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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter
Autoren: S MacBride
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kommt näher. Es ist genau wie in ihren Träumen. Jede Nacht in den letzten zwei Wochen hat Beatrice dafür gebetet, dass die Schweine, die ihr Alison weggenommen haben, einen schrecklichen Tod finden sollten. So eine Freundin ist sie. Eine, die dich nie im Stich lässt.
    Hier ist sie – so nah, so nah …
    Beatrice drängelt sich nach vorne. Wissen diese Idioten denn nicht, wer sie ist? Sie ist Alisons beste Freundin!
    Alison sieht ihr direkt in die Augen und lächelt.
    Beatrice bleibt fast das Herz stehen. Um ein Haar wäre sie auf der Stelle tot umgefallen. Zack, peng – gefällt von einem Lächeln.
    Sie tritt vor und fällt Alison um den Hals. »O Gott, ich bin so froh, dass du alles heil überstanden hast!«
    Beatrice hält sie fest umschlungen. Will sie gar nicht mehr loslassen. Ihre beste Freundin, für immer und ewig.
    Und dann beugt Alison sich vor und flüstert ihr etwas ins Ohr.
    Beatrice blinzelt. »Ich hab ein Geschenk für dich …«
    Tschok tschok, tschok, TSCHOK , TSCHOK – die Klinge ist wie ein lebendiges Wesen, sie blitzt auf und beißt zu, und alles ist voller Blut, und die Leute kreischen, und die zwei Kleiderschränke in ihren schwarzen Anzügen stehen nur da und gaffen, und Beatrice lässt nicht ab von ihr, sticht wieder und wieder zu.
    Dann packt jemand sie an der Kehle, ein anderer am Arm, und sie entreißen ihr das Messer. Sie zerren sie zu Boden, treten und schlagen auf sie ein, während sie nur lacht und lacht und lacht.

53
    Elf Uhr. Die Geräuschkulisse im Krankenhaus war gedämpft, bis auf dieses unablässige dumpfe Brummen – als wäre das ganze Gebäude eine gewaltige Maschine, die allein dazu da war, Menschen zu zermalmen und nur bleiche Hüllen zurückzulassen.
    Logan stand an Helen Browns Bett, die Hände hinter dem Rücken, und sah zu, wie eine Frau, die nur wenige Jahre älter war als er selbst, lautlos weinte, weil ihr Enkel in Pflege kam und ihre Tochter beide Beine verlieren würde.
    »Die Ärzte sagen, ihr Zustand ist stabil, und –«
    »Raus hier. Lassen …« Helen Brown drückte die Fäuste in ihre Augenhöhlen. »Lassen Sie mich einfach in Ruhe …«
    »Darren McInnes wird im Gefängnis sterben. Ich verspreche Ihnen, dass er –«
    » SIE HÄTTEN SIE EHER FINDEN MÜSSEN! SIE HÄTTEN SICH VERDAMMT NOCH MAL DRUM KÜMMERN SOLLEN !« Ihre Stimme hallte durch das Krankenzimmer.
    »Ist ja schon gut, Helen, beruhigen Sie sich. Er geht ja schon.« Die Sohlen der kräftigen Krankenschwester quietschten auf dem Terrazzoboden, als sie ihr breites, rosiges Gesicht Logan zuwandte und ihn böse anstarrte. »Nicht wahr?«
    Der uniformierte Constable schüttelte Logan die Hand. Mit seiner spitzen Nase und den stromlinienförmigen Wangenknochen sah er aus wie ein rasierter Windhund. »Ich weiß, Sir, es ist alles ziemlich scheiße gelaufen und so, aber ich wollte Ihnen nur sagen: Sie haben einen Spitzenjob gemacht.«
    Warum fühlte er sich dann so beschissen? »Ist Mr. Webster da drin?«
    »Shuggie? Aye , bis die seine Hand wieder hingekriegt haben, geht der so schnell nirgendwohin. Ich will gar nicht wissen, was diese Hauttransplantationen kosten – als ob der je in seinem Leben Steuern gezahlt hätte.« Constable Windhund trat von einem Fuß auf den anderen. »Sagen Sie, Sir, wenn Sie sowieso eine Weile hier sind, könnte ich dann mal eben rasch austreten?«
    »Klar.« Logan trat ins Zimmer und machte die Tür zu.
    Shuggie saß auf dem Stuhl neben seinem Bett. Die Blutergüsse sahen noch nicht viel besser aus, eher schlimmer – von Blau und Lila gingen sie allmählich in scheußliche Grün- und Gelbtöne über. Seine rechte Hand steckte in einer Art Käfig, vermutlich, um das wunde Fleisch und die freiliegenden Knochen darunter vor Druck zu schützen.
    Logan räusperte sich. »Wie geht’s denn so?«
    Shuggie blickte auf – stieß einen schrillen Schrei aus und duckte sich ängstlich in seinen Stuhl. »Ich hab nichts gesagt! Ganz bestimmt nicht, ich schwör’s bei Gott …« Er drückte seinen Handkäfig an die Brust.
    Das also war aus Logan geworden: einer von der Sorte, die den Leuten panische Angst einjagten.
    »Ich wollte nur sagen, dass es mir leidtut. Ich meine alles, was passiert ist.«
    Shuggie nahm den Blick nicht von dem Käfig um seine Hand. »Ich verspreche, ich werde kein Wort sagen …«
    »Tja, also …« Die Schwester schürzte die Oberlippe und ließ ihre mattweißen Schneidezähne sehen. »Keine Sorge – sie kommt schon durch. Abschaum wie sie kommt immer
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