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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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Temperaturen. Und zum Klettern brauchte er ohnehin mehr Schutz. Er beugte sich erneut über die Rückbank des Trailblazers und kramte herum, bis er ein langärmliges T-Shirt mit dem gleichen Logo wie dem auf der Kappe gefunden hatte, und stopfte es in den Rucksack. Dann knallte er die Tür zu, ging um den Wagen herum und stellte sich darauf ein, auf die Frau zu warten. Caitlin Fleming.
    Doch sie war längst startklar. Sie hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, den sie durch die Öffnung hinten in ihrer Baseballkappe gezogen hatte. Ihre Hände steckten in fingerlosen Kletterhandschuhen, und um ihren Hals hing an einem Band ein teuer aussehendes Mini-fernglas. Seine rasche Begutachtung endete bei ihren Schuhen.
    »Mit Stiefeln kämen Sie besser zurecht.«
    Sie hob einen Fuß an und zeigte ihm die Sohle mit ihrem griffigen Profil. »Fürs einfache Klettern sind mir die hier lieber. Und für Höhlen.«
    Er ersparte sich weitere Kommentare. Sie war zwar mit Ausrüstung gekommen, aber sie würde dennoch nicht auf das vorbereitet sein, was sie erwartete, und es war seine Aufgabe, ob ihm das nun passte oder nicht, sie hindurchzulotsen. »Wir haben einen längeren Weg vor uns. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie eine Pause brauchen oder mal pinkeln müssen.« Er marschierte in flottem Tempo los Richtung Wald und tat so, als hätte er die gemurmelte Bemerkung hinter ihm nicht gehört.
    »Wenn ich pinkeln muss, können Sie sicher sein, dass mir als Erstes Ihr Name über die Lippen kommt.«
    Da sein Mund zu grinsen drohte, kniff er ihn fest zu. Und dachte sich dabei, dass der Junge, der er einst gewesen war, von Glück sagen konnte, dass ihr Poster nicht von ihrer Stimme begleitet worden war.
    Es war gar nicht auszudenken, was für einen Schaden dies in seiner zarten Jungmännerseele hätte anrichten können.
    Cait hatte fast genauso lange Beine wie Sharper, und so fiel es ihr nicht schwer, mit ihm Schritt zu halten. Was ein Glück war, denn er schien keinen Gedanken daran zu verschwenden, ob sie zurückfiel oder nicht. In gleichmäßigem Tempo marschierte er durch den Wald, ohne sich auch nur einmal umzublicken.
    Sie wusste aus Erfahrung, dass sie auch von schwierigeren Stellen aus hätten starten können. So mussten sie sich zum Beispiel nicht den Weg durch Dornengestrüpp oder Unterholz freihacken, die Art von Barrieren, die sich in weniger begangenen Waldgebieten so rasch ausbreiteten. Was sie mutmaßen ließ, dass der Täter nicht auf diesem Weg gekommen war.
    Zum einen war der alte Forstweg von der Landstraße aus leicht zugänglich. Das Risiko, dass jemandem ein hierher abbiegendes Auto auffallen würde, war viel zu groß. Im Fall des Falles wären allzu viele Fragen zu beantworten.
    Andererseits, so sagte sie sich, während sie leichtfüßig über einen verwitterten Baumstumpf hüpfte, würde der Mantel der Dunkelheit stets Schutz vor Entdeckung bieten.
    Der Waldboden war an manchen Stellen dicht bewachsen, während er an anderen nur von Kiefernnadeln bedeckt war. Die Bäume waren hauptsächlich Tannen, durchmischt von gelegentlichen Laubbäumen, die in einer Höhe von fünfzehn Metern ein Laubdach bildeten. Doch die Nadelbäume mit ihrem dünnen Bewuchs ließen genug Sonnenlicht hindurchfallen. Cait konnte sich wesentlich schlimmere Arten vorstellen, einen Tag zu verbringen, als in aller Ruhe stundenlang durch den Wald zu trotten.
    Doch ihr stand der Sinn nicht nach Vergnügungen. Ebenso wenig dachte sie an den Mann, der mehrere Meter vor ihr durch den Wald stapfte.
    Vielmehr dachte sie an den Täter, der einen ganz ähnlichen Weg entlanggegangen sein dürfte.
    »Wie sind Sie auf die Höhle gestoßen?«
    »Ich habe in Sheriff Andrews’ Büro meine Aussage abgegeben«, erwiderte Sharper knapp und ohne seinen Schritt zu verlangsamen. »Barnes zeigt sie Ihnen bestimmt, wenn Sie ihn danach fragen.«
    Raue Kanten waren eine Sache. Aber kein Mensch war ohne Grund so barsch. Statt ihm über einen Steinhaufen zu folgen, machte Cait einen Umweg darum herum. Vielleicht war er einer von der Sorte, die Polizisten nicht traute. Das war ziemlich verbreitet bei den Leuten, denen sie im Zuge von Ermittlungen begegnete. Und die meisten von ihnen hatten einen Grund für ihr Misstrauen. Sie hätte gern gewusst, wo das von Sharper herrührte.
    »Wie lange arbeiten Sie schon als Führer hier in der Gegend?« Sie verriet ihm nicht, dass seine Aussage in dem Aktenordner enthalten war, den ihr Andrews gegeben hatte. Wenn sich die
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