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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter
Autoren: S MacBride
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leise. Sie kommen in ein anderes Zimmer, wo die Wände auch so vollgemalt und -gekritzelt sind wie in dem, wo sie festgehalten wurden, nur dass hier kein Bett ist, bloß wieder ein Haufen Türen. Sie geht auf eine davon zu.
    Jenny wischt sich mit einem schmutzigen Ärmel die feuchten Augen, holt tief und zittrig Luft und schlurft hinter ihr drein. Der Verband an ihrem linken Fuß ist klatschnass, als ob sie in eine Pfütze aus Tomatensauce getreten wäre, und jeder Schritt hinterlässt einen verschmierten Fußabdruck auf dem dreckigen Teppichboden.
    Und es tut weh .
    »Komm jetzt, Schätzchen; wer ist Mamis braves kleines Mädchen?«
    Braves kleines Mädchen. Sie ist ein braves kleines Mädchen.
    Jenny bleibt einen Moment stehen, atmet zischend ein und aus, und Tränen rinnen ihr über die Wangen.
    Mami will die Tür aufmachen, und dann sagt sie ein schlimmes Wort. Sie packt den Knauf und dreht ihn nach links und nach rechts, zerrt, fletscht die Zähne, rüttelt wie wild an der Tür. Dann nimmt sie einen Schritt Anlauf und tritt mit dem nackten Fuß dagegen.
    Sie versucht es mit einer anderen Tür. Verschlossen. Und der nächsten. Auch verschlossen. »Du DRECKSCHWEIN !« Mami schlägt mit der Hand gegen das Holz, und ein lautes BUMM hallt durch das düstere, stinkige Zimmer.
    Dann schnarrt eine kalte Metallstimme irgendwo im Dunkel. »Ach komm, ich bitte dich: Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein, oder?« Ein Monster tritt aus dem Schatten, sein weißer Anzug schimmert, als ein Sonnenstrahl ihn trifft. Auf seinem Namensschild steht ROGER . »Als ob ich weggehen würde, ohne abzuschließen, damit ihr einfach rausspazieren könnt. Für wie blöd hältst du mich eigentlich, Alison?«
    Mami dreht sich um und drückt sich flach an die Tür. »Du musst uns gehen lassen.«
    »Einen Scheißdreck muss ich.« Er hält ein glänzendes Ding hoch. Es dauert einen Moment, bis Jenny kapiert, dass es ein großes Messer ist. »Also, gehst du jetzt zurück in dein Zimmer wie ein braves kleines Mädchen, oder muss ich dich in Stücken wieder reinschleppen?«
    Logan hielt sich an dem Griff über der Beifahrertür fest, als Rennie das Steuer scharf nach links herumriss. Das Heck des Vauxhall brach aus, als sie über die rote Ampel auf die George Street schossen. Ein weißer Van hupte sie an, und eine alte Dame in einem Mini machte eine Wichsgeste.
    »Wiederhole, wir brauchen schleunigst ein bewaffnetes Einsatzteam draußen im Gewerbegebiet Farburn, Stoneywood!«
    »Augenblick …«
    Ein Klicken, eine Pause, und dann dröhnte Finnies Stimme aus dem Airwave. »Was ist da los?«
    Logan erzählte ihm von dem Foto an Davina Pearce’ Zimmerwand.
    »Und Sie meinen, das reicht, um ein bewaffnetes Einsatzteam loszuschicken –«
    »Wenn ich’s Ihnen sage – es ist exakt der gleiche Raum wie in dem Video –, pass auf den Bus auf!«
    »Bist du sicher, dass ich nicht die Sirene einschalten kann?« Der Wagen schwenkte jäh zur Mitte der Fahrbahn und dann wieder zurück in die Spur. Läden und Taxis und Lastwagen und Menschen zogen verschwommen am Beifahrerfenster vorüber.
    »Hören Sie, es ist jetzt halb acht, wir haben keine fünf Stunden mehr bis zum Ablauf des Ultimatums. Wenn die Täter –«
    »Bleiben Sie dran .« Einen Moment war es still, und dann war Finnie wieder da. » Ich will nur hoffen, dass es nicht schon wieder viel Lärm um nichts ist, wie bei Stephen Clayton.«
    »Ich sag Ihnen was: Wenn es so ist, haben Sie gleich morgen früh meine Kündigung auf dem Schreibtisch.« Nicht, dass er damit so arg viel aufs Spiel gesetzt hätte.
    Wieder eine Pause. »Abgemacht. Ein bewaffnetes Einsatzteam ist unterwegs.«
    »Was ist mit dem da?« Rennie deutete durch die Frontscheibe auf eine stillgelegte kleine Lagerhalle.
    Logan verglich sie mit dem Foto. »Fahr weiter.«
    Der Einsatzwagen rollte im Schritttempo durch das Industriegebiet. Das war das Problem in einer Gegend wie dieser um Viertel vor acht an einem Mittwochabend – fast jedes Gebäude sah aus, als stünde es leer: alles verriegelt und verrammelt und dunkel hinter Maschendrahtzäunen und verschlossenen Toren.
    Die lilaschwarzen Wolken hatten sich über den ganzen Himmel ausgebreitet, ein feiner Nieselregen benetzte die Scheiben. Über dem riesigen, hässlichen, leerstehenden Siebzigerjahre-Komplex aus Beton und Glas, in dem früher BP untergebracht war, stand ein Regenbogen.
    »Charlie Delta Zwölf, hier Foxtrot Tango Zwo … wo zum Teufel steckt ihr?«
    Logan drückte den
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