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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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zusätzliche Ausrüstungsgegenstände zu holen, oder ob Sie alles Nötige dabeihaben.« Schon jetzt ging er im Geiste durch, was er in der Garage hatte. Die meisten Sachen befanden sich natürlich im Laden in Eugene. Das war der Hauptfirmensitz, von dem aus sie Buchungen annahmen und Führer mit Kunden losschickten, entweder zum Kajakfahren, zum Rafting oder zum Wandern. Aber er hatte auch einiges zu Hause und überlegte, ob ihr irgendetwas davon passen würde.
    »Ich bin für den Aufstieg und für die Höhle gerüstet. Seil habe ich allerdings keines. Aber ich nehme an, Sie haben eins.«
    Er schnaubte. »Sie werden eine Taschenlampe brauchen. Batterien. Geeignete Schuhe. Handschuhe. Einen Helm …«
    »Wie gesagt«, erwiderte sie kühl und ohne den Blick von der Landkarte zu heben. »Ich habe alles, außer dem Seil. Sie haben die Überreste hier entlang rausgeholt, stimmt das?«
    Ein Seitenblick verriet ihm, dass sie zum Gipfel des Castle Rock zeigte. »Über die Kante hochgehievt«, bestätigte er. »War wesentlich leichter, die Leichen raufzuziehen, als sie abzuseilen, und außerdem konnten sie dadurch ihre Arbeit auch nach Einbruch der Dunkelheit fortsetzen.«
    »Sie haben bei Nacht gearbeitet?«
    Ihr Unterton ließ ihn stutzen.
    »Ja. Sie haben die Umgebung ziemlich hell ausgeleuchtet, aber drinnen in der Höhle …« Er zuckte die Achseln. Im Inneren der Höhle spielte es kaum eine Rolle, ob es draußen Tag oder Nacht war. Das einzige Licht war ohnehin künstlich.
    »Wie sind Sie eigentlich zu der Höhle gelangt, als Sie sie ursprünglich entdeckt haben?«
    »Ich bin aufgestiegen.«
    »Die Oberseite des Castle Rock will ich auch sehen, aber lassen Sie uns zuerst von unten zur Höhle aufsteigen.«
    Jetzt packte ihn die Neugier. »Gibt es dafür einen Grund? Ehrlich gesagt, kommt man von oben leichter heran. Der Weg auf der Seite führt durch den Wald, wenn auch mit einem Umweg. Vorne aufzusteigen erfordert einiges an Kletterei.«
    »Ich will auch die Rückseite sehen, aber zuerst steigen wir von unten auf. Anhand der Karten, die ich mir angesehen habe, erscheint es mir plausibler, dass das UNSUB die Knochen von unten hinaufgetragen hat, nicht von oben hinab.«
    »Das UNSUB?«
    »Das unbekannte Subjekt. Wer auch immer die Leichen dort abgelegt hat, falls es wirklich so gelaufen ist.«
    »Sie meinen den Mörder.«
    »Mord ist noch nicht erwiesen. Und selbst wenn, sind die beiden Personen nicht zwangsläufig identisch.«
    Er fügte sich mit einem inneren Seufzen. Toll. Er würde ihr die Felswand hinauf folgen müssen, ihr Anweisungen über Haltepunkte für Finger und Zehen zubrüllen und bereit sein, sie aufzufangen, wenn sie ausrutschte, was unweigerlich passieren würde. Selbst die Aussicht, während der Kletterpartie aus nächster Nähe ihren weltberühmten Hintern betrachten zu dürfen, machte die Prozedur für ihn nicht attraktiver.
    Seine Laune, die schon von vornherein nicht gerade strahlend gewesen war, wurde noch schlechter. In den nächsten fünfzehn Minuten fiel kein einziges Wort mehr, bis er von der Landstraße auf einen alten Forstweg abbog. Er verschwendete keine Mühe darauf, den tiefen Furchen auszuweichen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Fleming im Takt mit dem ruckelnden Auto heftig durchgeschüttelt wurde, ehe sie eine Hand aufs Armaturenbrett legte, um sich abzustützen.
    Er stellte den Motor ab. »Wir müssen zu Fuß weitergehen«, sagte er und nickte zu dem sie umgebenden Wald. »Erst in Richtung Osten, bis wir zum Fuß des Castle Rock kommen. Dann werde ich versuchen, den einfachsten Weg für den Aufstieg zu finden. Aber ich will Ihnen nichts vormachen: Es wird eine richtige Kletterei.«
    »Das haben Sie schon gesagt.« Sie war bereits ausgestiegen und öffnete gerade die Heckklappe, um ihren Rucksack herauszunehmen.
    Er tat es ihr nach, obwohl er den Rucksack würde abnehmen müssen, ehe er in die Höhle stieg. Sie war ganz schön eng. Beim ersten Mal hatte er seinen Rucksack am Eingang zurückgelassen und war liegend hineingekrochen und trotzdem ein paarmal hängen geblieben. Er war nicht scharf darauf, diesmal wieder ewig herumzuzappeln, um freizukommen. Nicht mit der Frau im Schlepptau.
    Er entnahm seinem Rucksack eine khakifarbene Baseballkappe mit seinem Business-Logo, Oregon Outdoors , und setzte sie auf. Alles andere konnte warten, bis sie näher an der Höhle waren. Zweifelnd sah er auf sein schwarzes T-Shirt herab. In der Sonne war es ziemlich warm, doch im Wald herrschten tiefere
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