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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche
Autoren: Kathy Reichs
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ich vorgehabt hatte. Oder auch nicht.
    »Ich werde bestimmt nichts tun.«
    Ryan warf mir fragende Blicke zu.
    »Ich bin nicht blöd,Tempe. Ich werde bei diesem Malo nicht an der Haustür klingeln. Ich behalte ihn einfach im Blick, bis du mit Mister Wunderbar auftauchst.«
    »Harry, hör mir zu.« Ich zwang mich, ruhig zu klingen. »Geh nicht einmal in die Nähe dieses Hauses. Dieser Kerl ist tödlich. Er ist keiner, mit dem man herumspielen kann.«
    »Du wirst stolz auf mich sein, große Schwester.«
    Ich lauschte einer toten Leitung.
    »Heilige Maria Mutter Gottes!« Ich drückte auf Wahlwiederholung.
    »Was ist?«, fragte Ryan.
    »Harry will Malos Haus auskundschaften.«
    »Halte sie auf.«
    Harrys Handy klingelte und klingelte, schließlich sprang die Voice-Mail an.
    »Sie nimmt nicht ab. Mein Gott, Ryan. Wenn wir recht haben mit Malo, dann ist dieser Kerl ein Monster. Der bringt Harry um, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.«

    »Ruf sie noch mal an.«
    Ich tat es.Voice-Mail.
    »Sie findet Malos Haus nie und nimmer«, sagte Ryan.
    »Sie hat GPS auf ihrem Handy.«
    Ryan schaute mich an.
    »Greif mal nach hinten und gib mir dieses LED.«
    Ich öffnete meinen Sicherheitsgurt, drehte mich um und hob die Signallampe vom Boden auf.
    »Klemm das Ding an deine Sonnenblende.«
    Ich befestigte es mit Klettverschlüssen.
    »Steck das Kabel in den Zigarettenanzünder.«
    Ich tat es.
    Ryan schaltete das Fernlicht auf Blinkfunktion.
    »Klapp die Blende runter und leg den Schalter um.«
    Ich tat es. Das LED fing an, rot zu pulsieren.
    Ryan schaltete die Sirene ein und drückte das Gaspedal durch.

40
    Sirene und Blinklicht bringen einen überall hin. Und zwar pronto.
    Zwei Stunden, nachdem wir die Île d’Orléans verlassen hatten, waren wir bereits kurz vor Montreal. Die Rückfahrt hatte meine ganze Aufmerksamkeit erfordert. Ich musste mich an Seitenfenster und Armaturenbrett festhalten, um nicht allzu sehr durchgeschüttelt zu werden, wenn Ryan bremste und beschleunigte.
    L’Île-Bizard liegt nordwestlich von Montreal, an der Westspitze der Stadt Laval. Wieder auf der Insel, fuhr Ryan auf den Vierziger, durchquerte die Stadt und raste dann auf dem Boulevard Saint-Jean nach Norden.
    Von der Pierrefonds bogen wir rechts ab und schossen über
den Pont Jacques Bizard. In der Mitte der Brücke schaltete Ryan Sirene und Blinklichter aus.
    Der Großteil von L’Île-Bizard besteht aus Golfplätzen und dem Naturreservat, aber am äußeren Rand der Insel gibt es ein paar Wohnviertel, manche alt, andere so neu und exklusiv, dass die Preise nirgendwo angeschlagen werden. Malos Straße befand sich direkt hinter einem Fleckchen Wildwuchs an der Südspitze der Insel.
    Ryan wurde langsamer, als wir die Rustique erreichten, aber er bog nicht ab. Nach zehn Metern wendete er und schlich für einen zweiten Blick vorbei.
    Die Straße schien eine reine Wohnstraße zu sein. Große, alte Häuser. Große, alte Bäume. Kein Mensch bewegte sich zwischen ihnen.
    Wieder wendete Ryan auf der Cherrier, fuhr an den Bordstein und brachte das Auto in Position für beste Sicht. Beste Sicht für ihn. Ich musste den Hals recken und an ihm vorbeischauen, um etwas zu sehen.
    Die Rustique war eine Häuserzeile lang, am anderen Ende begrenzt von etwas, das aussah wie ein kleiner Park. Fünf Häuser auf der linken Seite. Sechs auf der rechten. Auf schmalen, tiefen Grundstücken weit zurückgesetzt, wirkten die Holzbauten alle sehr müde, brauchten einen neuen Anstrich und wahrscheinlich auch Installations- und Elektroarbeiten.
    Einige der Anwohner hatten sich an Rasenpflege und Gärtnern versucht. Manche mit mehr Erfolg als andere. Vor einem verwitterten viktorianischen Haus erkannte ich eine geschnitzte Holztafel mit der Inschrift 4 Chez Lizot.
    »Das ist wie Bastaraches Anwesen in Tracadie«, sagte ich.
    »Inwiefern?«
    »Sackgasse. Rückseite zum Fluss.«
    Ryan antwortete nicht. Er hatte ein Fernglas aus dem Handschuhfach gezogen und suchte erst die eine Seite, dann die andere ab.

    Ich schaute wieder an ihm vorbei. Drei Autos standen am Bordstein dieser Seite, eins in der Nähe der Cherrier, eins in der Mitte der Zeile und eins unten am Park.
    Das Schild der Lizots deutete darauf hin, dass sich die geraden Nummern rechts befanden. Ich zählte von der Straßenmündung weg.
    »Nummer dreizehn muss dieses letzte Doppelgrundstück auf der linken Seite sein.« Sehen konnte ich allerdings nicht viel. Malos Grundstück war umgeben von einem mit Ranken
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