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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen
Autoren: Kylie Brant
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einbringen als irgendwelche vor zig Jahren verübten Morde.
    Doch Sheriff Andrews sagte nur: »Ich habe eine Kopie der Fallakte für Sie im Auto. Sie berichten direkt an mich, aber vor Ort arbeiten Sie mit meinem leitenden Ermittler Mitch Barnes zusammen. Ihn können Sie auch morgen kennenlernen.«
    Cait hatte ihre Aufmerksamkeit bereits wieder den Skeletten zugewandt. Sie erforderten noch aufwändige Präparationsarbeiten, doch die würden bis morgen warten müssen, wenn Kristy eintraf. Obwohl sie die Laborarbeiten überwachen würde, war Cait jetzt in erster Linie Ermittlerin und erst in zweiter forensische Anthropologin. Und sie wollte unbedingt einen Blick auf den Fundort werfen.
    »Meine Assistentin wird morgen gleich in aller Frühe loslegen. Sagen Sie Barnes, er soll um neun Uhr hier auf mich warten, und richten Sie Sharper aus, er soll sich bereithalten. Wir gehen rauf zum …«
    »Castle Rock«, ergänzte Andrews.
    »… und dort kann er mir dann zeigen, wie er auf die sterblichen Überreste von sieben Personen gestoßen ist.« Sie warf Sheriff Andrews einen Blick zu, als sie auf die Tür zugingen. »Wie hat Sharper auf die Funde reagiert? Ist er erschüttert?«
    Andrews lachte bellend auf, während sich echte Belustigung auf ihrer Miene abzeichnete. »Nichts kann Sharper erschüttern, abgesehen von Leuten, die ihm die Zeit stehlen. Er ist absolut gelassen, keine Sorge. Aber er würde garantiert nie einen Charme-Wettbewerb gewinnen.«
    Cait zuckte die Achseln. »Ich brauche keinen Charme. Kompetenz genügt mir.«
    Während sie den Sektionssaal verließen, erklärte Andrews: »Vielleicht erinnere ich Sie noch mal an diesen Satz, nachdem Sie ihn kennengelernt haben.«
    Zuerst machte Cait an einem Laden für Bürobedarf Halt. Dann steuerte sie ein Fastfood-Lokal an und holte sich am Drive-in-Schalter einen Salat mit gegrilltem Hühnchen, dessen Blätter an den Rändern schon unübersehbar welk waren. Sie aß ihn, während sie ihren Arbeitsbereich im Motelzimmer einrichtete. Die Fotos vom Leichenfundort waren auf weißen Schautafeln über dem Schreibtisch befestigt. Ein Sammelsurium von Etiketten, Karteikarten, Markern und Haftnotizzetteln lag ordentlich aufgereiht darunter.
    Nun saß sie, ans Kopfteil gelehnt, auf dem Bett, den Inhalt der dicken Fächermappe auf ihrem Schoß und der Matratze ausgebreitet. Die Fotos von dem Höhlenschacht waren mit einem hochauflösenden Objektiv gemacht worden, aber sie waren trotzdem dunkler, als ihr lieb war. Sie konnte zwar gut erkennen, wie dicht die Säcke nebeneinanderlagen, doch es war schon schwieriger, die nummerierten Plastikmarkierungen zu entziffern, die man vor jedem einzelnen aufgestellt hatte, um zu definieren, welcher welcher war.
    Es gab einen vorläufigen Bericht des Rechtsmediziners Steve Michaels, der einen soliden Eindruck machte. Die Abmessungen jeder Knochengruppe waren ebenso enthalten wie die Ergebnisse einer gründlichen Suche nach Verletzungen. Keines der Skelette wies Anzeichen frischer Traumen auf. Vielleicht fand sich ja an den fehlenden Schädeln etwas. Oder vielleicht waren die Todesfälle auch die Folge von Vergiftungen. Cait kniff die Augen zusammen und überlegte. Sie ertappte sich dabei, wie sie zugunsten der Opfer hoffte, dass man ihnen die Köpfe erst nach ihrem Tod abgeschlagen hatte.
    Waren die Köpfe entfernt worden, um eine Identifizierung der Toten zu erschweren? Um die Ermittler daran zu hindern, die Todesart festzustellen? Oder hatte der Täter sie als Trophäen behalten?
    Cait warf einen Blick auf die Uhr, sammelte langsam die Unterlagen zusammen und legte sie in die Mappe zurück. Wenn sie diese Frage beantworten konnte, wäre sie auf der Suche nach dem Täter schon ein gutes Stück weitergekommen.
    Kristy Jensen war mit ihren knapp eins fünfzig volle dreißig Zentimeter kleiner als Cait, ein zierliches, ätherisches Wesen, das wirkte wie aus einer anderen Welt. Hätte man ihr ein Paar Flügel angeklebt, hätte sie mit ihren elfengleichen Gesichtszügen und dem welligen blonden Haar wie eine Fee aus einem Märchenbuch für Kinder ausgesehen.
    Sobald sie allerdings den Mund aufmachte, ging dieser Eindruck unwiderruflich flöten.
    »Es ist einfach verflucht unmöglich, auf vernünftige Art in dieses Drecksloch von Stadt zu kommen, das weißt du, oder?« Kristy nippte an ihrem Starbucks-Kaffee und sandte einen grimmigen Blick aus ihren kornblumenblauen Augen über den Becherrand. »Ein Charterflug, meine Fresse. Acht beschissene
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