist Sageous, der Mann, der gar nicht da war. Es kommt natürlich darauf an, es genau umgekehrt zu machen. Und ich wünschte, dass er sich immer dort befand.«
    »Was?« Ich fragte mich, ob Geister senil werden konnten.
    Fexler war näher gekommen und hatte seine Hand aus geisterhaftem Licht ins Kästchen gesteckt. »Aber nichts hiervon nützt dir etwas, solange das Rätsel des Kästchens, dieser Gordische Knoten, ungelöst bleibt. Ich lege es hinein.«
    »Nein!«, rief ich, denn ich wollte mir nicht die Erinnerung daran nehmen lassen.
    »Nein was?«, hatte Fexler gefragt.
    »Ich … hab’s vergessen«, hatte ich gesagt.
     
    »Nein?«, fragte Makin an meiner Seite, im Flur der Spukburg. Draußen wartete der Fürst von Pfeil mit seinem Schwert, und mit Tausenden von weiteren Schwertern hinter ihm.
    Ich schüttelte den Kopf. Meine Hand hielt das leere Kästchen, die Finger fest darum geschlossen. Blut drang aus alten Dornenwunden, die sich wieder geöffnet hatten. Das Kästchen fiel mir aus der Hand, ich trat es fort.
    »Nein«, sagte ich. »Einfach nur nein.«
     
    Pater Gomst wartete im Hof auf uns. Ein Weg durch die Toten war freigeräumt worden. Sie lagen zu beiden Seiten aufgetürmt, als wäre es die Straße zur Hölle. Und der Geruch,
Brüder! Er drehte mir den Magen um. Und schlimmer noch, als ich zwischen den aufeinandergestapelten und verbrannten Leichen ging, da zuckten sie. Rote Hände bewegten sich, als ich an ihnen vorbeikam, verkohlte Haut löste sich von den Fingern. Köpfe drehten sich, und die Blicke toter Augen suchten nach mir. Die mich begleitenden Männer merkten nichts davon, weil sie so sehr auf das konzentriert waren, was uns erwartete, aber ich sah es deutlich, und ich fühlte sie alle, unruhig in ihrem neuen Schlaf, während der Tote König mich durch sie beobachtete.
    Öffne auf keinen Fall das Kästchen .
    Tod und Feuer hatten tiefe Wurzeln in mir geschlagen. Tiefer als nur tief. Beides zog und zerrte nun.
    »Ich sollte mich um die Sterbenden kümmern«, sagte Pater Gomst. Er rief fast, um die Schreie vom Rundgang zu übertönen, wo die Verwundeten lagen.
    »Sollen sich die Sterbenden um sich selbst kümmern«, sagte ich. Ich wusste, dass mir Pater Gomst kein Trost gewesen wäre,
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