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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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Gelegenheit bot, stellte Cait lieber ihre eigenen Fragen, auf ihre eigene Art. Manchmal förderte das andere Einzelheiten zutage.
    »Ich bin hier aufgewachsen. Vor fünf Jahren bin ich zurückgekommen und habe Oregon Outdoors gegründet.«
    Sie trat ihren Fuß aus einem Farngewirr frei. »Dann kennen Sie die Gegend also gut. Doch in Ihrer Aussage stand, dass Sie diese Höhle nie zuvor erforscht hatten.«
    Er drehte sich so abrupt um, dass sie die Hacken in den Boden rammen musste, um nicht mit ihm zusammenzuprallen. Er riss sich die Sonnenbrille aus dem Gesicht und sah sie mit grimmiger Miene an. »Mir ist die Öffnung durchaus schon vorher aufgefallen, ja. Aber ich hab mir nie die Mühe gemacht zu erkunden, ob sie irgendwohin führt. Ich hab’s nicht so mit Höhlen. Und wenn Kunden auf Höhlentour gehen wollen, sind sie normalerweise mit Sawyer’s Eishöhlen oder den Lavaröhren drüben in Bend zufrieden. Aber dieser eine Kunde wollte etwas Besonderes. Da musste ich an die Stelle denken, die mir am Castle Rock aufgefallen war, und ich hab mich dort genauer umgesehen.«
    Sie musterte ihn gelassen, trotz der Feindseligkeit, die er ausstrahlte. Er war nicht der Typ, der die Stoppeln auf seinem markanten Kinn absichtlich kultivierte, also war es wohl nichts als Nachlässigkeit. Es passte zu seinem leicht zerzausten braunen Haar mit den sonnengebleichten Strähnen. Wurde betont von den goldenen Flecken in seinen whiskeyfarbenen Augen, die von absurd langen Wimpern gesäumt waren.
    Augen, aus denen momentan Funken auf sie abgefeuert wurden. »Wenn Sie unterstellen wollen, dass ich sieben Skelette zu dieser Höhle hinaufgehievt und mir dann selbst die Cops auf den Hals gehetzt habe, dann hätten Sie lieber Model bleiben sollen. Dabei muss man wenigstens nicht denken.«
    Sie könnte ihn an Ort und Stelle umhauen, dachte Cait verdrossen. Ein gut platzierter Tritt in die Eier wäre die angebrachte Reaktion auf diesen Spruch. Aber so befriedigend das auch wäre, sie brauchte ihn aufrecht. Zumindest bis sie am Castle Rock angelangt waren. »Ich unterstelle nicht, dass Sie die Knochen in die Höhle gelegt haben.« Noch nicht.
    »Ja? Nun, dann haben Sie Sheriff Andrews zumindest eines voraus. Sie hat mich so ausgiebig in die Mangel genommen, dass ich allmählich das Gefühl hatte, sie würde mich schon in Gefängniskluft vor sich sehen.«
    »Wenn ich das Alter der Knochen erst einmal bestimmt habe, wissen wir genauer, wie lange sie hier gelegen haben.« Sie verriet ihm allerdings nicht, dass das der schwierigste Teil ihrer Aufgabe war. »Wer weiß? Wenn Sie ein paar Jahre lang nicht hier in der Gegend gelebt haben, könnten meine Ergebnisse Sie reinwaschen.«
    » Sie werden also das Alter der Skelette bestimmen.« Er musterte sie skeptisch. »Wenn Sie sich nicht gerade am Castle Rock abseilen, mit einem Satz von einem Hochhaus zum nächsten springen …«
    Ihr Lächeln verschwand. »Meine Qualifikationen sind nicht Ihr Problem, Sharper. Aber an Ihrer Stelle würde ich hoffen, dass ich etwas finde, was darauf schließen lässt, dass Sie nicht an der Sache beteiligt waren, statt mich absichtlich gegen Sie aufzubringen.«
    Seine grimmige Miene wurde weicher. Doch seine Augen funkelten unvermindert weiter. »Das ist nicht absichtlich, das ist natürlich. Und mir ist ziemlich egal, was Sie machen, solange es nicht meine Zeit frisst.« Er wandte sich um und stapfte wieder los.
    »Soweit ich weiß, werden Sie für Ihre Zeit entschädigt.«
    »Ich suche mir meine Kunden lieber selbst aus.«
    Irgendwie hatte Andrews ihn mit dieser Aufgabe ganz schön in die Enge getrieben. Cait konnte sich die Szene vorstellen, in der er widerwillig seine Zustimmung gegeben hatte, ihr zu helfen. Es kümmerte sie aber nicht im Geringsten. Und so setzte sie die Wanderung schweigend fort und ignorierte den Mann vor sich, so gut sie konnte. Als ihre Muskeln von der Anstrengung zu schmerzen begannen, kam es ihr ganz gelegen, auch das Sharper anzulasten.
    Zwei Stunden später lehnte sie am Fuß des von unzähligen Felsvorsprüngen übersäten Castle Rock und studierte die Felswand durch ihr Fernglas. »Welche ist es?«
    Sie ließ das Fernglas sinken, um zu sehen, in welche Richtung Sharper zeigte, dann hob sie es wieder, um dorthin zu blicken. Von hier unten war schwer zu erkennen, ob die Einbuchtung in den Felsen wirklich irgendwohin führte. Man musste schon ein entschlossener Kletterer mit brennender Neugier sein, um da hochzusteigen und jede finstere
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