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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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zwischen Cait und Kristy hin und her und blickte dabei drein wie ein Verhungernder vor einem dampfenden Festbankett. »Äh … Michaels.« Er hielt ihnen die Hand hin und musste sichtlich darum ringen, die Worte in der richtigen Reihenfolge hervorzustoßen. »Steve. Heiße ich jedenfalls.«
    Er wirkte verlegen, doch Cait gewährte ihm keine Nachsicht. »Nun, Michaels Steve, ich bin Cait Fleming.« Sie wies mit dem Daumen auf die andere Frau. »Meine Assistentin Kristy Jensen. Ich habe Ihren vorläufigen Bericht gelesen. Vielen Dank dafür. Kristy wird die meiste Zeit hier drinnen beschäftigt sein. Man hat mir versichert, dass sie sich an Sie wenden kann, falls sie etwas braucht.«
    Während sie sprach, schien der Mann seine Sprechfähigkeit wiedergewonnen zu haben. Doch noch immer saßen zwei hochrote Flecken auf seinen Wangen, und seine dunklen Augen blickten nach wie vor verdutzt. »Natürlich.« Mühsam löste er den Blick von Cait und richtete ihn auf Kristy. »Natürlich«, wiederholte er.
    »Dann gehe ich jetzt und lasse euch in Ruhe arbeiten.« Cait wusste zwar nicht, ob Barnes schon da war, doch sie hatte keine Lust, sich noch länger in Gegenwart des Rechtsmediziners aufzuhalten, der den Eindruck machte, als hätte er sie soeben für einen billigen Pornofilm gecastet, in dem ein flotter Dreier und eine Leichenbahre aus Edelstahl tragende Rollen spielten. Ehe sie den Raum verließ, warf sie Kristy noch einen letzten Blick zu. »Halt mich auf dem Laufenden.«
    Beim Hinausgehen hörte sie ihre Assistentin süß flöten: »Also, Michaels Steve, gehen wir doch mal raus zum Truck, dann können Sie mir helfen, die Scheißausrüstung auszuladen.«
    Grinsend ließ Cait ihr die Bemerkung durchgehen. Nichts zerstörte die schlüpfrigen Fantasien eines Mannes gründlicher als eine winzige, engelgleiche Blondine mit einem Mundwerk wie eine Müllhalde. Fast tat er ihr leid. Hätte ihr leidgetan, wenn sie von seiner allzu abgeschmackten Reaktion nicht noch verärgert gewesen wäre. Und so würde er bei der Zusammenarbeit mit Kristy genau das bekommen, was er verdient hatte.
    Kaum hatte sie das Leichenschauhaus verlassen, sah sie eine geschlagene Viertelstunde zu früh den Wagen des Lane County Sheriffs vor dem Haus anhalten. Schlagartig wieder guter Laune, ging Cait um den Wagen herum und trat an die Fahrertür. Ein stämmiger Deputy stieg aus und hielt ihr die Hand hin. »Mitch Barnes, Miss Fleming.«
    Zu spät begriff Cait, dass sie nach wie vor den temporären Hausausweis des Leichenschauhauses trug. Mit einer Hand riss sie ihn weg und reichte dem Deputy die andere. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, Mitch.«
    Der Mann reichte ihr bis ans Kinn, hatte schütteres blondes Haar und braune Augen, die ihn als Polizisten mit Leib und Seele auswiesen. Und es war ihr ID-Schildchen gewesen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, nicht ihr Gesicht oder ihr Körper. Sofort war er ihr schon allein deswegen sympathisch.
    »Sheriff Andrews sagt, Sie wollen nach McKenzie Bridge. Rüber zum Castle Rock.«
    Sie nickte und ließ das ID-Schild in ihre Tasche fallen. »Ich würde mir gern den Ablageort ansehen. Ein Gefühl dafür entwickeln.«
    »Haben Sie die Bilder gesehen?«
    Sie begriff, was er meinte, und nickte. »Ich will die Stelle trotzdem selbst sehen.«
    Achselzuckend beugte er sich über seinen Fahrersitz und tauchte einen Moment später mit einem Arm voller Landkarten wieder auf. »Andrews meinte, Sie wollten die hier haben.«
    »Genau, ja.« Sie nahm ihm den Stapel ab. »Wenn Sie mir nach McKenzie Bridge vorausfahren, folge ich Ihnen. Dann müssen Sie nicht warten, während ich mich in der Höhle umsehe, wenn Sie nicht wollen.«
    »Klingt gut. Man fährt ungefähr eine Dreiviertelstunde. Ich rufe von unterwegs aus Sharper an und sage ihm Bescheid, dass wir kommen.« Ein Grinsen erschien auf dem Gesicht des Deputy. »Er wird begeistert sein, dass er Sie zur Höhle führen darf.«
    Eingedenk der Bemerkungen von Sheriff Andrews am Vorabend beschlich Cait allmählich der untrügliche Verdacht, dass dieser Sharper wohl kein Freund höflicher Umgangsformen war. Die Vorstellung beunruhigte sie allerdings nicht halb so sehr, wie es die Befürchtung getan hätte, er wäre noch so ein Gaffer wie der Rechtsmediziner.
    Solche Männer brachten nur selten ihre besten Charakterzüge zum Vorschein.
    Wie zum Teufel war er in dieses Schlamassel geraten?
    Wutschnaubend warf Zach Sharper noch einen Blick in den Rückspiegel und
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