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Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition)
Autoren: Donald Ray Pollock
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Arbeitstag. Heute Mittag sagst du mir, wie die Männer heißen.« Sie beugte sich vor und wischte ihm mit einem Zipfel ihrer Schürze etwas Haferbrei vom Kinn.
    Howard starrte ausdruckslos die Wand an. Irgendetwas wurde von ihm erwartet. »Welcher Mann?« fragte er schließlich, hob eins seiner dürren Beine und gab einen leise quiekenden Furz von sich.
    Peg stöhnte und machte einen Schritt zurück. »Alle, Howard. Du hast mit den Leuten in der Papiermühle gearbeitet. Weißt du noch?«
    »Ja-a-a«, antwortete er langsam und streichelte die Haare an seinem linken Arm wie ein Schmusetier.
    »Gut«, sagte sie. »Hier, schreib sie dir besser auf.« Sie gab Howard ein kleines Notizbuch und einen Stift, dann ging sie hinüber und schaltete den Fernseher aus. »Was ist mit der Toilette?« fragte sie. »Musst du mal?«
    Howard sah sich im Raum um und schaute unter den Beistelltisch. Die große, grobknochige Frau stand in der Tür und sah ihn immer noch an. »Das sind eine Menge«, sagte Howard.
    Den ganzen Nachmittag über schaut er sich das Foto an, seine Augen versanden langsam, aber er erinnert sich nur noch daran, dass der kleine Kerl mit der Eisenbahnerkappe sich jedes Jahr einen neuen Lincoln gekauft hat. Verdammt, nicht mal die Aufseher konnten sich das leisten. In der Küche lässt Peg eine Pfanne fallen; sie springt über das kalte Linoleum und macht einen Lärm, der in seinen Ohren wie gegeneinanderschlagende Becken scheppert. In letzter Zeit geht ihm jedes kleine Geräusch auf die Nerven, fährt ihm in die Magengrube und lässt ihn allen möglichen Mist vergessen, den man eigentlich nicht vergessen sollte.
    Howard schaut zum großen Panoramafenster hinaus, sieht die neuen Nachbarn, die lachend aus dem Trailer purzeln und sich im Schnee wälzen wie Hunde. Er war vom Tag ihres Einzugs an überzeugt davon, dass der Mann mit dem Pferdeschwanz und seine fette Frau Diebe sind, also hat Howard Peg für beide Fahrzeuge abschließbare Tankdeckel kaufen lassen, aber bislang hat er die komischen Leute nur dabei beobachtet, wie sie ein totes Murmeltier in den Ahornbaum gehängt haben. »Wir können von Glück reden, wenn der Sheriff unsere Leichen findet«, sagte Howard, als er sah, wie der aufgedunsene Kadaver im Wind hin und her schaukelte.
    Er beobachtet, wie sie in einen heruntergekommenen Festiva steigen, der übersät ist mit Aufklebern von OHIOS’S SCENIC CAVERNS und irgendetwas, das MONSTER MAGNET heißt; dann geben sie ordentlich Gummi, direkt vor Howards Briefkasten. Eine schwarze Rauchfahne folgt ihnen die Straße entlang. Die Ventile, denkt Howard und macht sich eine Notiz, dass das Öl im Buick kontrolliert werden muss. Doch dann erinnert er sich rätselhafterweise – so funktioniert nun mal sein Gedächtnis seit Neuestem – an eine Nacht in Honolulu und an den Namen eines Schiffskollegen. Er schreit nach Peg.
    »Was denn?« fragt sie und steckt den Kopf zur Tür herein.
    »Der Kerl, von dem ich dir neulich erzählt habe – der aus New York –, er hieß … verdammt, gerade wusste ich’s noch. Hatte eine Nase wie … seine Nase war …«
    »Himmel, Howard, was ist mit den Leuten an der Wand?« fragte Peg. »Du weißt doch, was der Arzt gesagt hat. Wenn du dich nicht anstrengst, wird’s nur noch schlimmer.« Plötzlich bleibt sie stehen, lehnt sich gegen die Wand, holt tief Luft und zählt stumm bis zehn. »Okay, wie viele hast du?« fragt sie mit ruhiger, leiser Stimme.
    »Seine Nase war wie ein …«, erwidert er.
    Sie kommt zu ihm und nimmt ihm den Notizblock aus der Hand. »Öl«, liest sie. »Das ist alles? Öl? Was für Öl?«
    Howard schleudert den Stift durchs Zimmer, packt die Fernbedienung und hämmert auf die Knöpfe ein, bis der Fernseher angeht. Ein Rodeo aus Atlantic City taucht auf der Mattscheibe auf. Howard kippt die Rückenlehne des Fernsehsessels abrupt zurück und starrt mit rotem Gesicht eine als Cowgirl ausstaffierte Frau an, die in der Mitte der Arena Seiltricks vorführt.
    »Also gut, mach eine Pause«, sagt Peg und schaut auf ihren Mann hinunter. »Wir essen in etwa einer Stunde.« Sie will ihn noch fragen, ob er im Bad gewesen ist, aber er hat sich schon zu sehr aufgeregt. Sie macht kehrt und geht in die Küche. Howard hat ihr das Versprechen abgenommen, dass niemand ihm jemals eine Windel anziehen wird, so als hätte sie da tatsächlich eine Wahl.
    Stimmt schon, Howard vergisst sein Leben, aber ein paar Minuten später erinnert er sich plötzlich an damals, als dieser verrückte
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