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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche
Autoren: Kathy Reichs
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überwucherten, fast zwei Meter hohen Maschendrahtzaun. Durch Lücken im Blätterwerk konnte ich Kiefern erkennen, Zedernhecken und eine riesige, tote Ulme.
    »Seine Gartengestaltung find ich super.« Meine Nervosität verleitete mich zu schwachsinnigen Scherzen.
    Ryan lachte nicht. Er tippte Ziffern in sein Handy.
    »Kannst du Malos Schild entziffern?«, fragte ich.
    »Prenez garde du chien.«
    Vorsicht, bissiger Hund. Das war kein Witz.
    »Ich brauche drei DBQ,Typ eins.« Ryan forderte die Überprüfung von Autokennzeichen an, und ich vermutete, er sprach mit dem Wachhabenden in der SQ-Zentrale. Er wartete kurz, dann las er das Kennzeichen eines arg verbeulten und heruntergekommenen Mercury Grand Marquis kurz vor der Cherrier ab.
    »Murchison, Dewey. Trois Rustique. Oui.«
    Ich schaute mir den Ziegel- und Holzbau vier Grundstücke von Malos Haus entfernt an. Es war offensichtlich, dass der alte Dewey nicht auf einem fetten Portfolio saß.
    »Neun.Vier. Sieben. Alpha. Charlie. Zulu.« Ryan war inzwischen bei dem Porsche 911 in der Mitte der Häuserzeile.
    Nach der nervenaufreibenden Fahrt empfand ich die Wärme und die Ruhe im Impala als einschläfernd. Während ich noch Ryans Gespräch mithörte, wurde ich mir plötzlich einer überwältigenden Erschöpfung bewusst.

    »Vincent, Antoine.« Ryan wiederholte den Namen. »Wohnen in der Rustique irgendwelche Vincents?« Ryan wartete. »Okay.«
    Meine Arme und Beine fühlten sich allmählich an wie Roheisen.
    »Moment mal.« Ryan nahm sich das Fernglas und las das Kennzeichen eines neueren Honda Accord am Ende der Häuserzeile ab. Nach einer Pause fragte er nach: »Was für eine Verleihfirma? «
    Meine Erschöpfung war wie weggeblasen. Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich auf den Accord.
    »Haben Sie eine Nummer?« Die Stimme, die mit Ryan sprach, antwortete etwas. »Und Sie sind bestimmt nicht zu beschäftigt? « Kurze Pause. »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet. «
    Ryan klappte sein Handy zu, warf es aber nicht wieder aufs Armaturenbrett.
    »Das ist Harry.« Meine Stimme klang wie unter Strom. »Ich weiß es.«
    »Jetzt nur keine voreiligen Schlüsse.«
    »Okay.«
    Ich ließ mich zurücksinken und verschränkte die Arme. Löste sie wieder voneinander und knabberte am Nagelbett herum.
    »Der Mercury und der Porsche gehören Anwohnern«, sagte Ryan, ohne Nummer dreizehn aus dem Blick zu lassen.
    Ich verkniff mir einen Kommentar.
    Sekunden schleppten sich dahin. Minuten. Äonen.
    Der Impala wirkte plötzlich bedrückend. Ich ließ mein Fenster herunter. Süßliche, warme Luft wehte herein und brachte den Geruch von Schlamm und frisch gemähtem Gras mit sich. Das Schreien von Möwen.
    Ich schrak hoch, als Ryans Telefon in seiner Hand bimmelte.

    Ryan hörte zu. Dankte dem Anrufer. Schaltete ab.
    »Harry hat den Accord am Montagmorgen gemietet.«
    Mein Blick schnellte den Block entlang. Das Auto war leer. Der Park war leer.
    »Ich rufe sie an.« Ich griff nach meiner Handtasche.
    Ryan hielt meinen Arm fest. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Ryan schaute mich nur an.Wie die meinen waren auch seine Augen voller Müdigkeit.
    Dann dämmerte mir die beängstigende Erkenntnis. Wenn Harry auf Malos Grundstück oder in seinem Haus war, dann würde ein bimmelndes Handy ihre Sicherheit gefährden.
    »Mein Gott, Ryan, glaubst du wirklich, dass sie reingegangen ist?« Reingeschleppt wurde? Ich konnte es nicht aussprechen.
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich wusste es.
    »Wir müssen sie rausholen.«
    »Noch nicht.«
    »Was?« Scharf. » Wir sitzen hier einfach nur rum?«
    »Eine Weile schon. Wenn ich reingehe, dann gehe ich nur mit Verstärkung rein. Beachte die Betonung auf der ersten Person Singular.«
    Die Sonne stand tief, spiegelte sich in Fenstern und Motorhauben und färbte den Fluss, den Park und die Straße bronzefarben. Ryan setzte sich seine Sonnenbrille auf, legte beide Arme aufs Lenkrad und starrte weiter die Rustique entlang.
    Die Erde drehte sich nicht mehr. Hin und wieder schaute Ryan auf seine Uhr. Ich auf meine. Jedes Mal war weniger als eine Minute vergangen.
    Ich wechselte vom Nagelbett zu Fäden, die ich aus der Armlehne zupfte. Und wieder zurück. Trotz der Wärme waren meine Finger eiskalt.
    Wir beobachteten seit zehn Minuten, als ein Camarro die Cherrier hochgeschossen kam und so schnell in die Rustique
einbog, dass die Reifen leise quietschten. Der Fahrer war nur eine undeutliche Silhouette hinter getönten Scheiben.
    Eine Silhouette, die ich
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