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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter
Autoren: S MacBride
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durch. Es sind nur die Guten, die jung sterben.«
    Hinter der Trennscheibe lag Beatrice Eastbrook in einem Einzelzimmer, angeschlossen an eine Batterie von Monitoren. Ihr Kopf war dick verbunden, die wenigen Stellen, wo Haut zu sehen war, von Schorf und Blutergüssen bedeckt.
    Die Schwester räusperte sich. »Wir haben … Also, irgendjemand muss Jenny sagen, dass ihre Mama tot ist.« Schweigen. Hüsteln. »Nicht wahr?«
    Logan nickte.
    »Hallo.« Er blieb am Fuß ihres Krankenbetts stehen.
    Sie wirkte so winzig, wie sie da inmitten des riesigen Metallgestells auf der kratzigen Bettdecke lag. Man hatte die verdreckten Verbände an ihren Füßen durch frische, blütenweiße ersetzt.
    Jenny starrte ihn an. Ihr Mund war ein harter kleiner Strich.
    »Ja … also …« Logan griff in die Plastiktüte, die die Kollegen von der Spurensicherung ihm gegeben hatten, und nahm einen blauen Teddybären heraus. »Den haben wir gefunden, als wir … Na ja, ich dachte, du hättest ihn sicher gerne wieder. Damit er dir Gesellschaft leistet.« Er hielt ihr den Bären hin, doch sie rührte sich nicht. »Okay. Ich setz ihn einfach hierher.«
    Er platzierte ihn am Fußende des Betts, wo sie ihn gut sehen konnte. Etwas Vertrautes von zu Hause. Das würde ihr gefallen. »Wie geht’s dir denn?«
    Jetzt starrte sie statt seiner den Bären an.
    »Hör zu, ich kenne da ein kleines Mädchen, das ist von einem Auto angefahren worden, und die Ärzte mussten ihr ein Bein abschneiden; und die Leute, die dich entführt haben, haben es gestohlen. Sie haben der Polizei ihren großen Zeh geschickt und behauptet, es wäre deiner.«
    Logan kratzte das Fell zwischen den Ohren des Bären. »Später wird es eine Feier geben, und der Bürgermeister wird ihr den Zeh zurückgeben. Ich glaube, ihre Eltern möchten ihn beerdigen … Also, dieses kleine Mädchen würde dich jedenfalls gerne kennenlernen, wenn du nachher Zeit hast? Würde dir das gefallen?«
    Schweigen.
    Er schluckte. Atmete tief aus. Dann zog er sich einen Plastikstuhl heran. »Jenny, die Ärzte wollen, dass ich dir von deiner Mama erzähle …«
    »Ja, und der Polizeipräsident hat offiziell Beschwerde eingelegt, und jetzt muss sich Green durch einen Berg von Papierkram kämpfen und erklären, warum er wie Rambo ein Gebäude gestürmt hat, in dem Geiseln festgehalten wurden, und zugelassen hat, dass jemand mit der Waffe, die er eigentlich gar nicht haben sollte, jemand anderen erschossen hat.«
    Keine Antwort.
    Logan starrte an die Decke. »Der Wohnwagen stinkt übrigens immer noch wie ungewaschene Füße. Solltest mal die fetten Spinnen sehen, die da hausen – die beantragen demnächst noch Kündigungsschutz …«
    Er drückte Samanthas Hand. Die Haut war kalt.
    Die Maschine, die für sie atmete, zischte und pingte. Eine andere piepste und zeigte ihren Herzschlag an. Alles stank nach Desinfektionsmittel, gekochtem Blumenkohl und Verzweiflung. Nicht einmal Wee Hamish Mowats riesiger Blumenstrauß konnte dagegen ankämpfen.
    »Sie haben rausgefunden, wer die Wohnung abgefackelt hat.« Er räusperte sich. »Als sie Craig Petersons DNS ins System eingegeben haben, stimmte sie mit dem überein, was sie von der Außenseite der Wohnungstür abgekratzt hatten. Es … Deswegen gab es keine Fasern oder Fingerabdrücke. Ich hatte ihn in die Mangel genommen, weil ich dachte, jemand müsste ihn mal ein bisschen zurechtstutzen, und er …« Ein tiefer Atemzug. »Er muss geglaubt haben, ich sei ihnen auf der Spur. Also hat er versucht, uns zu beseitigen. Es war alles meine Schuld – von vorne bis hinten. All das …«
    Logan beugte sich vor, bis seine Stirn auf der kratzigen Decke ruhte.
    »Ich will nicht länger Polizist sein. Ich hab es verdammt noch mal nicht länger verdient , Polizist zu sein.«
    Die Maschinen piepsten und zischten. Das Gebäude brummte.
    »Es tut mir leid.«
    »Ist schon okay. Schsch …« Eine Hand streichelte seinen Nacken. »Es ist okay.«
    Er blickte auf, und Samantha lächelte von ihrer Kissenburg auf ihn herab.
    »Mein Gott, Logan, du machst immer so ein Theater um alles.«
    »Ich dachte, du wärst –«
    »Mir geht’s gut. Glaub ja nicht, dass du mich so leicht loswirst.« Sie riss die Schläuche und Drähte von ihrem Handgelenk und ihrer Brust ab. »Komm jetzt, schauen wir, dass wir aus diesem versifften Loch verschwinden, ehe sie beschließen, mich noch einmal in so ein Scheißkoma zu versetzen.« Samantha schwang ihre Beine über die Bettkante und sprang auf das Linoleum
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